Für eine bessere Bahn braucht es zuverlässige Fahrpläne und mutige Reformen.
Bei der Deutschen Bahn gibt es noch viel zu tun.
Von Thomas Wüpper
Richtige Korrektur oder skandalöses Scheitern? Der Plan, Digitalisierung und Sanierung des deutschen Schienennetzes zeitlich zu strecken, ist auf den ersten Blick enttäuschend. Doch Polemik hilft nicht, dafür ist das Thema zu wichtig.
Die Bahnkunden brauchen weiter Gelassenheit. Mit der Streckung der Modernisierung bleiben Verspätungen, Engpässe und Störungen noch länger ärgerlicher Alltag. Für die sträfliche Vernachlässigung der bundeseigenen Infrastruktur über Jahrzehnte tragen Union und SPD als langjährige Regierungsparteien maßgebliche Verantwortung, ebenso für fehlende Reformen beim Sanierungsfall Deutsche Bahn AG.
Es ist höchste Zeit, dass die vielen Probleme endlich richtig angepackt und bisherige Pläne auf den Prüfstand gestellt werden. Zu viele parallele Sanierungen von Strecken könnten die Bauindustrie überfordern und die Preise noch mehr nach oben treiben; monatelange Vollsperrungen beeinträchtigen den Bahnbetrieb ohnehin massiv. Die Streckung schafft Spielraum für bessere Planung, Qualitätskontrolle und sichere Finanzierung, am besten durch Fonds wie in der Schweiz.
Vordringlich ist ein zuverlässiger Fahrplan für die Sanierung und Digitalisierung, der am besten bis 2040 reichen sollte. Die Projekte müssen nach Nutzen und Kosten priorisiert, die Umsetzung terminiert, die Mittel gesichert werden, damit die Bau- und Bahnindustrie sich auf die Milliardenaufträge vorbereiten kann. Die Digitalisierung darf nicht zum Flickenteppich werden, wenn zentrale Projekte aufgeschoben werden. Hier bleibt für die Regierung und den DB-Konzern viel zu tun. An Reformen beim Konzern und dem absurden Dickicht von Finanzierungstöpfen führt ohnehin kein Weg vorbei. Der Schienenverkehr muss leistungsfähiger werden. Es braucht Verlässlichkeit, Tempo und Mut zur Innovation – sonst bleibt die Bahn noch mehr auf der Strecke.