Unwetter in Valencia

Chaos und Alarmstufe Rot – böse Erinnerungen in der „Zona Cero“

Die Trauer um die 236 Flutopfer aus dem Vorjahr hält noch an, und erneut sind Teile der spanischen Küstenregion überschwemmt.

Chaos und Alarmstufe Rot – böse Erinnerungen in der „Zona Cero“

Hochwasser-Barriere in der Region Valencia.

Von Michael Maier

Elf Monate nach der verheerenden Flutkatastrophe mit 236 Toten hat die Region Valencia erneut unter Überschwemmungen zu leiden. Während das Wetter in Deutschland herbstlich ruhig ist, hat die spanische Wetterbehörde Aemet die höchste Alarmstufe Rot für Teile der Mittelmeerküste ausgerufen und warnt vor „außergewöhnlicher Gefahr“ durch sintflutartige Regenfälle.

Die Auswirkungen sind deutlich spürbar: In Valencia blieben am Montag alle Schulen, Universitäten, Parks, Bibliotheken und Friedhöfe geschlossen. Auch in Tarragona und Castellón galt die höchste Warnstufe. Das Es-Alert-System löste Handywarnungen auf vielen Mobiltelefonen aus, um die Bevölkerung zu informieren.

Neue Sintflut über Valencia?

Die Nacht zum Dienstag hat in vielen Teilen der Region zu rekordverdächtigen Niederschlagsmengen geführt. Besonders in der Sierra de Espadán wurden extreme Werte gemessen: 208 l/m‘ in Eslida, 188 l/m‘ in Suera und 183 l/m‘ in Benitandús. Aber auch die „Zona Cero“ der letztjährigen Katastrophe erlebte heftige Regenfälle. In Massanassa fielen seit drei Uhr morgens 51,6 Liter pro Quadratmeter, in Catarroja sogar 50,8 l/m‘.

Extremregen in der Sierra de Espadán bei Valencia

Starkregen in der „Zona Cero“ der Valencia-Katastrophe 2024

Nahverkehr in Valencia zusammengebrochen

Der Nahverkehr ist teilweise zusammengebrochen, berichtet die Lokalzeitung „Levante-EMV“. Die Metrovalencia musste auf den Samstagsfahrplan umstellen, einzelne Streckenabschnitte wie etwa zwischen Santa Rita und Llíria wurden komplett gesperrt. Busse ersetzten zeitweise die U-Bahnen.

Die Züge des Nahverkehrsnetzes Cercanías meldeten Verspätungen zwischen Alfafar-Benetússer und Valencia Estació del Nord aufgrund von Wasseransammlungen. Auf der Linie C-3 bis Aldaia wurde der Verkehr wegen krankheitsbedingter Ausfälle der Lokführer eingestellt.

Besonders schlecht ist die Verkehrslage auf den Straßen: Die Verkehrsdirektion meldet schwierige Bedingungen auf der A-3 am Kilometer 340 im Industriegebiet Süd von Valencia in Richtung Madrid, wo sich Wasser auf der Fahrbahn angesammelt hat. Ein tödlicher Unfall auf der V-21 sorgte zudem für erhebliche Staus.

Feuerwehr in der Region Valencia im Dauereinsatz

Die Feuerwehr hat während der Nacht mit verstärkten Kräften Einsätze durchgeführt, „Levante-EMV“. Bis neun Uhr abends waren bereits etwa 50 Einsätze im Bereich Sueca-El Perelló und Cullera registriert, hauptsächlich für Auspumparbeiten und vier Rettungseinsätze. In der gesamten Provinz Valencia wurden im Laufe des Nachmittags weitere 30 Einsätze verzeichnet.

Für Dienstag hat Aemet die Warnstufe von Rot auf Orange herabgesetzt. Dennoch bleibt die Gefahr durch starke und anhaltende Regenfälle bestehen, besonders in der ersten Tageshälfte. Am Nachmittag sollen die Niederschläge voraussichtlich nachlassen.

Valencia-Katastrophe im Oktober 2024

Die aktuelle Situation weckt schmerzhafte Erinnerungen an die Ereignisse vom Oktober 2024, die als schwerste Naturkatastrophe Spaniens seit Jahrzehnten gelten. Viele Betroffene beklagen die damals unzureichenden Warnungen und mangelhaftes Krisenmanagement. Die Zentralregierung in Madrid und die Regionalregierung in Valencia schieben sich gegenseitig die Verantwortung zu, während viele Gebiete immer noch keinen vollständigen Wiederaufbau erfahren haben.

Wetterphänomen „DANA“ auch auf Mallorca

Eine DANA (Depresión Aislada en Niveles Altos - isoliertes Tiefdruckgebiet in großen Höhen) ist ein meteorologisches Phänomen, das im Mittelmeerraum besonders gefährlich werden kann und zum Beispiel auch auf Mallorca auftritt. Dort gab es im Oktober 2018 rund um das Örtchen Sant Llorenç im Nordosten eine Flutkatastrophe mit 13 Toten, nachdem ein Sturzbach über die Ufer getreten war.

Die Gefahr entsteht, wenn sich ein Höhentief vom Jetstream abschnürt und isoliert wird, wodurch kalte Luftmassen in der Höhe mit warmer, feuchter Mittelmeerluft in Bodennähe zusammentreffen.

Diese Konstellation führt zu extremer atmosphärischer Instabilität und kann massive, lokal begrenzte Niederschläge auslösen. Im Herbst ist das Phänomen besonders ausgeprägt, da das Mittelmeer nach dem Sommer noch warm ist und viel Feuchtigkeit bereitstellt. Die Regenfälle können in kurzer Zeit mehrere hundert Liter pro Quadratmeter erreichen und verheerende Sturzfluten verursachen.