Die nötige Siegermentalität entwickelt

Aufstiegsgeschichten: Als Meister der Verbandsstaffel Nord schaffen Großaspachs U-19-Fußballer den Sprung in die Oberliga, den sie in der vorherigen Saison noch leichtfertig vergeigt hatten. SG-Coach Markus Lang will auch eine Etage höher eine gute Rolle spielen.

Die nötige Siegermentalität entwickelt

Flavio Santoro wurde Meister mit Aspachs U19 und feierte mit der Einwechslung für Kai Brünker gegen 1860 sein Debüt im Drittliga-Team. Fotos: A. Becher

Von Steffen Grün

Zunächst die Rückblende auf Anfang Juni 2019, die U 19 der SG Sonnenhof ging damals als Tabellenführer in die letzten zwei Spieltage. Nach einem 1:1 im Heimspiel gegen den Dritten SGV Freiberg II mussten die Talente aus dem Fautenhau die Spitzenposition an den punktgleichen FSV Hollenbach abgeben, doch weil das Torverhältnis in der Jugend nicht als Kriterium herangezogen wird, hätte ein Sieg zum Rundenausklang zumindest ein Entscheidungsspiel bedeutet. Weil der Rivale mit einem Remis in Rutesheim sogar eine Steilvorlage lieferte, hätten die Aspacher doch noch als alleiniger Erster die Ziellinie überqueren und in die Aufstiegsspiele gegen den Meister der Südstaffel aus Balingen einziehen können, doch was machten sie daraus? Nichts. Schlimmer: Sie erlebten ein Debakel, 0:6 in Hofherrnweiler- Unterrombach. Aus der Traum vom angestrebten Aufstieg in die Oberliga, stattdessen hieß es weiter „nur“ Verbandsstaffel.

Mit der grundsätzlichen Qualität seiner Truppe habe das nichts zu tun gehabt, ärgert sich der Trainer, denn „die wäre vorhanden gewesen. Hollenbach hat es dann ja auch geschafft.“ Für Markus Lang war’s vielmehr ein Einstellungsproblem auf der Zielgeraden. Akteure, denen mit Blick auf den Wechsel zu den Aktiven die Perspektive in Richtung Drittliga-Team gefehlt hatte, hätten den Verein entweder vorzeitig verlassen „oder nicht mehr richtig mitgezogen“. Da auch die U 17 zur selben Zeit um den Oberliga-Aufstieg kämpfte und ihn am Ende feiern durfte, musste die U 19 ihren Personalmangel mit der Berufung von U-16-Talenten kompensieren, auf der Bank hockte teils nur noch ein Ersatzspieler. Letztlich war der Titel futsch.

Die aufgerückten U-17-Spieler brachten ein hohes Niveau mit.

Lang zog seine Lehren aus diesen bitteren Erfahrungen und achtete bei der Zusammenstellung des Kaders für die Saison 2019/2020 noch mehr auf die charakterlichen Merkmale der Spieler. Zupass kam ihm, dass die aufrückenden Jungs aus der U 17 ein hohes Niveau und das Selbstvertrauen des Aufstiegs mitbrachten. Sie bildeten mit einigen Protagonisten des älteren A-Jugend-Jahrgangs sowie dem einen oder anderen externen Zugang fortan eine Truppe, die im Training „konzentriert und fokussiert arbeitete“. Auch die Fehlzeiten, wie etwa durch Urlaub, waren gering, das zahlte sich schon in der Vorbereitung aus. „Wir haben das von mir bevorzugte hohe Pressing rasch umgesetzt“, lobt Lang seine Kicker und erinnert sich an Testspiele gegen Aktiventeams, die ihn schon zu einem frühen Zeitpunkt optimistisch stimmten.

