Chinesische Autobauer

Bloß keine falsche Überheblichkeit

Chinesische Autobauer erobern rasant Marktanteile, wenn auch auf niedrigem Niveau. Sie zu unterschätzen wäre ein großer Fehler.

Bloß keine falsche Überheblichkeit

Der chinesische Autobauer MG Roewe ist auf dem deutschen Markt angekommen.

Von Klaus Köster

Gewiss, der Marktanteil chinesischer Hersteller auf dem deutschen Markt ist nach wie vor mikroskopisch klein. Einer von 250 in Deutschland verkauften Neuwagen war in den ersten fünf Monaten dieses Jahres ein BYD; und selbst MG Roewe, der Marktführer in Deutschland unter den chinesischen Marken, bleibt noch im Promillebereich. Die etablierten Hersteller könnten gelassen zuschauen, wie sich die Konkurrenz aus Fernost abstrampelt. So erscheint es jedenfalls auf den ersten Blick.

Spätestens der zweite Blick sollte aber den Puls deutscher Automanager etwas schneller schlagen lassen. Denn auch wenn man chinesische Autos in Deutschland bisher mit der Lupe suchen muss – die Dynamik, in der sich ihr Marktanteil verändert, ist eindrucksvoll. Binnen eines Jahres hat sich das BYD-Stück im Kuchen der deutschen Autoverkäufe vervierfacht.

Es ist zwar noch immer so schmal, dass die anderen kaum etwas abgeben müssen. Doch auch Amazon hatte früher auf dem Buchmarkt nur einen mikroskopischen Anteil und wurde so lang belächelt, bis man mit exponentiellem Wachstum schließlich das Buchgeschäft an sich riss.

Schneller als andere hat BYD auf die E-Krise am Automarkt reagiert und sein Hybrid-Geschäft massiv ausgeweitet. Dieses Tempo zeigt, was deutsche Hersteller mit der „China-Geschwindigkeit“ meinen, die sie ebenfalls einführen wollen. Allerdings hat ihre einstige Verzagtheit in diesem Fall auch etwas Gutes. Gerade bei Mercedes, wo die E-Verkäufe schleppend anlaufen, spielen die Hybride eine große Rolle, bei denen neben E-Technologie auch das Verbrenner-Know-how weiter gebraucht wird. Der Markt bewegt sich somit hin zu einer Technologie, deren Potenzial in der einstigen E-Euphorie womöglich unterschätzt wurde.