Medienfokus BW

Blicken, was man anklickt

Medien-Selbsthilfe für alle – Aus der Bildungsinitiative Kindermedienland wird MedienFokus BW. Was steckt dahinter?

Blicken, was man anklickt

Die Teilnehmenden des vergangenen Schülermedienpreises und Rudi Hoogvliet, Staatssekretär für Medienpolitik (r. o. ). Die nächste Runde wartet bereits.

Von Kathrin Waldow

Wie erkennt man Deepfakes? Wie viel Bildschirmzeit ist noch gesund? Und was kann man in der Gaming-Szene fürs Leben lernen?

Mit Antworten auf solche und viele weitere Fragen rund um digitale Medien beschäftigt sich die Initiative MedienFokus BW des Landes. Das wichtigste Anliegen: Alle sollen einen kompetenten Umgang mit digitalen Medien lernen – Medienbildung für jung bis alt sozusagen. Damit richtet sich die Initiative ein Stück weit neu aus. Kürzlich wurde der neue Name eingeführt, inklusive neuer Website und witziger Social-Media-Kampagne.

Neuausrichtung nach über 15 Jahren Erfahrung

Gegründet wurde die Landeseinrichtung, die im Staatsministerium angesiedelt ist und ihre Geschäftsstelle bei der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg hat, 2010. Bis vor kurzem firmierte sie unter dem Namen Kindermedienland. „Seit 2010 führen wir unter Einbindung verschiedener zentraler Institutionen und Träger Projekte durch. Doch das Thema ist viel größer geworden und beschränkt sich nicht mehr nur auf Kinder und Jugendliche. Entsprechend hat sich das Programmspektrum erweitert“, sagt Regierungssprecher Matthias Gauger. Um den weiteren Themen und Zielgruppen gerecht zu werden, habe man die Initiative in MedienFokus BW umbenannt, so Gauger. Nun gibt es vermehrt altersübergreifende, themenbezogene Angebote sowie Inhalte gezielt für ältere Menschen, Seniorinnen und Senioren.

Der Bedarf an Medienbildung und die gesellschaftliche Relevanz des Themas ist enorm. Das zeigen immer wieder Erhebungen, wie etwa die jährliche Jugend, Information, Medien-Studie (JIM) vom Medienpädagogischen Forschungsverband Südwest wie auch eine im vergangenen September veröffentlichte Studie der Internationalen Hochschule (IU), die 16-65-Jährige zur Mediennutzung befragt hat. „Medienkompetenz ist heute wichtiger denn je – doch sie allein reicht nicht mehr aus. KI-generierte Bilder und Videos sind oft kaum noch als Fälschungen zu erkennen, die Flut an Falschinformationen nimmt zu. Verlässliche Orientierung wird immer schwieriger“, schreibt etwa die Professorin Nele Hansen zu ihren Ergebnissen.

Medienkompetenz ist vielschichtig und wird von unterschiedlichen Akteuren vermittelt

„Der Bedarf ist so groß, dass wir alleine das gar nicht machen könnten“, sagt Gauger. Daher würden längst nicht alle Aktivitäten in Baden-Württemberg in Sachen Medienkompetenz vom Staatsministerium verantwortet. „Medienkompetenz und Medienbildung sind als Querschnittaufgaben unter anderem auch im Kultusministerium angesiedelt.“ Etwa über das neu eingeführte Schulfach Informatik und Medienbildung. Im Innenministerium werde das Thema etwa in Bezug auf Sicherheit angegangen. Und das Thema Regulierung ist ein Globales. „Wir können mit unserer Initiative nur einen Ausschnitt dessen selbst abdecken, was das Spektrum Medienkompetenz angeht“, so Gauger. „Daher sehen wir es auch als Aufgabe der Initiative an, weitere Akteure im Bereich der Medienbildung zu vernetzen und die Maßnahmen zu bündeln.“

Die Partner wie etwa das Landesmedienzentrum oder die Landeszentrale für politische Bildung setzen im Rahmen von MedienFokus Projekte mit Referenten und Medienpädagogen um. Die Inhalte reichen von Medienrechte für Kinder, Aufklärung über Fake News, die sichere Einrichtung mobiler Geräte bis hin zur Erstellung eines Trickfilms oder Informationen zu digitalem Nachlass. Altersübergreifend stark nachgefragt sei derzeit ein Bereich: „KI ist das bestimmende Thema, da ist das Interesse groß, etwa auch bei Seniorinnen und Senioren. Die wollen wissen, wie kann ich das nutzen und was muss ich über KI wissen, wenn ich Medien konsumiere. Dazu wird es künftig noch mehr Angebote geben“, so Gauger.

Bei der Geschäftsstelle der Initiative laufen die Fäden von MedienFokus BW zusammen. Sie koordiniert und vermittelt die Angebote und setzt eigene Projekte um – etwa den Schülermedienpreis, für den sich Schülerinnen und Schüler mit eigenen Medienbeiträgen bewerben können. Außerdem richtet sie den Ideenwettbewerb „idee BW“ aus, hier werden Projekte zu Stärkung der Medienkompetenz mit bis zu 20 000 Euro ausgezeichnet.

Trotz Nachfrage und Relevanz gibt es Schwierigkeiten in der Umsetzung

Bewährt hätten sich auch die Mentorenprogramme: „Die Idee ist: Schüler und Erwachsene auszubilden, damit sie in ihren Bereichen als Multiplikatoren agieren können“, sagt Gauger.

Trotz anhaltender Relevanz und hoher Nachfrage hat auch die landesgeführte Bildungsinitiative zu kämpfen, wie man in der Rückschau auf über 15 Jahre feststellt. „Der Projektcharakter ist schwierig. Wir versuchen daher langfristige Lösungen zu finden. Und auch wir sind vom Fachkräftemangel betroffen. Manche kurzfristigen Anfragen können wir mangels Personals leider nicht umsetzen“, so der Regierungssprecher.„Die größte Herausforderung liegt jedoch darin, das Thema Medienkompetenz in der Breite der Gesellschaft zu verankern und präsent zu halten. Die technische und gesellschaftliche Entwicklung ist enorm schnell.“ Ein Kampf gegen Windmühlen? „Nein“, bleibt Gauger optimistisch, „Es lohnt sich, zu informieren und zu bilden. Jeder Einzelne kann profitieren und jeder Beitrag zur Förderung von Medienkompetenz in Baden-Württemberg ist langfristig auch von großem Wert für unsere Gesellschaft.“

Zentrale Stelle

Finanzierung und Umsetzung Für die Initiative MedienFokus BW stellt das Land jährlich eine Summe von rund einer Million Euro bereit. Zu den projektdurchführenden Partnern gehören neben der Medien- und Filmgesellschaft (MFG), die Landesanstalt für Kommunikation (LFK), der Verband Südwestdeutscher Zeitungsverleger (VSZV), die Initiative Aktion Jugendschutz, das Landesmedienzentrum, die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg sowie der Südwestrundfunk (SWR).

Überblick Bisher sind es vor allem Fachkräfte, Lehrende, Einrichtungen oder Eltern, die Angebote anfragen. Regierungssprecher Gauger betont: „Jeder kann sich an unsere Initiative wenden. Wir sind da, um zu unterstützen und zu informieren!“ Alle Angebote unter www.medienfokus-bw.de

SchülermedienpreisNächste Runde 2026: Einsendeschluss ist der 25. Januar 2026.