Mit eindringlichen Worten haben Betriebsrat und Gewerkschaft auf die Ankündigung des Bosch-Vorstands reagiert, bis 2030 weitere Milliarden einsparen zu wollen.
Bosch-Betriebsratschef Frank Sell gibt sofort Kontra.
Von Peter Stolterfoht
Die Reaktion des Bosch-Betriebsrats hat nicht lange auf sich warten lassen. „Die angekündigten Kosteneinsparungen dürfen nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden“, sagt Frank Sell. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Mobility bezieht sich dabei auf das aktuelle Interview unserer Zeitung mit Bosch-Arbeitsdirektor Stefan Grosch und dem Vorsitzenden des Bosch-Geschäftssektors Mobility, Markus Heyn.
Beide betonten in dem Gespräch zunächst, dass sich die Mobility-Sparte des Technologiekonzerns in einer angespannten Situation befinde. Grund dafür seien ein tiefgreifender Strukturwandel in der Automobilindustrie, ein sich verschärfender Preiswettbewerb sowie Verlagerungen in den Absatzmärkten, die eine Ergebnislücke von derzeit jährlich 2,5 Milliarden Euro für den Geschäftssektor Mobility erwarten ließe. Aus Sicht des Vorstands sind daher erhebliche Maßnahmen zur Kostenreduzierung und Steigerung der Leistungsfähigkeit notwendig. Was erneut den Plan für einen massiven Stellenabbau bei Bosch erwarten lässt.
Dringender Appell des Bosch-Betriebsrats
„Wir verschließen nicht die Augen vor der angespannten Situation, in der sich die deutsche und europäische Automobil- und Zulieferindustrie aktuell befindet“, sagt Frank Sell. Der Betriebsratschef betont aber auch, dass bei Bosch bereits an verschiedenen Standorten umfangreiche Kosteneinsparungen mit Auswirkungen auf das Personal stattgefunden hätten: „Wir erwarten daher bei dieser erneuten Ankündigung, dass das Management zeitnah konkret wird, was geplant ist. Schluss mit der Salamitaktik.“
Die angekündigten Kosteneinsparungen dürften nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden, so Frank Sell weiter: „Unser dringender Appell an die Geschäftsführung lautet, den Mitarbeitenden aufzuzeigen, wie die Zukunft der Mobility-Sparte in Deutschland aussieht. Es müssen schnellstmöglich zusammen mit den Betriebsräten Lösungen erarbeitet werden, bei denen auch deutsche und europäische Standorte von neuen Marktchancen, die erst kürzlich auf der IAA vorgestellt wurden, profitieren können.“
An den deutschen Bosch-Standorten sind nach einer geltenden Vereinbarung zur Jobsicherung noch bis Ende 2027 betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen.
IG Metall: „Zukunft entsteht durch Investitionen“
„Die Herausforderungen der Branche sind groß, das zeigt auch das Interview der Bosch-Spitze mit der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten“, meint Barbara Resch, Bezirksleiterin der IG Metall in Baden-Württemberg. Umso wichtiger sei es aber jetzt, nicht nur auf Kürzungen und Arbeitsplatzabbau zu setzen. „Zukunft entsteht durch Investitionen, Innovation und Zusammenarbeit – nicht allein durch Sparprogramme.“