Bei der Ehrung der Jahrgangsbesten auf der Bühne: Abteilungspräsident Kurt Mezger (von links), Regierungspräsidentin Susanne Bay, Lukas Sorg, Micha Friz, Philipp Lachenmaier, Tobias Gläser, Hannes Baumann und Lidia Stuber-Verebelj (zuständig für die Organisation der Landwirtschaftsmeisterprüfungen). Fotos: Elisabeth Klaper
Von Elisabeth Klaper
Murrhardt. Landwirt ist ein überaus wichtiger, vielseitiger Beruf mit allerlei Möglichkeiten, doch steht die Landwirtschaft heute vor enormen Herausforderungen. Dies verdeutlichen Gespräche mit einer Landwirtschaftsmeisterin und drei Landwirtschaftsmeistern bei der Feier zur Meisterbriefverleihung des Regierungspräsidiums in der Murrhardter Festhalle (siehe Foto unten). Die vier Nachwuchskräfte übernehmen Familienbetriebe, sind also Landwirtschaftsinsider. Sie haben die arbeits- und zeitintensive dreieinhalbjährige, facettenreiche Fortbildung in Theorie und Praxis absolviert, die Meisterprüfung mit Bravour bestanden und jetzt viel vor. Mit viel Fachkompetenz, hoher Motivation, Engagement und neuen Ideen sind sie dabei, die Zukunft ihrer Unternehmen zu planen und zu gestalten. Die Umstellung auf biologisch-ökologischen Landbau ist für sie (noch) kein Thema wegen der schwierigen Anforderungen und hohen Kosten.
Der Wunsch: Politik, Verbraucher und Landwirte sollen zusammenarbeiten
„Ich möchte unsere Direktvermarktung ausbauen“, sagt Madeleine Kraus aus Siegelsbach im Kreis Heilbronn. Direkte Kontakte zu Verbrauchern und die Erweiterung des Angebots an regionalen Produkten sind ihr wichtig. Zudem plant sie, den Betrieb mit Milchvieh- und Hühnerhaltung sowie den Anbau von Getreide, Mais und Zuckerrüben nachhaltig zu optimieren. Für die Zukunft wünscht sich Kraus, dass Politik, Verbraucher und Landwirte gemeinsam machbare Lösungen für bestehende Probleme finden. Dies erklärt sie in einer Gesprächsrunde mit Vertreterinnen und Vertretern landwirtschaftlicher Organisationen und Institutionen, die Landwirtschaftsabteilungspräsident Kurt Mezger moderiert.
Von den Verbrauchern wünscht sich ihr Berufskollege Micha Friz aus Kirchberg an der Murr eine höhere Wertschätzung für Lebensmittel und Planungssicherheit durch klare Rahmenbedingungen von der Politik. Philipp Schwenger aus Rudersberg erklärt: „Mir geht es darum, die Effizienz unseres Betriebs mit Milchviehhaltung und Direktvermarktung von Weihnachtsbäumen zu steigern.“ Derzeit sei er dabei, dazu einen konkreten Maßnahmenplan auszuarbeiten. „Das Tierwohl ist mir wichtig“, verdeutlicht Hannes Baumann aus Crailsheim. Er hat vor, seinen Schweinezuchtbetrieb mit Getreide- und Maisanbau in allen Bereichen zu optimieren und etwas zu verkleinern.
„Mein Ziel ist es, die Betriebsabläufe möglichst effizient zu gestalten und so weit wie möglich zu automatisieren“, kündigt Maximilian Josef Wagner aus Ellwangen-Neunheim an. Seine Familie hat sich auf den Anbau von Kartoffeln spezialisiert und sein Anliegen ist es, dass der Betrieb künftig kostengünstiger und mit möglichst wenig Arbeitskräften gut läuft. Darüber hinaus macht Wagner mit bei einem Programm, das dazu dient, die Nachhaltigkeit zu verbessern und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren.
Die Regierungspräsidentinruft dazu auf, Förderungen zu nutzen
Die Landwirtschaft biete viele Gestaltungsmöglichkeiten, obwohl die Bürokratie heutzutage vieles erschwere, sagt Murrhardts Bürgermeister Armin Mößner wenig später. „Unser Land braucht tatkräftige, kreative und qualifizierte junge Leute, die eigene Ideen umsetzen“, führt er aus. Und Regierungspräsidentin Susanne Bay unterstreicht: Um die Landwirtschaft an den Klimawandel anzupassen, brauche es Landwirte mit Innovationskraft und Veränderungsbereitschaft sowie ressourcensparende und effiziente Anbaumethoden. Für das Ziel, bis 2040 klimaneutral zu werden, fördere das Land die Erhaltung der Biodiversität und die Ausweitung des Ökolandbaus. Bay ermutigt die Landwirtschaftsmeisterinnen und -meister, zur Weiterentwicklung ihrer Betriebe die Landesförderprogramme in Anspruch zu nehmen. „Nachhaltigkeit ist die Basis für die Produktion hochwertiger regionaler Lebensmittel“, verdeutlicht sie.
Anschließend verleiht die Regierungspräsidentin die Meisterbriefe, zudem Buchgutscheine als Auszeichnung für besondere Prüfungsleistungen an die fünf Jahrgangsbesten mit einem Notendurchschnitt zwischen 1,7 und 1,9 (siehe Infotext).
Die vier Landwirtschaftsmeister Madeleine Kraus (von links), Philipp Schwenger, Hannes Baumann und Maximilian Josef Wagner unterhalten sich über ihre Pläne.