Die Figur der Adeline Watkins sorgt in der neuen Netflix-Staffel über Ed Gein für Diskussionen. Wir erklären, was historisch belegt ist – und was reine Fiktion bleibt.
In der Netflix-Serie wird Adeline Watkins (r.) von Suzanna Son (l.) gespielt.
Von Katrin Jokic
Die dritte Staffel der Netflix-Serie „Monster: Die Geschichte von Ed Gein“ schockt mit den grausamen Verbrechen des berüchtigten Leichenschänders. Neben dem Horror sorgt jedoch eine andere Figur für Gesprächsstoff: Adeline Watkins, gespielt von Suzanna Son. In der Serie wird sie als Freundin und mögliche Verlobte des „Schlächters von Plainfield“ inszeniert. Doch wie viel davon ist Realität – und was hat sich Netflix dazugedichtet?
Adeline Watkins in der Serie
In der Netflix-Version ist Adeline Watkins weit mehr als eine flüchtige Bekannte. Sie trifft Ed Gein regelmäßig, geht mit ihm Rollschuh laufen, sitzt mit ihm im Diner und spricht offen über makabre Gedanken. Die Serie zeigt sie als Frau, die seine Abgründe zumindest teilweise versteht – und sogar einen Heiratsantrag auf dem Friedhof erhält. Diese Darstellung lässt Gein nicht als kompletten Einzelgänger erscheinen, sondern als Mann mit einer geheimen Verbündeten. Genau das wirft Fragen auf: Hat es diese Frau wirklich gegeben?
Wer war die echte Adeline Watkins?
Die Figur ist keine reine Netflix-Erfindung – Adeline Watkins hat tatsächlich existiert. Doch die historischen Quellen zeichnen zum Teil ein anderes Bild als die Serie.
In der Netflix-Serie kommen sich Ed Gein (Charlie Hunnam, li.) und Adeline Watkins (Suzanna Son) näher. Bild: Netflix
Warum widersprach Watkins dem Artikel?
Bis heute ist unklar, warum Adeline Watkins dem Artikel widersprach. Mögliche Erklärungen:
Was wurde aus Adeline Watkins?
Über das weitere Leben von Adeline Watkins ist kaum etwas dokumentiert. Bekannt ist nur, dass sie in Plainfield, Wisconsin, zusammen mit ihrer Mutter lebte. Nach dem Medienrummel Ende der 1950er-Jahre zog sie sich aus der Öffentlichkeit zurück.
Da sie 1907 geboren wurde, gilt als sicher, dass sie heute nicht mehr lebt. Ihr genaues Todesdatum ist nicht gesichert – einige Onlinequellen nennen 1992, eine verlässliche Bestätigung dafür gibt es jedoch nicht. Hinweise auf Nachkommen, einen späteren Ehemann oder einen Wohnortwechsel gibt es nicht.
Netflix und die künstlerische Freiheit
Wie schon bei den früheren „Monster“-Staffeln über Jeffrey Dahmer und die Menendez-Brüder vermischt Netflix Realität mit Fiktion. Während Adeline Watkins selbst lediglich von ein paar Treffen und einem abgelehnten Antrag sprach, macht die Serie daraus eine zentrale Liebesgeschichte.
Besonders überhöht scheint die Darstellung, Watkins habe Gein verstanden, ihm bei seinen Taten geholfen oder gar Verbindungen zu NS-Verbrechern hergestellt. Dafür gibt es keinerlei Belege. Viele ordnen Adeline Watkins daher eher als kurze Bekannte ein – nicht als Komplizin oder Verbündete.