Der neue Kapitän der TSG Backnang ist schon lange am Ball

Nach dem Abschied alter Weggefährten wie Oguzhan Biyik und Mario Marinic führt nun Julian Geldner die Oberliga-Fußballer aus den Etzwiesen an.

Der neue Kapitän der TSG Backnang ist schon lange am Ball

Als neuer Kapitän nun noch mehr in der Verantwortung: Julian Geldner. Foto: Alexander Hornauer

Von Uwe Flegel

„Er lebt den Verein“, sagt Trainer David Pfeiffer über Julian Geldner. Dabei erlebt der neue Coach des Fußball-Oberligisten TSG Backnang seinen Mittelfeldspieler erst seit wenigen Wochen. Doch die Meinung, die der 39-Jährige von dem 25-Jährigen hat, dürfte keinen Widerspruch hervorrufen bei denen, die den Weg des Erbstetteners seit Jahren verfolgen. Geldner und der Etzwiesenverein, das passt. Deshalb ist es keine Überraschung, dass der im Murrtal groß gewordene Fußballer die TSG künftig als Kapitän aufs Spielfeld führt, wie morgen ab 14 Uhr gegen den 1. Göppinger SV beim Saisonauftakt im eigenen Stadion.

Völlig ungewohnt ist die Rolle für Geldner nicht. Schon vergangene Runde trug er die Binde öfter am linken Arm – damals als Stellvertreter von Spielführer Oguzhan Biyik, der wegen einer Knieverletzung einige Monate fehlte. Nun ist Geldner offiziell Kapitän und sagt: „Das jetzt ist was anderes. Ich freue mich und bin stolz.“ Dass er für die Aufgabe bereit ist, daran lässt er keinen Zweifel, schließlich: „Nachdem Oguzhan Biyik aufgehört hat, müssen alle mehr Verantwortung übernehmen.“

Bei einem wie ihm sind das keine leeren Worte. Immerhin ist der 25-Jährige, der von der SKG Erbstetten stammt, seit fast eineinhalb Jahrzehnten für die TSG am Ball und hat sogar einen eigenen rund 20-köpfigen Fanklub. Nachdem Mario Marinic und Oguzhan Biyik nun nicht mehr dabei sind, ist Julian Geldner im derzeitigen Kader mit den Mittelfeldspielern Sebastian Gleißner und Athanasios Coutroumpas zudem letzter verbliebener Akteur der Elf, die im Juni 2017 den ersten Oberliga-Aufstieg der TSG-Geschichte perfekt machte. Wie der heutige Bundesliga-Profi des SC Freiburg Keven Schlotterbeck damals als Nachwuchsmann an der Seite erfahrener Spieler wie Stephan Fichter, Marius Jurczyk oder eben Marinic und Biyik. Dass er beim 4:1 im Relegationsrückspiel beim Freiburger FC (2:3) für viele der beste Mann auf dem Platz war, hatte in jener Zeit nicht jeder erwartet.

Der Mittelfeldspieler hat sich fleißig und ehrgeizig stets weiterentwickelt

Dabei ist Geldner beim Etzwiesen-Klub seit langem gesetzt, auch weil er sich Jahr für Jahr weiterentwickelt hat. So wie immer, seit es ihn vor 14 Jahren von Erbstetten murraufwärts nach Backnang zog. Dort durfte er zunächst aber nur in der C III ran. Andere galten als talentierter. Doch schon damals kennzeichnete den leidenschaftlichen Skifahrer eins: „Wichtig ist, nie aufzugeben und mit Fleiß sowie Ehrgeiz an sich zu arbeiten.“ So wie er. Mit seinen zwischenzeitlich 25 Jahren ist er dann auch überzeugt: „Das gilt für die jungen Spieler heute noch.“ Erst recht, wenn sie wie einst Julian Geldner den einen oder anderen älteren Fußballer neben sich haben, der sie unterstützt: „Mario Marinic sowie Oguzhan Biyik haben mich von Beginn an an die Hand genommen und auch Markus Lang als Trainer hat mir sehr geholfen.“

