In der Wüste Nevadas entsteht jedes Jahr eine Stadt aus dem Nichts: Black Rock City. Zehntausende Menschen reisen zum Burning Man, um Kunst zu schaffen, Visionen zu teilen und sich selbst neu zu erfinden.
"Burning Man" zieht mittlerweile auch zahlreiche Promis und Superreiche an.
Von Katrin Jokic
Wer das Burning Man Festival beschreibt, greift schnell zu Superlativen. Einmal im Jahr entsteht in der Black Rock Desert im US-Bundesstaat Nevada eine Stadt, die sonst nicht existiert. Rund 75.000 Menschen reisen an, um neun Tage lang gemeinsam zu leben, Kunst zu schaffen und sich selbst auszudrücken. Am Ende wird die Siedlung, Black Rock City genannt, vollständig wieder abgebaut. Keine Spuren sollen bleiben – erst recht kein Abfall.
Seinen Ursprung hat Burning Man 1986 in San Francisco. Larry Harvey, der Begründer des Festivals, verbrannte damals mit einer Handvoll Freunde eine Holzfigur am Baker Beach. Aus dem improvisierten Ritual entwickelte sich über die Jahre ein globales Kulturereignis. 1990 musste das Verbrennen der Statue am Strand aus Sicherheitsgründen aufgegeben werden, woraufhin das Festival in die Wüste umzog. Dort wurde es zu dem, was es heute ist: ein Experiment in radikaler Gemeinschaft, ein Kunstlabor und für viele eine Auszeit von der gewohnten Gesellschaftsordnung.
Burning Man 2025: Das Motto „Tomorrow Today“
Die kommende Ausgabe, Burning Man 2025, findet vom 24. August bis 1. September 2025 statt. Das diesjährige Motto lautet „Tomorrow Today“. Es soll die Teilnehmenden dazu anregen, über Zukunftsbilder nachzudenken – jenseits von Technik-Utopien und düsteren Dystopien.
„Tomorrow Today“ versteht sich als Einladung, die Zukunft im Hier und Jetzt greifbar zu machen. Das Konzept orientiert sich am Gedanken der „Protopia“: keine perfekte Gesellschaft, aber eine, die durch kleine Schritte stetig besser wird.
Burning Man: Wo findet es statt?
Schauplatz ist traditionell die Black Rock Desert, etwa 150 Kilometer nordöstlich von Reno. Auf dem trockenen Wüstenboden wird Black Rock City nach einem radialen Straßensystem aufgebaut, das an ein Uhrwerk erinnert. In diesem Jahr tragen die Straßen Namen bedeutender Autorinnen und Autoren, die sich in ihren Werken mit Zukunftsfragen beschäftigt haben – etwa Margaret Atwood, Ray Bradbury oder Philip K. Dick.
Das Gelände ist streng reglementiert. Autos sind nicht erlaubt, stattdessen bewegen sich die Menschen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder in sogenannten „Mutant Vehicles“: fantasievoll umgebauten Fahrzeugen, die oft selbst Kunstwerke darstellen.
Burning Man 2025: Preise und Zugang
Der Zugang zum Festival ist begrenzt und die Nachfrage seit Jahren höher als das Angebot. Wer Tickets für das Burning Man kaufen möchte, muss sich auf ein komplexes Verkaufsverfahren einstellen.
Der reguläre Preis liegt bei 750 US-Dollar pro Person. Hinzu kommen Steuern und Gebühren sowie ein Vehicle Pass für 150 Dollar, wenn man mit einem Auto anreist. Darüber hinaus gibt es verschiedene Preisstufen: wenige vergünstigte Tickets für 550 oder 650 Dollar, sowie Unterstützerkarten für 950, 1.500 oder 3.000 Dollar. Mit den höheren Ticketpreisen werden Kunstprojekte, Infrastruktur und Förderprogramme finanziert.
Burning Man Lineup 2025: Kein Festival im klassischen Sinn
Wer nach einem „Burning Man Lineup“ sucht, stößt auf einen Unterschied zu herkömmlichen Festivals. Es gibt keine offiziell gebuchten Stars, keine Headliner, keine große Bühne. Stattdessen entsteht das Programm durch die Teilnehmenden selbst.
Kunstinstallationen, Performances, Workshops und Musikauftritte werden von den Bürgerinnen und Bürgern von Black Rock City gestaltet. DJs legen auf, Künstler bauen monumentale Skulpturen, und ganze Camps widmen sich Themen wie Nachhaltigkeit, Technologie oder Spiritualität. In dieser Vielfalt liegt der Reiz des Festivals – und gleichzeitig seine Abgrenzung zu kommerziellen Veranstaltungen.
Die 10 Prinzipien von Burning Man
Die Kultur des Festivals stützt sich auf die 10 Prinzipien, die Mitbegründer Larry Harvey 2004 formulierte. Sie spiegeln den Geist von Burning Man wider:
Diese Prinzipien prägen die Atmosphäre in Black Rock City. So gibt es keine Verkaufsstände, keine Sponsoren und keine klassische Infrastruktur. Alles soll auf Gemeinschaft, Improvisation und Eigeninitiative basieren.
Kritik am Burning Man: Umweltschäden und Superreiche
Das Burning Man Festival hat in den vergangenen Jahren vermehrt Milliardäre und Prominente aus Silicon Valley und Hollywood angezogen. Promis wie Heidi Klum, Paris Hilton oder Chris Rock waren alle schon beim Burning Man dabei.
Für Promis und Superreiche wurden zum Teil sogenannte „Plug-n-Play“-Camps eingerichtet: luxuriöse Wohnmobile, Klimaanlagen, private Toiletten und Catering durch bezahltes Personal. Manche Camps veranstalten exklusive Partys für mehrere Tausend Dollar pro Kopf, selbst Hummer soll eingeflogen worden sein.
Diese Entwicklung stößt auf Kritik, da sie den Grundprinzipien wie „radical self-reliance“ widerspricht. Viele traditionelle Teilnehmende sehen darin eine Entfremdung vom ursprünglichen Geist des Festivals.
Das Burning Man Festival steht außerdem seit Jahren wegen seiner negativen Umweltauswirkungen in der Kritik. Hauptquelle des CO₂-Ausstoßes ist die An- und Abreise der Teilnehmenden in die abgelegene Wüste Nevadas.
Spektakuläre Kunstwerke mit Feuer und Explosionen verstärken die Kritik. So verbrauchte die Installation „Crude Awakening“ im Jahr 2007 tausende Liter Kerosin und Propan, um eine meterhohe Feuerwolke zu erzeugen – obwohl das Festival unter dem Motto „Green Man“ stand.
Darüber hinaus warnen Wissenschaftler vor Schäden am Wüstenboden („Playa“). Dort leben seltene Kleinstlebewesen wie Feenkrebse und Wasserflöhe, deren empfindliche Lebenszyklen durch Fahrzeuge und Erosion beeinträchtigt werden können. Auch langfristige Veränderungen der Bodenstruktur durch Wind und Regen sind dokumentiert.