Auf den Spuren von Textilkünstlerin Lotte Hofmann

Nanna Aspholm-Flik leitet in einem VHS-Kurs an, mit den Techniken zu arbeiten, und erinnert an die Geschichte der außergewöhnlichen Frau.

Auf den Spuren von Textilkünstlerin Lotte Hofmann

Es entstanden Applikationen, wie sie einst Lotte Hofmann kreiert hat – teils mit Originalstoffen der Künstlerin. Foto: privat

Murrhardt. In Kooperation mit der Textilsammlung Max Berk in Heidelberg hat unter der Leitung der finnischen Textildesignerin Nanna Aspholm-Flik in den Räumen der Volkshochschule Murrhardt der Workshop „Loho-inspiriertes Sticken“ stattgefunden. Loho steht dabei für die Textilkünstlerin Lotte Hofmann, der das Museum in Heidelberg noch bis zum 18. Januar eine Retrospektive widmet.

Dank der Förderung durch die Baden-Württemberg-Stiftung und der neu gegründeten Lotte-Hofmann-Stiftung werden dort Originalwerke, Skizzen und internationale Preise der Textilkünstlerin und Kunsthandwerkerin aus Oberrot einem breiteren Publikum präsentiert, heißt es im Bericht über die Veranstaltung. Die in Vergessenheit geratenen Mitbegründerin des Bunds der Kunsthandwerker in Baden-Württemberg und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes war Ausnahmekünstlerin. 1954 gewann sie bei der Biennale in Mailand die Goldmedaille. Zudem hatte Hofmann in ihren Werkstätten Arbeitsplätze für Frauen geschaffen und internationale Aufträge erhalten. Grund genug also, wieder einmal an die Künstlerin, an ihre künstlerische Vielseitigkeit und an ihr emanzipiertes und modernes Unternehmertum zu erinnern.

In einem einstündigen Impulsvortrag konnte Nanna Aspholm-Flik die Interessierten mit der Person Lotte Hofmann, ihrem Werdegang und Unternehmergeist, ihren Techniken und Innovationen, aber auch ihrer Stellung in der Gesellschaft vertraut machen. Am Beispiel kleiner Probeflicken ordnete sie die Techniken anhand von Fotografien beispielsweise des großen Theatervorhangs in der Stuttgarter Liederhalle zu und erklärte sie.

Unter der anregenden Leitung von Nanna Aspholm-Flik, die sich intensiv mit Lotte Hofmann befasst hat, entdeckten die Einzelnen individuelle und praktische Umsetzungen des vorangegangenen Impulsvortrags. In den sechs Stunden entstanden Musterpatches und kleine Werke aus den gespendeten original Loho-Stoffen, den Garnen, Flicken, Webdecken, Spitzen und der Wolle. Es wurde appliziert, gestickt, gewickelt, gestapelt und so wurden die berühmten, dreidimensionalen Loho-Fleckle nachempfunden und neu interpretiert. Da anders als in den Loho-Werkstätten seinerzeit in Oberrot-Hausen nicht mit der Nähmaschine, sondern alles von Hand gearbeitet wurde, entstand eine kontemplative Stimmung, die einerseits den beruhigenden Effekt des Stickens, andererseits auch kleine Gespräche in der Gruppe über die Motivation zur Handarbeit förderte.

Da Lotte Hofmann nicht nur unmittelbar im Umfeld ihrer Werkstätten in Oberrot-Hausen gewirkt hat und wichtig war, sondern auch darüber hinaus, war sich die Gruppe einig, dass der bedeutenden schwäbischen Textilkünstlerin ein dauerhafter Ausstellungsort gewidmet werden sollte – ein Museum, wo ihre unterschiedlichen Werkstücke, aber auch ihre internationalen Auszeichnungen einen Platz bekommen, heißt es weiter im Bericht.

Es schlummern wohl noch in so mancher Schublade Loho-Schätze, die einem interessierten Publikum bei einem Kurzurlaub in Murrhardt oder Schwäbisch Hall „Ohs“ und „Ahs“ entlocken würden. Die „Lotte Hofmann Friends“, ein Verbund Loho-Interessierter, werden auch künftig dafür sorgen, dass sie noch bekannter wird und die Wertschätzung erhält, die sie verdient.

Informationen dazu gibt es unter www.nannatextiles.de, zur Ausstellung unter www.museum-heidelberg.de. pm