Wissenschaft und Forschung

Die USA schwächen sich selbst

Trumnps Furor gegen die Wissenschaft trifft jetzt die wichtige mRNA-Forschung. Das ein Drama für die USA – aber kann zu einem Vorteil für Europa werden, kommentiert Rainer Pörtner.

Die USA schwächen sich selbst

US-Präsident Donald Trump (re.) und sein Gesundheitsminister Robert F. Kennedy führen einen Feldzug gegen die unabhängige Wissenschaft und Forschung der USA.

Von Rainer Pörtner

Seit 1901 werden die Nobelpreise vergeben. Die Vereinigten Staaten von Amerika haben mehr Wissenschaftler als jede andere Nation aufzuweisen, die diesen Preis in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie und Wirtschaft gewonnen haben. Die USA sind bisher global unangefochten die Nummer Eins in der Wissenschaft, weil sie eine starke Forschungsförderung mit exzellenten Universitäten und einer engen Verbindung zwischen Hochschulen und Unternehmen aufweisen. Die USA dürfen sich nicht nur deshalb eine Supermacht nennen, weil sie über das größte und stärkste Militär verfügen, sondern auch, weil sie technologisch Spitze sind.

Es gehört deshalb zu den besonders absurden Auswüchsen von Donald Trumps MAGA-Bewegung, dass sie eine geradezu feindselige Haltung gegenüber der Wissenschaft zeigt. Da geht es nicht nur um Gender- oder Klimaforschung. Der US-Präsident und seine Anhänger führen einen umfassenden Feldzug gegen die Freiheit der Wissenschaft – und zerstören damit genau das, was ihr Land stark gemacht hat. Sie setzen Universitäten und Wissenschaftler unter Druck, kürzen die Staatsgelder für Hochschulen und Forschungsinstitute, erschweren den internationalen Austausch und versuchen die Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeit an politischer Opportunität auszurichten.

Impfgegner und Anhänger von Verschwörungstheorien

US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy, ein erklärter Impfgegner und Anhänger irrer Verschwörungstheorien, darf deshalb mit dem Wohlwollen seines Präsidenten rechnen, wenn er jetzt 500 Millionen Dollar staatlicher Unterstützung für die Entwicklung von mRNA-Impfstoffen streicht.

Versündigung an der Menschheit

Die mRNA-Technologie ist eine Technologie der Hoffnung: Sie ermöglichte nach Ausbruch der Corona-Epidemie die rasend schnelle Entwicklung von wirksamen Impfstoffen – und sie verspricht einen Durchbruch im Kampf gegen andere Viren und gegen Krebs, die große Geißel der Menschheit. Wer diese Forschung ohne Not kappt, versündigt sich an der Menschheit.

Die politisch erzwungene Selbstschädigung der Amerikaner spielt Europa in die Hände. Wenn die USA nicht mehr Hort wissenschaftlicher Freiheit und Heimat für unabhängig denkende Spitzenforscher sein wollen, sollten die europäischen Staaten dies umso mehr anstreben. Deutschland gehört mit Biontech, Curevac und anderen Unternehmen schon heute zur Elite der mRNA-Nationen. Amerikas Schwäche kann zu unserer Stärke werden.