Weihnachten bei Royals

Andrew bleibt beim Fest der Liebe draußen

König und Thronfolger wollen bei den Briten gut Wetter machen. Von der Vorweihnachtsfeier im Buckingham-Palast war der degradierte Prinz verbannt.

Andrew bleibt beim Fest der Liebe draußen

Persona non grata: Andrew Mountbatten-Windsor, der Bruder des Königs (hier mit Ex-Frau Fergie)

Von Peter Nonnenmacher

Jahrzehntelang war er eine der zentralen Figuren bei Hofe gewesen. Dieses Jahr aber erhielt Andrew, der jüngere Bruder von König Charles III., erstmals keine Einladung mehr zur traditionellen Vorweihnachtsfeier der Windsors im Buckingham-Palast. Während seine Töchter, die Prinzessinnen Beatrice und Eugenie, wie immer in Hochstimmung ihre Plätze an der königlichen Tafel einnahmen, fand sich ihr Vater, der frühere Herzog von York, buchstäblich verbannt aus dem Kreis der Royals. Neugierige Fotografen sahen ihn am selben Tag verdrossen im Regen ausreiten, fernab der Familie, in Windsor Great Park.

Nur wenige Wochen ist es ja her, dass König Charles seinem Bruder den Prinzentitel offiziell aberkannte – ein unerhörter Akt, der aber wegen der verhängnisvollen Verbindung Andrews mit dem Sexualstraftäter Jeffrey Epstein nach Ansicht des Monarchen notwendig geworden war.

Andrew hat der Krone Schaden zugefügt

Zugleich hatte Charles Andrew erklärt, dass er aus seinem feudalen Schlösschen Royal Lodge im Windsor-Gebiet ausziehen müsse. Im Laufe des neuen Jahres soll der mit einem Schlag um Ansehen, Titel und große Auftritte gekommene Ex-Prinz auf ein kleineres Anwesen im ostenglischen Sandringham umziehen, wo er aus dem Weg ist – und zugleich weit genug entfernt von Schloss Sandringham, um der Königsfamilie bei deren dortigen Ferienaufenthalten, wie eben jetzt zur Weihnachtszeit, nicht in die Quere zu kommen. Denn während Charles dem Bruder offenbar finanzielle Unterstützung zugesagt hat im privaten Rahmen, will er in der Öffentlichkeit nicht mehr mit ihm gesehen werden. Zu viel Schaden hat Andrew Mountbatten-Windsor, wie sein offizieller Name neuerdings lautet, der Krone in den vergangenen Jahren zugefügt.

Neuerdings müssen sich schon alle Windsors fragen lassen, welchen finanziellen Nutzen sie eigentlich aus ihrer Zugehörigkeit zur Familie ziehen. Außer Andrew in der Royal Lodge hat zum Beispiel auch Prinz Edward, der dritte der Brüder, nur eine lächerlich kleine Gebühr für sein luxuriöses Leben im 130 Räumen umfassenden Palast Bagshot Park in Windsor entrichtet. Es handelte sich um eine regelrechte „Pfefferkorn-Pacht“. Erstmals hat dieser Tage der Parlamentsausschuss für öffentliche Ausgaben in Westminster eine Untersuchung in die königlichen Finanzen eingeleitet. „Jetzt wird der Deckel gelüpft“, warnte jüngst die konservative Zeitung „Sunday Times“.

Die „Magie der Monarchie“ wirkt nicht mehr

Mit aller Kraft suchen derweil die Hauptakteure der königlichen Familie – König Charles und Thronfolger Prinz William mit ihren Frauen Camilla und Catherine – dem fortschreitenden Vertrauensverlust zu wehren. Auch sie wissen natürlich, dass sich Anfang der 80er Jahre noch 86 Prozent der Briten positiv über die Monarchie aussprachen, während heute gerade mal noch die Hälfte der Bevölkerung findet, dass die Royals für die Nation wirklich von Bedeutung sind.

Auf die altvertraute „Magie der Monarchie“ allein können sich Charles und sie Seinen jedenfalls nicht länger verlassen. Seit die Krone 2022 auf ihn kam, hat sich der König denn auch zunehmend um eine zeitgemässere Haltung, um mehr Nähe zu seinen „Untertanen“ bemüht. Zusätzlichen Respekt hat ihm eingetragen, dass er trotz seiner vor zwei Jahren diagnostizierten Krebserkrankung klaglos und gutgelaut seinen Pflichten nachgekommen ist.

William und Kate setzen auf Modernisierung

Und dass er sich nützlich zu machen sucht – wie vorige Woche, als der 77-Jährige die Nachricht, dass seine Behandlung im neuen Jahr „reduziert“ würde, zu einem Appell an seine Landsleute nutzte, sie sollten sich um Himmels willen frühzeitig möglichen Vorsorgeuntersuchungen unterziehen. Zehntausende entsprechender Anfragen erhielt das Gesundheitswesen unmittelbar nach diesem Aufruf im Fernsehen. In früheren Windsor-Generationen wäre eine so direkte Aktion kaum denkbar gewesen. Noch radikaler als sein Vater will Prinz William, der Thronfolger, die Reform der Monarchie vorantreiben, sobald er an der Reihe ist. Statt Unterwürfigkeit soll es mehr Händeschütteln, statt royaler Abgehobenheit entschiedene Kampagnen für „gute Zwecke“ geben. Einige der ältesten Traditionen und Zeremonien sollen abgeschafft werden, nach und nach.

Falls es dem 43-jährigen William gelänge, 2026 wieder bessere Beziehungen zu seinem jüngeren Bruder herzustellen, wie es Monarchisten erhoffen, könnten auch Harry und Meghan eines Tages wieder zum Weihnachtsempfang in den Buckingham-Palast kommen oder in Schloss Sandringham mit unterm Weihnachtsbaum sitzen. Und für die Festtage vorsichtshalber die schweren Samtvorhänge dort schließen – falls Onkel Andrew mit finsterer Miene draußen vorbeigeritten kommt