Die grausamen Verbrechen von Ed Gein erschütterten in den 1950er-Jahren die USA. Sie lieferten zugleich die Vorlage für einige der bekanntesten Filmkiller der Kinogeschichte – von Norman Bates über Leatherface bis Buffalo Bill.
Der echte Ed Gein (l.) wird in der Netflix-Serie von Charlie Hunnam gespielt.
Von Katrin Jokic
Der Name Ed Gein ist untrennbar mit der Geschichte des Horrorkinos verbunden. Der Mann aus dem US-Bundesstaat Wisconsin wurde in den 1950er-Jahren als „Schlächter von Plainfield“ bekannt. Er raubte Gräber aus, fertigte Masken und Möbelstücke aus Haut und Knochen und ermordete mindestens zwei Frauen.
Obwohl Gein im Vergleich zu anderen Serienmördern nur wenige Opfer hatte, sind seine Taten so bizarr, dass sie das Bild des Serienkillers in Film und Fernsehen nachhaltig geprägt haben. Mehrere berühmte Figuren der Kinogeschichte wurden von ihm inspiriert – und gehören heute zu den bekanntesten Film-Mördern aller Zeiten.
Norman Bates in „Psycho“ (1960)
Alfred Hitchcocks „Psycho“ brachte eine neue Dimension des Thrillers auf die Leinwand. Die Figur Norman Bates, gespielt von Anthony Perkins, weist deutliche Parallelen zu Ed Gein auf. Bates lebt zurückgezogen in einem abgelegenen Motel, hat eine krankhafte Fixierung auf seine Mutter und verliert zunehmend den Bezug zur Realität.
Diese Züge erinnern an Geins isoliertes Leben und seine enge, von religiösem Fanatismus geprägte Bindung an seine Mutter. Bates wurde zur ersten Filmfigur, die klar von Geins Persönlichkeit beeinflusst war.
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Leatherface in „Blutgericht in Texas“ (The Texas Chainsaw Massacre) (1974)
Nur wenige Filmkiller sind so berüchtigt wie Leatherface. Regisseur Tobe Hooper ließ sich bei seiner Figur direkt von den Funden in Geins Farmhaus inspirieren: Masken und Kleidungsstücke aus Haut, Möbelstücke aus Knochen und eine Familie, die Menschenfleisch verarbeitet.
Obwohl „The Texas Chain Saw Massacre“ frei erfunden ist, spiegelt die Darstellung von Leatherface und seinem Umfeld Geins makabre Realität wider. Der Film wurde zum Klassiker des Horrorgenres – und Leatherface zu einer Ikone.
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Buffalo Bill in „Das Schweigen der Lämmer“ (1991)
Auch der Serienkiller Buffalo Bill trägt deutliche Spuren von Ed Gein. Die Figur aus „Das Schweigen der Lämmer“ ist besessen von der Idee, sich einen „Anzug“ aus Frauenhaut zu nähen. Dieser Aspekt geht direkt auf Geins Praktiken zurück.
Autor Thomas Harris ließ sich bei der Entwicklung des Charakters von mehreren realen Serienmördern inspirieren – doch Gein war die wichtigste Vorlage für Buffalo Bills grausame Obsession.
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Garland Greene in „Con Air“ (1997)
Ein weiteres Beispiel findet sich in Garland „The Marietta Mangler“ Greene, gespielt von Steve Buscemi im Actionfilm „Con Air“. Regisseur Simon West und Buscemi entwickelten die Figur als Mischung aus mehreren realen Serienmördern, darunter Ed Gein, Ted Bundy, Charles Manson, Jeffrey Dahmer, John Wayne Gacy und Edmund Kemper.
Auch wenn Greene im Film eher eine Nebenrolle einnimmt, ist seine Figur ein Sammelbild der bekanntesten Serienkiller des 20. Jahrhunderts – mit Gein als einem der zentralen Einflüsse.
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Weitere Filme mit Gein-Bezug
Neben diesen drei berühmtesten Figuren gibt es noch weitere Produktionen, die Geins Taten aufgreifen:
Neue Netflix-Serie über Ed Gein sorgt für Gesprächsstoff
Am 3. Oktober startete weltweit die neue Staffel der Netflix-Reihe „Monster“ – diesmal mit dem Titel „Monster: Die Geschichte von Ed Gein“. Die Serie von Ryan Murphy und Ian Brennan, die bereits mit den Staffeln über Jeffrey Dahmer sowie Lyle und Erik Menendez internationale Aufmerksamkeit erregte, widmet sich nun einem der berüchtigtsten Kriminalfälle der US-Geschichte. Schon wenige Tage nach dem Start kletterte die Serie in den Netflix-Charts auf Platz 2 – sowohl weltweit als auch in Deutschland.
Ed Gein, bekannt als Serienmörder, Grabräuber und Psychopath aus Wisconsin, steht dabei im Mittelpunkt. Die Serie zeigt, wie der scheinbar freundliche, zurückhaltende Mann in den 1950er-Jahren auf einer heruntergekommenen Farm lebte und dort unvorstellbare Verbrechen beging. Isolation, psychische Erkrankungen und die krankhafte Fixierung auf seine Mutter trieben ihn in den Wahnsinn – und machten ihn zur Inspiration für legendäre Filmfiguren wie Norman Bates, Leatherface oder Buffalo Bill.
Ein echter Killer prägt das Horrorkino
Ed Gein war in der Realität wohl kein Massenmörder – ihm werden nur zwei Morde nachgewiesen. Doch die Grausamkeit seiner Grabschändungen und seine makaberen Trophäen machten ihn zur Schablone für gleich mehrere der bekanntesten Mörder im Film. Ob Norman Bates, Leatherface oder Buffalo Bill – ohne Ed Gein wären diese Figuren in ihrer heutigen Form wohl nicht denkbar. Sein Name bleibt damit weniger in den Kriminalakten als vielmehr in den Albträumen des Kinos lebendig.