Der Eindruck täuschte den Trainer keineswegs, bis zum Rundenabbruch wegen Corona sammelten sich 14 Siege und nur eine Schlappe (1:2 gegen Fellbach) an. Das reichte für den Titelgewinn, die eigentlich vorgesehenen Aufstiegsspiele gegen Reutlingen wurden wegen der Pandemie abgesagt – beide Vereine dürfen hoch. „Es waren auch knappe Ergebnisse dabei“, betont Markus Lang, dass es kein Selbstläufer war. Es habe sich vielmehr ausgezahlt, dass er immer wieder aufs Neue versuche, seinen Teams die nötige Siegermentalität einzuimpfen. Ein weiterer wichtiger Faktor waren die sogenannten „Unterschiedsspieler, die mit einer einzigen Einzelaktion eine Partie entscheiden können“. Einzelne Namen hebt der Erfolgscoach ungern hervor, aber klar dürfte sein, dass unter anderem die Talente gemeint sind, die mittlerweile zum Drittliga-Kader gehören: Innenverteidiger Vincent Sadler, für den die Jugendzeit definitiv vorbei ist, sowie Offensivakteur Flavio Santoro und Keeper David Nreca-Bisinger, die noch eine weitere Saison in der U 19 eingesetzt werden dürfen. Weitere Jungs wie die Klemm-Zwillinge Daniel und Dennis sollen des Öfteren insbesondere zu Wochenbeginn bei der Ersten mittrainieren, damit sich deren Trainer Hans-Jürgen Boysen ein Bild vom Nachwuchs machen kann.

Wird einer auf Dauer zu den Profis beordert, sehe er das „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, verrät Markus Lang. Er gönne es den Spielern und es sei auch der Sinn der Sache, aber er denke auch an die Ziele mit der eigenen Mannschaft: „Wir möchten uns in der Oberliga etablieren.“ Der 44-Jährige ist guter Dinge und bezieht seine Zuversicht aus Pokal- und Testspielen gegen zukünftige Kontrahenten in der vergangenen Runde: Es gab Siege gegen Aalen, Freiberg, Löchgau und die Stuttgarter Kickers. „Wir wären in der letztjährigen Oberliga weit vorn gelandet“, glaubt Lang, „aber dieses Jahr kann ich es noch nicht richtig einschätzen.“ Die Qualität der Jahrgänge kann stark schwanken, vom eigenen Kader ist der Trainer auf alle Fälle überzeugt, denn „es kommen erneut viele gute Jungs aus der U 17 dazu“. Sie sollen die Lücken schließen, die Spieler wie Sadler und vielleicht Santoro und Nreca-Bisinger reißen. Zudem verabschiedeten sich Yannick Sigle, Luca Müller, Kerim Kaya (alle VfB Neckarrems), Arijon Bytyci (Normannia Gmünd) und Alessio Sapia (TSV Heimerdingen) zu den Aktiven und dort immerhin zu Verbandsligisten. Auch das ein Zeichen für das Potenzial, das zum Oberliga-Aufstieg führte.

Markus Lang gehört nicht zum Trainerstab des Regionalliga-Teams

Markus Lang geht in seine dritte Saison als Trainer der U 19 der SG Sonnenhof Großaspach. „Ich habe richtig Lust drauf, das Oberliga-Abenteuer anzugehen“, versprüht der 44-Jährige große Vorfreude auf die neue Runde, die laut vorläufigem Spielplan am Sonntag, 30. August, mit einem Heimspiel gegen den Freiburger FC beginnen soll.

Der Ex-Coach der TSG Backnang, der die Roten von der Landes- in die Oberliga führte, macht aber auch keinen Hehl daraus, dass er nach Aspachs Abstieg aus der Dritten Liga in die Regionalliga gerne das Traineramt bei den Profis übernommen hätte. Die Wahl der Verantwortlichen fiel auf Routinier Hans-Jürgen Boysen. „Ich akzeptiere Entscheidungen, da ist auch keine Enttäuschung“, betont Lang, der gleichwohl künftig nicht mehr als Assistenzcoach zu Boysens Stab gehören wird. „Ich bin mit mir im Reinen“, versichert der frühere Stürmer, der sich neben der U 19 der SG Sonnenhof auf seine Fußballschule konzentrieren wird: „Darin gehe ich auf, das ist meine Berufung – und das bleibt auch so.“

Wie es nach Ablauf seines Einjahresvertrags weitergeht, wartet Lang ab. Die Frage, ob er einen dritten Anlauf zur Aufnahme in den DFB-Fußballlehrer-Lehrgang startet, beantwortet der Schwabe „Stand heute“ mit Nein. Zweimal hatte er die Eingangsprüfung bestanden, zweimal war ihm ein Platz trotzdem verweigert worden. Ein Hintertürchen lässt sich der Coach aber offen: Sollte er irgendwann einen Regionalligisten trainieren, mit ihm in die Dritte Liga aufsteigen und dann automatisch zum Lehrgang zugelassen werden, würde er das wohl machen.