Die Natur ist reich an Geschenken und Materialabenteuern

Die Natur ist reich an Geschenken und Materialabenteuern

Rolf Canters mit einer Auswahl an Naturmaterialien. „Mein Herz schlägt für Lehm“, sagt er.

Murrhardt. Die Energieagentur Rems-Murr und Rolf Canters haben sich zusammengetan, um Kindern während der Schulferien ein zweitägiges Entdeckungs- und Erlebnisprogramm anzubieten. Die Grundidee: bei einem gemeinsamen kleinen Bauprojekt Materialien kennen-, schätzen und verwenden lernen. Rolf Canters, der als Bauingenieur viel mit heimischen Naturmaterialien arbeitet und einen großen Erfahrungsschatz in dieser Hinsicht mitbringt, macht sich mit zwölf Mädchen und Jungen, Sabine Meurer von der Energieagentur sowie Christine Löbner-Stark, die als erfahrene Lehrerin die Gruppe begleitet, zunächst auf eine zweistündige Wanderung.

Auf dem Weg schauen sich die Kinder nach Holz um, lernen eine Quelle kennen, die sie reinigen und von der sie erfahren, dass sich dort auch Tiere versorgen, und stechen Lehm. Der gehört zum zentralen Projekt: dem Bau eines Lehmofens, in dem am zweiten Tag zum krönenden Abschluss Pizza gebacken werden soll. Außerdem nimmt die Gruppe noch Haselnussstöcke mit, denn heute steht Stockbrot auf dem Speiseplan. Zurück in der Alten Schule in Murrhärle mit den Geschenken der Natur geht es nach dem Mittagssnack an die Arbeit. Die Entstehung des Berglehms, wie man ihn hier findet, ist ein langer Prozess, erzählt Rolf Canters. Um für den Ofen auch Qualitätsmaterial zu haben, heißt es für die Kinder nun, ihn mit Wasser und etwas Sand so zu vermischen, dass sich eine gute Festigkeit ergibt. Im Garten unter einem Baum steht alles bereit, und es geht fröhlich ans Matschen. Arbeitsgerät: die Füße. Später kommen die Hände dazu, um besser zu fühlen, wie sich die Mischung entwickelt. „Ihr müsst richtig gut kneten“, sagt Canters. „Ist meiner schon durch?“, fragt ein Junge.

Der Baubiologe macht klar, dass man das eigentlich nur fühlen kann, aber wenn noch unterschiedliche Farben zu sehen sind, heißt es, weiterzuarbeiten. Zwischendurch wird der Plan gefasst, Bocciakugeln herzustellen, und die können auch als Test funktionieren. Wird beim Fallenlassen etwa ein Drittel der Kugel eingedrückt, hat der Lehm als Baumaterial genau die richtige Dichtigkeit. Außerdem erfahren die Kinder, dass der, wenn überhaupt, nur leicht nussig riecht, sich im Hausbau sehr gut macht, einen gewissen Brandschutz bietet und heilende Wirkung hat, wozu ihn auch Tiere nutzen. Nebenbei zaubert Canters noch das Minimodell eines Lehmofens, damit die Kinder sehen, was am zweiten Tag auf dem Plan steht. Spielerisch bekommen die Mädchen und Jungen so vermittelt, was zur offiziellen Beschreibung des Ferienprogramms gehört: „Wasser, Feuer, Lehm und Weiden – Natur erleben und begreifen!“

Sabine Meurer und Rolf Canters sind sich einig, dass es wichtig ist, Möglichkeiten eines nachhaltigen Umgangs mit der Umwelt schon möglichst früh zu vermitteln. Abfall wird beim Imbiss nicht produziert und die Kinder haben unterwegs weggeworfene Dinge wie Glasscherben aufgesammelt. Canters sprüht vor Ideen, immer wieder zeigt er den Kindern, welche Materialien sich wie verwenden lassen können und was die Natur alles bereithält. Da er in Kindergärten Projekte für die Energieagentur anbietet, kann er aus dem Vollen schöpfen. Und für Sabine Meurer ist der Einsatz im Herzen des Schwäbischen Waldes auch keine Qual: „Es fühlt sich ein bisschen wie Urlaub an.“ cs

Die Natur ist reich an Geschenken und Materialabenteuern

Kinder beim Lehmstampfen. Fotos: C. Schick