Turbulent und herausfordernd ist das Leben nach dem Tod – jedenfalls im neuen Roman von Oliva Monti. Dass das Thema viele beunruhigt, kann die Autorin verstehen.
Pathologie in einem Krankenhaus (Symbolfoto): Der Tod sei „sehr hässlich“ geworden, sagt die Autorin Olivia Monti.
Von Markus Brauer/KNA
„Sterben kann gar nicht so schwer sein – bisher hat es noch jeder geschafft.“ (Norman Mailer, 1923-2007, amerikanischer Schriftsteller).
Täglich sterben Menschen: einsam oder begleitet von Familie und Freunden. Beweint oder vergessen, verzweifelt oder friedlich. Für das Sterben gibt es keine Norm. Jeder begegnet dem Tod anders. Jeder geht den letzten Weg auf ganz individuelle Weise.
Der Tod ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig, auch wenn viel Zeit und Mühe darauf verwendet wird, ihn in Hinterzimmern und Abstellkammern zu verbergen, damit möglichst wenige von seinem Schrecken mitbekommen. Und dennoch ist er immer da, vor allem in den Köpfen der Menschen.
Jeder dritte Deutsche denkt mindestens einmal in der Woche an den Tod. Der Gedanke sterben zu müssen, die Angst vor todbringenden Krankheiten, allen voran Krebs, bereitet noch mehr Leuten eine Heidenangst.
„Zum Sterben abgegeben“
Mit dem Tod will sich kaum jemand befassen. Die 1960 in Stuttgart geborene Juristin und Schriftstellerin Olivia Monti (Olivia Monti ist das Pseudonym von Olivia Kleinknecht) sieht verschiedene Gründe dafür. Der Tod sei „sehr hässlich“ geworden, sagt sie.
„Viele Menschen werden in Altersheimen untergebracht, teils an unansehnlichen Orten, an denen sie zum Sterben abgegeben und womöglich sogar unfreundlich behandelt werden. Dieses Siechtum zieht sich oft über Jahre hinweg, und das hat in der Tat etwas Schockierendes.“
Zudem seien viele Menschen davon überzeugt, dass nach dem Tod nichts mehr kommen werde. „Dann ist der Tod eine ziemlich schreckliche Vorstellung, mit der man sich nicht beschäftigen will. Also verdrängt man sie lieber.“ In Olivia Montis neuem Roman „Die Toten von nebenan“ (Novum Verlag, 296 Seiten, 27,90 Euro) leben Verstorbene dagegen in ihren früheren Wohnungen weiter.
Spannend und tröstlich zugleich
Wenn man sich dem Tod nähere, stelle man fest, dass materieller Besitz irrelevant sei, berichtet die Autorin, die den Roman geschrieben hat, während sie ihre todkranke Mutter pflegte. Für sie sei das Schreiben ein Trost gewesen, das ihr bei der Vorbereitung auf den nahenden Abschied geholfen habe.
Auch die Vorstellung, dass eine Nähe zu Verstorbenen bleibe, könne tröstlich sein. Das Buch solle aber vor allem unterhalten und für Spannung sorgen wie ein Krimi: Wenn man beim Lesen auf die Handlung achte, werde es zudem leichter, sich mit einem existenziellen Thema zu befassen.
„Liebevoll mit anderen umzugehen, ist das Wichtigste“
In einer Trauerzeit sei es wichtig, eigene Bilder und Wege des Umgangs mit dem Verlust zu finden, fügt Monti hinzu.
„Im Rückblick merke ich: Die besten Momente meines Lebens waren die, in denen ich mich um jemanden gekümmert habe, zum Beispiel meine Mutter dabei unterstützt habe, so ruhig und schmerzfrei wie möglich auf den Tod zuzugehen. Liebevoll mit anderen umzugehen, ist das Wichtigste – alles andere ist vergänglich.“