Auf große Worte folgt riesiger Jubel

Aufstiegsgeschichten: Backnangs Basketballmänner haben ihr Saisonziel erreicht und sind in die Bezirksliga durchmarschiert.

Auf große Worte folgt riesiger Jubel

Verloren nur eines von 15 Saisonspielen und steigen in die Bezirksliga auf (von links): Die TSG-Basketballer Guolong Zhang, Benjamin Ehret, Kevin Wendel, Florian Kurz, Markus Rätscher, Henry Awodumila, Maximilian Jeck, Miodrag Starcevic, Nikolai Kaiser, Christian Meyer, Stephan Neuer, Viktor Linker, Mike Nabel, Slobodan Momcilovic, Enver Sabani und Coach Jörg Blaetter. Auf dem Foto fehlen: Daniel Schwefel, Fabian Feuchter, Leo Schabel, Tom Schäfer, Stefan Orth, Manuel Gotthardt, Darius Pakamanis, Tim Beckmann und Assistenzcoach Olaf Pichler. Foto: privat

Von Uwe Flegel

Vor der Saison hörte es sich sehr forsch an, als Backnangs Basketballer verkündeten, dass sie als Aufsteiger auch in der Kreisliga A vorne mitspielen und am besten gleich noch einmal aufsteigen wollen. Ein Dreivierteljahr später steht fest, dass die Mannschaft um Coach Jörg Blaetter keineswegs zu große Töne gespuckt, sondern Wort gehalten hat. Die Männer aus dem Murrtal haben den Durchmarsch geschafft, gehen nächste Saison in der Bezirksliga auf Korbjagd.

So richtig war der Aufstieg des Neulings nie in Gefahr. Immerhin gewann die TSG 14 ihrer 15 Spiele. Dann kamen die Coronakrise und der Saisonabbruch Mitte März. Von den noch ausstehenden drei Partien hätte der souveräne Spitzenreiter noch zwei gewinnen müssen, hatte Verfolger Fellbach doch schon dreimal verloren. „Wir wären auch Meister geworden“, ist sich Coach Blaetter sicher. Daraus wird nun aber nichts. Der Bezirksvorstand entschied, dass die TSG ebenso wie der Zweite Fellbach zwar aufsteigen darf, es aber wegen des Abbruchs keinen Meister gibt. „Das ist für den einen oder anderen meiner Spieler ein kleiner Wermutstropfen“, bekennt Jörg Blaetter.

Das wichtigste Ziel wurde jedoch erreicht. Backnang spielt kommende Runde in der Bezirksliga. Bis es so weit war, mussten der Trainer und sein Team aber durchaus die eine oder andere Schwierigkeit bewältigen, obwohl sie durchaus souverän vorne lagen. Der Coach sagt es so: „Wir sind sehr zuversichtlich in die Runde gegangen, haben aber in den ersten Spielen schnell gemerkt, dass es kein Spaziergang wird.“ Nicht oft gelang es der TSG, sich bis zur Halbzeit vom Gegner vorentscheidend abzusetzen.

Mit Nervenstärke das Topduell doch noch entscheidend gedreht

Dafür passte die Nervenstärke. Zum Beispiel im Spitzenspiel im Spätherbst in Fellbach, als der Tabellenführer meist hinten lag und sich nur mühsam in die Verlängerung rettete. Auch da hatte zunächst der SVF die Nase vorne. Allerdings bekamen die Murrtaler beim Stand von 67:67 die Chance zum letzten Wurf. Den setzte Kevin Wendel mit Ablauf der Spielzeit zwar vorbei, war dabei aber gefoult worden und bekam zwei Freiwürfe. Den ersten verwarf er, beim zweiten rauschte der Ball durch den Korb – 68:67. Rückblickend sagt Jörg Blaetter zu dem gewonnenen Topduell: „Das war von der Emotionalität eines meiner Top-Drei-Spiele, die ich im Basketball erlebt habe. Das Spiel war nicht nur hoch spannend, es hatte für Kreisliga-A-Verhältnisse auch ein sehr gutes Niveau.“

Eine Qualität, die Fellbach nur drei Wochen später zwar erneut erreichte, nicht aber der Tabellenführer. Prompt gab es kurz vor Weihnachten in eigener Halle beim 55:65 gegen den Verfolger die einzige Saisonniederlage. Die hatte aber keine großen Nachwirkungen. Als es im neuen Jahr weiterging, war die TSG zurück in der Spur. Vielleicht, weil neben dem vor der Saison neu gekommenen Jörg Blaetter auch einige Spieler bereits Erfahrung aus gemeinsamen Landesliga-Zeiten mitbrachten. Schließlich hatten der Coach und Akteure wie Nikolai Kaiser, Enver Sabani, Kevin Wendel und andere schon beim TV Marbach zusammen gearbeitet. Eine Verbindung, über die der Trainer zur TSG kam, als die nach dem Aufstieg aus der Kreisliga B einen Nachfolger für den kürzertretenden Spielertrainer Tom Schäfer suchte.

Offenbar hat Backnang den Richtigen gefunden, wie der zweite Aufstieg in Folge zeigt. „Wir waren die konstanteste Truppe“, nennt Blaetter eine Qualität, die sein Team der Konkurrenz voraus hat. Eine weitere ist, dass Backnang nicht nur in Fellbach Nervenstärke bewies, sondern zum Beispiel auch, als es gegen das sieglose Schlusslicht BG Tamm/Bietigheim unerwartet eng wurde: Die BG trat nicht mit ihrer Stammbesetzung an, sondern mit der U 20, die in der Landesliga verlustpunktfrei die Tabelle anführt. Die Jungs zeigten, warum. „Sie haben gegen uns elf Dreier versenkt, das ist für die Kreisliga A sehr gut“, erzählt Blaetter, der deshalb nach der Halbzeit seine defensivstarken Akteure brachte. Die sorgten mit einem starken dritten Viertel dafür, dass die Partie noch in die Verlängerung und dort erneut an die TGS ging. „Da hat uns unsere größere Erfahrung geholfen“, sagt der Coach zur letzten Partie der Runde. Denn dann kam Corona.

Deshalb ist derzeit noch nicht ganz klar, ab wann es für den Neuling aus dem Murrtal nun in der Bezirksliga um Punkte geht. Fakt ist, dass es bei der TSG keinen großen Umbruch gibt. Allerdings ist denkbar, dass der Verein künftig ein zweites Männerteam für die Kreisliga B meldet. „Wir haben zwischen 25 und 30 Spieler“, berichtet Blaetter, der zudem noch auf den einen oder anderen Neuen hofft. Wobei einer davon schon in den eigenen Reihen steht und bereits in der gerade abgebrochenen Runde ausgeholfen hat: U-16-Trainer Darius Pakamanis. Der ist zwar 38 Jahre alt, bringt aber Erfahrung als Basketballprofi in Litauen, Spanien und Deutschland mit. Gibt es also den nächsten Durchmarsch? Eher nein, sagt Blaetter, der weiß, dass die Bezirksliga starke Teams aufweist und „wir uns dort erst mal zurechtfinden müssen“. Sein Ziel: „Mehr Spiele gewinnen als verlieren. Dann sehen wir weiter.“

Auf große Worte folgt riesiger Jubel

War mit Backnang allen Kontrahenten am Ende überlegen: Nikolai Kaiser. Foto: A. Becher