SPD-Vorsitzende bekommt kein Ministerium

Das Netz streitet im Umgang mit Saskia Esken

Von allen geliebt wurde sie als Parteivorsitzende der Sozialdemokraten nicht. Doch jetzt, da klar ist, dass Saskia Esken bei der Vergabe der Ministerposten leer ausgeht, solidarisieren sich viele mit ihr. Der Fall wirft auch Fragen über den Stil der SPD auf.

Das Netz streitet im Umgang mit Saskia Esken

Saskia Esken wird in der neuen Bundesregierung keine größere Rolle spielen.

Von Sascha Maier

Nachdem die Minister der SPD am Montag bekannt gegeben worden waren, steht fest: Eine ist nicht dabei. Ausgerechnet Saskia Esken, die Parteivorsitzende der Sozialdemokraten, wird in der neuen Bundesregierung kein Ministerium führen. Jetzt mag starke Einigkeit über den Befund herrschen, dass die Arbeiterpartei in ihrer über 160-jährigen Geschichte schon charismatischere Politiker hervorgebracht hat, Esken die SPD in Talkshows nicht immer optimal verkauft hat. Dennoch ist es bemerkenswert, dass sie im Kabinett keine Rolle mehr spielt, was auch Diskussionen im Netz anfacht, ob es bei den Sozialdemokraten unter der Oberfläche nicht schlimmer brodelt als bislang angenommen.

Miriam Hollstein, Chefreporterin beim „Stern“, schrieb etwa auf X: „Vor etwas mehr als einem Jahr wurde Saskia Esken mit 82,6 Prozent der Stimmen als SPD-Vorsitzende wiedergewählt. Und mein Respekt vor Menschen, die damals für sie stimmten und jetzt ,Kreuzigt sie’ rufen, ist sehr überschaubar.“

Vor etwas mehr als einem Jahr wurde Saskia Esken mit 82,6 Prozent der Stimmen als SPD-Vorsitzende wiedergewählt.Und mein Respekt vor Menschen, die damals für sie stimmten und jetzt „Kreuzigt sie“ rufen, ist sehr überschaubar.Und RESPEKT, da steht ihr doch drauf. Oder, SPD? pic.twitter.com/KryAO9Q3QE — Miriam Hollstein (@HollsteinM) May 5, 2025

Auch andere User im Netz bekunden teilweise ihren Respekt für die SPD-Politikerin, die sich bislang nicht darüber beschwert hat, für keinen Ministerposten vorgesehen zu sein. „Was man bei Saskia Esken bewundern muss, sind ihre Nerven. Was die seit sechs Jahren über sich lesen und auskübeln lassen muss, würden ihre Kritiker keine Woche aushalten“, so ein X-Nutzer.

Auch wenn es nicht so klingt, es ist durchaus ernst gemeint. Was man bei Saskia Esken bewundern muss, sind ihre Nerven. Was die seit 6 Jahren über sich lesen und auskübeln lassen muss, würden ihre Kritiker keine Woche aushalten. — Thomas. (@migrate89) May 5, 2025

Der Kolumnist Maurice Höfgen, beobachtete: „Verstehe ich das richtig? Die zwei Männer, die für die Wahlkampagne und damit für das desolate SPD-Ergebnis verantwortlich waren, bekommen jetzt die mächtigsten Posten; und die Frau wird abgesägt?“

Klingbeil wird Vizekanzler, Miersch Fraktionschef und Esken Bauernopfer?Verstehe ich das richtig? Die zwei Männer, die für die Wahlkampagne und damit für das desolate SPD-Ergebnis verantwortlich waren, bekommen jetzt die mächtigsten Posten; und die Frau wird abgesägt? — Maurice Höfgen (@MauriceHoefgen) May 5, 2025

Aber auch andere Polit-Analysten werfen der SPD schlechten Stil im Umgang mit Esken vor. So schrieb Daniel Friedrich Sturm im „Tagesspiegel“, die SPD demütige Esken und lasse es geschehen unter der Überschrift: „Ein würdeloses Spektakel.“

Tatsächlich laden aktuell in sozialen Netzwerken vor allem Rechtspopulisten und ihre Anhänger ihren Hass auf der ohnehin schon geschassten gebürtigen Stuttgarterin ab. Viele Beiträge sind unter der Gürtellinie und bringen Freude zum Ausdruck, Esken, die nach wie vor Parteivorsitzende ist, nicht mehr so häufig sehen zu müssen.

Hintergrund der hitzigen Debatte ist auch ein Interview, das der SPD-Co-Vorsitzende Lars Klingbeil kurz vor der Bekanntgabe der Personalien der „Bild am Sonntag“ gegeben hat. Hierin stärkte er Esken den Rücken, nannte Diskussionen um die Zukunft Eskens gar „beschämend“. Sie kurz darauf nicht mit einem Posten zu bedenken, stößt einigen jetzt sauer auf. Zumal alle SPD-Ministerposten mit Politikern besetzt werden, die als Klingbeil-Vertraute gelten. Klingbeil selbst wird Vizekanzler und Finanzminister.