Mittlerweile ist er es, der anderen Tipps geben und eine Stütze sein kann. Wobei er nach dem Abschied der alten Weggefährten und dem damit verbundenen Umbruch im Team als Kapitän und Führungsfigur auf dem Platz mehr denn je gefragt ist. „Eine Aufgabe, in die man erst einmal reinwachsen muss“, weiß der ausgebildete Physiotherapeut, der momentan an der Uni in Vaihingen Bewegungswissenschaften studiert. Bammel vor den Erwartungen an ihn hat er keine, denn „das vergangene halbe Jahr hat mir und anderen enorm etwas gebracht“.

Vor allem in Sachen Selbstvertrauen, hat Backnang doch als Dritter der Oberliga gezeigt, dass es vor niemandem Angst haben muss. Geldner weiß das und warnt gleichzeitig: „Eine solche Leistung sollte nicht als Selbstverständlichkeit angesehen werden.“ Zumal es am Samstag für alle wieder bei Null losgehe. Das heißt für ihn, sich nicht auf dem Vergangenen auszuruhen, sondern „unsere neuen Aufgaben zu erledigen. Geschlossen und mit Leidenschaft.“

Den 25-Jährigen freut die Entwicklung der TSG und der runderneuerten Elf

Sich und seine Mitstreiter sieht er dabei auf einem guten Weg. „In der Vorbereitung ist es Woche für Woche einen richtigen Schritt vorwärts gegangen“, urteilt der Erbstetter. Eine Erkenntnis, die für ihn durchaus auch für die Entwicklung des Vereins aus den Etzwiesen seit seinen ersten Spielen damals in der Verbandsliga gilt: „In diesen acht Jahren ist hier auf und neben dem Platz unheimlich viel vorwärtsgegangen.“ Der dritte Rang vergangenen Runde ist bestes Beispiel dafür. Der ist für den neuen Kapitän wie schon erwähnt aber nicht unbedingt ein Maßstab: „Für uns muss das Ziel sein, möglichst wenig mit dem Abstiegskampf zu tun zu haben.“ Zum Beispiel, indem morgen zum Auftakt das Heimspiel gegen den Tabellensechsten der Vorsaison aus Göppingen am besten gleich gewonnen wird.

Göppingen ist für Trainer David Pfeiffer und seine personell gut besetzte Elf ein guter Maßstab

Das Personal Coach David Pfeiffer sieht seine Mannschaft für den Saisonauftakt am Samstag ab 14 Uhr gegen Göppingen recht gut aufgestellt. Zwar sei die erneute schwere Knieverletzung von Innenverteidiger Michl Bauer ein Schlag ins Kontor, ansonsten passt aber fast alles, so der Trainer. Neben Bauer fällt nur Offensivmann Niklas Kalafatis (leichte Zerrung) sicher aus.

Der Gegner Göppingen wird weiterhin von dem ehemaligen Zweitliga-Spieler der Stuttgarter Kickers Gianni Covelli trainiert. Der 51-Jährige geht am Fuße des Hohenstaufens in seine neunte Saison als Coach. David Pfeiffer bezeichnet den Klub aus dem Filstal als „etablierten Oberligisten“, als einen, der nach sportlich dürren Jahren seit 2016 in dieser Liga zurück ist und dort zuletzt stets im Vorderfeld zu finden war. Vergangene Saison zum Beispiel auf Platz sechs. Für diese Runde bekam der GSV mit Mijo Tunjic von den Stuttgarter Kickers prominente Verstärkung für den Sturm.

Die Erwartungen „Wenn wir gut drauf sind und unsere Stärken auf den Platz bringen, dann wollen wir auch gewinnen“, sagt Pfeiffer und weiß um die Bedeutung des Saisonstarts, denn „Dann weißt du, wo du stehst.“