Jeff Bezos und Lauren Sánchez

Die eigensüchtige Hochzeit der Superlative

Jeff Bezos’ Luxushochzeit in Venedig ist Ausdruck der Selbstbezogenheit mancher Superreicher. Sie sollten sich daran erinnern, dass die Welt nicht zu verkaufen ist.

Die eigensüchtige Hochzeit der Superlative

Für das Wochenende soll Venedig ihnen gehören: Amazon-Chef Jeff Bezos und seine Verlobte Lauren Sánchez.

Von Theresa Schäfer

Rund 200 Gäste. Das klingt zunächst überschaubar. Was sind 200 zusätzliche Gäste in einer Stadt wie Venedig, die im Sommer bis zu 150 000 Touristen täglich zu verkraften hat? Bei der Hochzeit von Amazon-Chef Jeff Bezos und seiner Verlobten Lauren Sánchez spielt aber weniger eine Rolle, wie viele Menschen zu der Luxussause eingeladen sind, sondern wer.

Superreiche nämlich, deren Vermögen zwar nicht ganz an das des Bräutigams heranreichen, die aber dennoch „in style“ anreisen. Was in diesem Fall heißt: Sie fliegen mit Privatjets ein – 95 wurden bei Venedigs Flughafen Marco Polo angemeldet. Oder sie ankern gleich mit ihren gewaltigen Luxusjachten vor den Toren der Unesco-Weltkulturerbestadt.

Im vergangenen Herbst erregte eine Studie der Entwicklungsorganisation Oxfam Aufsehen: Milliardäre verursachen in 90 Minuten mehr Treibhausgase als der Durchschnitt der restlichen Weltbevölkerung in einem ganzen Leben. Mit durchschnittlich 184 Flügen im Jahr verbringen die 50 reichsten Menschen der Welt laut der Oxfam-Analyse 425 Stunden in der Luft. Die Kohlendioxid-Emissionen, die dabei in einem einzigen Jahr entstehen, würde ein durchschnittlicher Erdenbürger in 300 Jahren anhäufen. Hinzu kommen die Emissionen der Superjachten: Sie produzieren jährlich so viel Treibhausgase wie ein durchschnittlicher Erdbewohner in 860 Jahren.

Wir alle tragen zum Klimawandel bei – die Superreichen aber besonders

Auch ein Jeff Bezos hat natürlich das Recht, eine Hochzeit ganz nach seinem Geschmack zu feiern. Mit den Menschen, die er und seine Zukünftige einladen wollen. Aber muss es ausgerechnet Venedig sein? Müssen ganze Viertel abgesperrt werden in einer Stadt, die wie kaum eine andere für einen aus dem Ruder gelaufenen Massentourismus steht, der der auf 127 Inseln gebauten Schönheit mit ihren Kanälen und Brücken die Luft zum Atmen nimmt? Die ein Symbol dafür ist, was uns droht, wenn der globale Meeresspiegel durch die Klimaerwärmung weiter steigt? Bei Venedig ist er nach Angaben italienischer Behörden mehr als 30 Zentimeter höher als noch Ende des 19. Jahrhunderts. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, dauert es einer neuen Modellrechnung zufolge nicht mehr lange, bis die verletzliche Lagunenstadt buchstäblich absäuft. Wir alle tragen durch unseren Lebenswandel zu dieser Entwicklung bei, die Superreichen aber eben noch deutlich mehr.

Und da klingt es nicht nur ein bisschen nach Freikaufen, wenn die Modeschöpferin und Wahlvenezianerin Diane von Fürstenberg ihren Mitgästen in einem Interview rät, statt Geschenken fürs Brautpaar doch die Stadt mit einer großzügigen Spende zu unterstützen. Und bei einer wissenschaftlichen Einrichtung zum Erhalt der Lagune vorab schon ein Scheck über eine Million Euro eingeht. Sinnvoll wäre es, wenn die Reichsten der Reichen für ihren gewaltigen ökologischen CO2-Fußabdruck, der insbesondere den Ärmsten zum Verhängnis wird, entsprechend hoch besteuert würden.

Italienische Politiker haben den Aktivisten, die sich gegen die Hochzeit wehren – mit Transparenten auf dem Markusplatz und aufblasbaren Gummitieren in den Kanälen – bloßen Sozialneid vorgeworfen. Das ist Unsinn. Vielmehr sind Jeff Bezos und seinesgleichen der Hybris verfallen zu glauben, dass sie sich überall einkaufen können, dass Geld die ultimative Eintrittskarte darstellt.

Wenn der Amazon-Boss und seine prominenten Gäste vergessen haben oder ignorieren, wie man sorgsam mit Ressourcen umgeht, wenn ihnen der Blick dafür fehlt, wie zerbrechlich ein Kosmos wie die Lagunenstadt Venedig mit ihrem empfindlichen Ökosystem ist, muss man sie eindringlich daran erinnern.

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US-Talkshow-Legende Oprah Winfrey ist für die Hochzeit von Bezos und Sanchez angereist.

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Auch Kim Kardashian lässt sich in Venedig blicken.

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Genauso wie ihre Mutter Kris Jenner...

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... und ihre Schwester Khloé Kardashian.

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Auch Corey Gamble, der Freund von Kris Jenner, ist in Venedig angekommen.

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Das Basecap und der Blick nach unten machen den früheren Footballstar Tom Brady auch nur fast unsichtbar.

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„First Schwiegersohn“: Jared Kushner und zwei seiner Kinder: Arabella und Theodore.

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Ivanka Trump ist ebenfalls angekommen.

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Auch der US-Designer Spencer Antle lässt sich die Hochzeit nicht entgehen.

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Mode-Designerin Diane von Fürstenberg.

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Auch der kanadische Investor Michael Kives und seine Frau Lydia Kives sind da.

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Der US-Geschäftsmann Barry Diller.