Die Autobahn GmbH plant den Ausbau der A6 „mit höchster Priorität“. Doch ein Hohenloher Aktionsbündnis stemmt sich gegen die Erweiterung und kritisiert den Flächenverbrauch.
Typischer Anblick: Stau auf der zweispurigen A6.
Von Tanja Kurz
„Am Ausbau der A6 führt kein Weg vorbei“, titelt jüngst die örtliche Zeitung zur sechsstreifigen Erweiterung der 65 Kilometer langen Strecke vom Weinsberger Kreuz bis zur Landesgrenze Bayern. „Fakten statt Fehlprognosen“ fordert dagegen das Hohenloher Aktionsbündnis A6 „Sanieren statt Ausbau“, das insbesondere die den Plänen zugrunde liegenden Verkehrsprognosen in Zweifel zieht.
Zahlreiche Einsprüche
Die Vorgeschichte des 65 Autobahnkilometer umfassenden Projekts reicht bis ins Jahr 2001 zurück. Immer wieder hat das damals zuständige baden-württembergische Verkehrsministerium die Pläne aufgrund von Einsprüchen, geänderten rechtlichen Rahmenbedingungen und neuen Anforderungen an den Klima-, Arten- und Bodenschutz überarbeitet. Verschleppt, schimpfen Landes-CDUler wie der Bundestagsabgeordnete Christian von Stetten, der sich vehement und seit Jahren für den Ausbau des Abschnitts durch Hohenlohe einsetzt.
Seit 2021 ist die Autobahn GmbH des Bundes für Planung, Bau, Betrieb und Unterhalt der Bundesbahnen zuständig. Hier wird die Erweiterung als „eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte in Südwestdeutschland“ bewertet: „Der geplante Ausbau gewährleistet die Leistungsfähigkeit der A6 und die Verkehrssicherheit vor dem Hintergrund des steigenden Verkehrsaufkommens.“ Mit Ausnahme der bereits modernisierten Kochertalbrücke müssten rund 80 Bauwerke, vornehmlich Brücken, aufgrund ihres Alters und Zustands ersetzt werden.
Zerstörung von Ackerland
An beidem meldet das Aktionsbündnis Zweifel an: Der Verkehr habe nicht zu-, sondern abgenommen. Und: Die Brücken könnten mittels moderner Technik auch erneuert werden. Dem Bündnis stößt zudem der hohe Flächenverbrauch auf, der Neubau soll auf einer neuen Trasse verlaufen. „300 Hektar Ackerland würden zerstört“, kritisiert Hubert Meixner, Mitglied des Aktionsbündnisses. Er verweist auf die Einwände des Bauernverbands, der 2011 in einer Stellungnahme auf die „besondere Bedeutung der Böden“ in diesem Abschnitt hingewiesen und deren besonderen Schutz gefordert hat.
Aktuell legt die Autobahn GmbH nun neue Zahlen im Rahmen der Überarbeitung der Genehmigungsplanung für den A6-Ausbau auf den Tisch: „Die Zählungen bestätigen bislang Verkehrszahlen von aktuell deutlich über 60 000 Kraftfahrzeuge bei gleichzeitig sehr hohem Schwerverkehrsanteil.“ Die meisten der 80 Brücken in den Ausbauabschnitten seien aufgrund ihrer zu geringen Breite „nicht für eine sechsstreifige Verkehrsführung geeignet“, müssten also neu gebaut werden.
Das Projekt hat „höchste Priorität“
Im Bundesverkehrswegeplan ist das Projekt „mit vorrangigem Bedarf und Engpassbeseitigung gelistet“, die Autobahn GmbH Niederlassung Südwest plant nach eigenen Aussagen „mit höchster Priorität“. Auch CDU-Politiker von Stetten ist aktiv. „Wir haben mit dem Bundesverkehrsministerium vereinbart, in der zweiten Juli-Woche ein Gespräch mit Bürgermeistern der Region und dem neuen Parlamentarischen Staatssekretär in Berlin zu führen“, lässt er auf Anfrage wissen.
Wer häufig auf dem A6-Abschnitt bis zur Landesgrenze nach Bayern unterwegs ist, weiß: Angesichts der Dauerstaus sollten die Hohenloher früh starten, um rechtzeitig zum Termin mit Ulrich Lange in der Bundeshauptstadt einzutreffen.