Der Musiknachwuchs zeigt sich in Hochform

Premiere beim Konzert der Riebesam-Stiftung: Erstmals musizieren Schüler der Musikschulen Schwäbischer Wald/Limpurger Land und Backnang gemeinsam mit Musikstudenten.

Der Musiknachwuchs zeigt sich in Hochform

Michael Unger mit dem Kammerstreichorchester in der Murrhardter Stadtkirche. Foto: E. Klaper

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. In den Genuss hochkarätiger, virtuoser Interpretationen von Kompositionen aus den Epochen Barock, Klassik, Romantik und 20. Jahrhundert kommt eine große Schar von Musikfreunden beim Konzert der Riebesam-Stiftung in der Stadtkirche. Unter der Regie von Michael Unger, Leiter der Jugendmusikschule Backnang, laufen Musikstudenten und fortgeschrittene Musikschüler der kooperierenden Musikschulen Schwäbischer Wald/Limpurger Land und Backnang zur Hochform auf und präsentieren mit großer Musizierfreude souverän ein facettenreiches Programm.

Erstmals musizieren sie in einem Kammerorchester gemeinsam mit Stipendiaten der Murrhardter Stiftung für Kunst und Musik. Höhepunkte sind die Auftritte des türkischen Pianisten Emir Ilgen, der nun an der Musikhochschule Weimar studiert, und von Lewin Creuz, Student an der Musikhochschule München. Die beiden Stipendiaten bilden ein kongeniales Duo bei der Darbietung des zweiten Satzes aus Niccolò Paganinis Violinkonzert Nr. 1 in D-Dur Opus 6. Vor Virtuosität sprühend interpretieren die beiden jungen Künstler hin- und mitreißend das leidenschaftliche Stück mit teils dramatischen, teils aber auch bezaubernd idyllischen Momenten, die an sehnsuchtsvolle Liebeslieder erinnern.

Elegant und mit feinsinnigen Empfindungen gestaltet Lewin Creuz den dritten Satz Largo aus Johann Sebastian Bachs Sonate Nr. 3 in C-Dur für Violine solo. Souverän meistert der Violinvirtuose die vielen schwierigen Details der Tonschöpfung und bringt die klangschöne Melodik und Harmonik in einer wunderbaren Kantilene zur Entfaltung. Emir Ilgens Interpretationen zeichnen sich durch hohe Emotionalität und Präzision der Darstellung aus. Dies demonstriert er eindrucksvoll mit den ganz unterschiedlichen Intermezzi Opus 117 Nr. 1, 2 und 3 von Johannes Brahms. Ausdrucksstark und mit viel Fingerspitzengefühl gestaltet er minutiös bis ins kleinste Detail die romantisch reichen, atmosphärisch vielschichtigen Melodie- und Harmoniebögen. Ebenso die große Vielfalt der Klangfarben und Stimmungen, die zum Teil schon impressionistisch wirken, wie gebrochene Akkorde und Klangfiguren, die gleichsam ein Tonmosaik bilden.

Große Hörgenüsse sind auch die Auftritte der Oboenschülerin Cara Megnin, die Michael Unger von früheren Projekten aus Esslingen kennt und die an der Musikschule Köngen/Wendlingen Unterricht hat. Mit Verve bietet sie solistisch Benjamin Brittens „Pan“ dar, erster Satz der „Sechs Metamorphosen nach Ovid“ Opus 49. Darin vermischen sich traditionelle und moderne Klänge mit originellen Elementen, die das Mensch-Tier-Mischwesen des antiken Hirten- und Waldgottes akustisch illustrieren. Mit Bravour meistert Cara Megnin im Duo mit Lewin Creuz die großen Herausforderungen des schwungvollen, prächtigen und jubilierenden ersten Satzes Allegro aus dem Doppelkonzert für Violine, Oboe und Orchester in d-Moll von Johann Sebastian Bach. Das Kammerstreichorchester überzeugt mit Arcangelo Corellis Concerto grosso Opus 6 Nr. 4 in D-Dur: Klangschön bringen die Mitwirkenden die barocke Pracht, Klangvielfalt und unterschiedlichen Stimmungen der fünf Sätze von festlich bis melancholisch zur Geltung. Besonders attraktiv wirkt das Wechselspiel zwischen dem Tutti, also dem gesamten Orchester, und einem Trio aus den Schülerinnen Hanna-Mari Schutte und Lea Hann (Violinen) sowie Judith Gunther (Violoncello). Klangschön gestaltet das Orchester auch das klassische, rhythmisch beschwingte, tänzerisch graziöse Orchesterquartett in C-Dur Opus 14/1 von Karl Stamitz. Ebenso den ersten Satz Allegretto aus „Palladio“ von Karl Jenkins, ein raffinierter Mix aus musikalischen Elementen der Barockmusik und der Moderne, mit kurzen, melodiösen Solopassagen von Musikschülerin Greta Lütke (Violine).

Mit tosendem Applaus und Jubelrufen danken die Zuhörer den Mitwirkenden für das überaus abwechslungsreiche Konzert, dessen Programm die Ensembles und Solisten laut Michael Unger an nur zwei Probevormittagen einstudierten.