Ein hochkarätiges Kammermusikhörerlebnis

Die Gesangsschülerin Rabea Vockeroth, der Pianist Emir Ilgen und weitere Stipendiaten der Riebesam-Stiftung Murrhardt gestalten ein facettenreiches Programm beim Konzert im Kulturhaus Klosterhof.

Ein hochkarätiges Kammermusikhörerlebnis

Rabea Vockeroth und Emir Ilgen haben beeindruckend harmoniert. Foto: Elisabeth Klaper

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Drei junge Stipendiatinnen und zwei Stipendiaten, deren musikalische Ausbildung die Riebesam-Stiftung fördert, bereiten einer großen Zuhörerschar ein hochkarätiges Kammermusikhörerlebnis. Sie begeistern mit vor Musizierfreude und Virtuosität sprühenden, brillanten Interpretationen von Tonkunstwerken aus der Klassik, Romantik und dem 20. Jahrhundert. Im Mittelpunkt des Konzerts im voll besetzten Saal des Kulturhauses Klosterhof stehen Gesangsschülerin Rabea Vockeroth und der türkische Pianist Emir Ilgen.

Seit Jahren singt Rabea Vockeroth Sopran im Jugend- und Kammerchor der evangelischen Kirchenmusik und ist schon mehrfach auch solistisch hervorgetreten. Zurzeit bereitet sie sich auf die Aufnahmeprüfung und das Studium an der Musikhochschule Stuttgart vor. Mit ihrer wunderschönen, in allen Höhen klaren, voluminösen und ausdrucksvollen Stimme gestaltet sie Wolfgang Amadeus Mozarts schnelle, freudig bewegte Arie „Schlag zu, schlag zu, o schöner Masetto“ der Zerlina aus der Oper „Don Giovanni“. Feinsinnig auf den Gesang abgestimmt ist der Klavierpart, dargeboten vom türkischen Pianisten Emir Ilgen, der an der Musikhochschule Weimar studiert. Er erweist sich als grandioser Klavierkünstler und fasziniert mit hoch virtuosen Interpretationen von außerordentlich komplexen Kompositionen, wobei er in Topform alle Höchstschwierigkeiten souverän meistert. Als „Wendepunkt der Klaviermusik“ in Bezug auf die Virtuosität und die Darstellung von Emotionen und Stimmungen gilt der vibrierende, temperamentvolle erste Satz Allegro con brio von Ludwig van Beethovens „Waldstein“-Klaviersonate, die der Komponist dem Grafen von Waldstein widmete.

Dieses Werk zeigte auf, wie und wohin sich die Klaviermusik im 19. Jahrhundert weiterentwickelte, und gilt folglich als wegweisend für die Komponisten der Romantik. Einer Fülle von effektvollen Läufen, schnellen Tonwiederholungen und Figurationen stehen feierliche Kantilenen gegenüber, die schon romantische Anklänge aufweisen. Ebenso brillant interpretiert Emir Ilgen drei spätromantische, fantasievolle und atmosphärische Klangkunstwerke von Franz Liszt. Zudem eine pompös-fantasievolle Bearbeitung der brasilianischen Nationalhymne des Amerikaners französischer Abstammung Louis Moreau Gottschalk.

Meisterhaft auf der Quer- und Piccoloflöte musiziert Noel Lehar, der an der Musikschule Schorndorf Unterricht hat. Mit enormem Empfindungsreichtum bringt er die bezaubernde, impressionistisch nuancenreiche Klangfantasie „Hypnose“ mit virtuosen Verzierungen und moderner Rhythmik des zeitgenössischen britischen Flötisten und Komponisten Ian Clarke zur Entfaltung. Viel Vergnügen bereitet dem Publikum die witzige „Pie in the face“-Polka im Volksmusikstil mit kunstvollen Koloraturelementen des Jazz- und Filmmusikkomponisten Henry Mancini. Klavierpartnerin Amelie Hann stimmt ihre Partien stilvoll auf Noel Lehars Flötenspiel ab.

Kurzfristig wegen Erkrankung absagen musste seinen Auftritt Lewin Creuz, der an der Musikhochschule München Violine studiert. Für ihn springen Violaschülerin Amelie Hann und Klavierschülerin Lea-Maria Gunther ein. Als präzise aufeinander abgestimmtes Duo bieten sie anmutig das Allegro aus der „Arpeggione“-Sonate a-Moll von Franz Schubert dar. Das frühromantische Werk zeichnet sich durch beschwingte, wandernde Bewegungen sowie klangschöne Melodik und Harmonik in vielfach changierenden Motiven und Stimmungen von heiter bis melancholisch aus. Zudem interpretiert Lea-Maria Gunther vollendet das Adagio aus Franz Schuberts dritter Klaviersonate mit schnellen Wechseln zwischen Dur und Moll sowie einer großen frühromantischen Vielfalt an Motiven, melodischen und harmonischen Ideen. Mit Bravorufen und jubelndem Beifall danken die Zuhörerinnen und Zuhörern den Stipendiaten für die hochkarätigen Hörgenüsse. Das Konzert organisiert und die Proben geleitet hat Uwe Hann, Klavierlehrer an der Musikschule Schwäbischer Wald/Limpurger Land. Deren Lehrkräfte unterrichten Rabea Vockeroth, Lea-Maria Gunther und Amelie Hann.