Bei diesen Themen ist Stuttgart spitze

Bundeshauptstadt der Start-ups etwa und Erster in Forschung und Entwicklung: Stuttgart hat einige Pfründe, mit denen es wuchern kann.

Von Alexander Ikrat

STuttgart - Eines muss man dem Stuttgarter Oberbürgermeister Frank Nopper lassen: Wenn es darum geht, für die Landeshauptstadt als Innovationsstandort zu werben, dann schießt er die jüngsten Erfolge in einer Art Trommelfeuer ab, sodass seinen Zuhörerinnen und Zuhörern schon mal schwindelig werden kann.

Anlass genug, die Schlagworte von Veranstaltungen wie dem Stuttgarter Wirtschaftsempfang oder der diesjährigen Verleihung des Innovationspreises der Landeshauptstadt noch einmal aufzugreifen.

Nach einer Auswertung der Zeitschrift „Wirtschaftswoche“ aus dem Jahr 2024 ist Stuttgart zur Start-up-Hauptstadt Deutschlands emporgestiegen – vor Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München. Die Stadt habe sich zu einem äußerst respektablen Gründungsstandort entwickelt, da in wenigen Jahren etwa 300 Start-ups an den Start gebracht werden konnten. Start-ups wie die Firma SAM-Dimension, die mit einer Drohne Äcker überfliegt und jeden Unkrautkeimling erfasst, um später einen Traktor das Herbizid punktgenau nur dort sprühen zu lassen. Besonders gut ist die Start-up-City demnach in Produkten und Dienstleistungen für Geschäftskunden.

Beim deutschen Städteranking, das auch die „Wirtschaftswoche“, zusammen mit „Immoscout24“ und der Tochter des Instituts der deutschen Wirtschaft IW Consult erarbeitet, ist Stuttgart 2024 immerhin auf dem Silberplatz gelandet. Wie so oft lag nur das – mit rund 1,6 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern allerdings auch weit mehr als doppelt so große – München in Sachen Arbeitsmarkt, Wirtschaftsentwicklung, Lebensqualität, Immobilienmarkt und Nachhaltigkeit noch vor Stuttgart. Als Bester schnitt Stuttgart in der Teilkategorie Wirtschaft ab, etwa mit den meisten Patentanmeldungen. Bleibt abzuwarten, wie sich die Krise der Automobilindustrie auf solche und ähnliche Hitlisten der Zukunft auswirkt.

Laut Oberbürgermeister Frank Nopper liegt Stuttgart jedoch in einer Einzeldisziplin vor dem Erzrivalen in Bayern, und zwar beim Anteil des Personals, das hiesige Firmen in Forschung und Entwicklung vorhalten. 41,3 Stellen je 1000 Erwerbstätige seien das in Firmen am und unweit des Neckars, während die Quote in München bei 26,5 Stellen und in Frankfurt als Drittplatziertem bei 9,3 Stellen liege. Stolz ist Nopper auch darauf, dass mit 45 Prozent fast die Hälfte der Forschungs- und Entwicklungskapazitäten des Landes Baden-Württemberg in dessen Hauptstadt angesiedelt seien.

Dass Stuttgart im Bereich der nachhaltigen Künstlichen Intelligenz bundesweit ganz vorne mitspielt, darf der OB daraus schließen, dass die Europäische Kommission Stuttgart vor einem Jahr als eines von sieben Forschungs- und Technologiezentren des Kontinents zum Standort für eine sogenannte KI-Fabrik auserkoren hat. Neben der Universität Stuttgart kamen Athen, Barcelona, Bologna, das luxemburgische Bissen, das finnische Kajaani und das schwedische Linköping zum Zug. Ebenfalls zur Digitalisierung gehört, dass Stuttgart beim Smart-City-Index des Digitalverbands Bitkom – dem Digitalranking der smartesten Großstädte Deutschland – ebenfalls im vergangenen Jahr Platz 7 von 82 deutschen Großstädten vorgerückt ist.

Dass die Landeshauptstadt zu den wichtigsten Standorten für Architektur, Design, Software, Games, Animation oder Werbung zählt, lässt sich wiederum aus einer Bewertung der Europäischen Kommission herauslesen. Nach deren Creative Cities Monitor liegt Stuttgart mit seiner Kreativwirtschaft auf dem ersten Platz im Vergleich der europäischen Städte unter einer Million Einwohnerinnen und Einwohnern. Mit über 35 000 Beschäftigten in rund 3400 Unternehmen ist nach Angaben der Stadt jedes zehnte Unternehmen in diesem Wirtschaftszweig tätig. Laut OB Frank Nopper besitzt Stuttgart die „höchste Architektendichte in ganz Deutschland“, andere sprächen gar von „Architekten- und Architekturhauptstadt Deutschlands“.