Ein Maifest mit fastnächtlichem Touch

Die Murrhardter Narrenzunft richtet das erste Mal das Maibaumfest auf dem Marktplatz aus. Die Murreder Henderwäldler haben den Stab vom Liederkranz Murrhardt zunächst testweise übernommen, setzen närrisch-musikalische Akzente und punkten mit einem launigen Maitanz.

Ein Maifest mit fastnächtlichem Touch

Die Murreder Henderwäldler glänzen bei ihrem Einstand auch mit einer extra einstudierten Polka. Fotos: Stefan Bossow

Von Christine Schick

Murrhardt. Die Bedingungen am Sonntagspätnachmittag für den Auftakt zum Maibaumfest könnten kaum besser sein. Der Murrhardter Frühling hat die Menschen ins Städtle gelockt, gleichzeitig hat die Bewirtung der Murreder Henderwäldler auf dem Marktplatz auch zum Besuch und Verweilen eingeladen. Der Aktionstag von Stadt und Stadtmarketing sowie das Maifest und der fließende Übergang beider Veranstaltungen erweist sich als Konstellation, bei der sich die Verantwortlichen sozusagen die Bälle gegenseitig zuspielen. Als Bürgermeister Armin Mößner zum Feststart in der guten Stube Murrhardts begrüßt, lässt er wissen, dass ihm das Bild eines proppenvollen Marktplatzes außerordentlich gut gefällt, genauso wie die Tatsache, so viele Menschen durch Läden und Altstadt bummeln zu sehen. Mehr Drive für die Innenstadt wünscht er sich auch jenseits solcher Aktions- und Feiertage, zum Bestehen der Läden müssten die Murrhardter und Gäste auch das Jahr über beitragen.

Von der Fasnet und Maibaumtraditionen

Er freut sich, dass die Murreder Henderwäldler sich bereit erklärt haben, das Maibaumfest auszurichten. Da sich der Liederkranz Murrhardt nicht mehr dazu in der Lage gesehen habe, das Fest personell-organisatorisch zu stemmen, sei nach Gesprächen nun die Murrhardter Narrenzunft (mit) eingestiegen. Mößner lässt keinen Zweifel daran, dass wenn jemand solch eine Logistik in vergleichsweiser kurzer Vorbereitungszeit schultern könne, dann seien es die „Prachtmädle und -kerle“ der Henderwäldler. Außerdem schlägt er eine inhaltliche Brücke: Die Zunft habe es sich auf die Fahnen geschrieben, das Brauchtum zu pflegen und zu vermitteln, und dies sei neben der schwäbisch-alemannischen Fasnet ebenso gut in Bezug auf die Tradition von Maibaumfest und -stellen möglich. Im Süden geht diese laut Bürgermeister bis ins 16. Jahrhundert zurück, wobei er den Faden zu Frühlingsgefühlen und männlichem Werben um ein Mädle mit einem geschmückten Maibaum bis hin zum Maitanz weiterspinnt.

Solch einen Maitanz, genauer eine Polka, haben die Henderwäldler als Einstand und Eröffnungspräsent einstudiert. „Wir wollten uns da einfach auch was einfallen lassen“, sagt Zunftmeister Matthias Schlichenmaier und bittet die Gäste, noch etwas von der im Zentrum platzierten, geschmückten Birke abzurücken. Dann laufen sie ein: In feschem Dirndl beziehungsweise Hemd und zünftigen Lederhosen kommen die Paare zu schmissigen Takten der Stadtkapelle auf den Platz, um ihre Maipolka zu zelebrieren. Mal tanzen die Frauen und Männer in einer gemeinsamen großen Kreisformation, mal bilden die Paare eigene Einheiten, behalten das Rund aber trotzdem im Blick. Dass zwischendurch noch laut gejauchzt wird, lässt einen schon fast in Bayern oder zumindest Franken wähnen. Die Performance macht jedenfalls mächtig Laune, einmal mehr, wenn bei den Tänzerinnen und Tänzern im Blickkontakt mit dem Publikum ein charmantes Lächeln aufblitzt. Bei ihrem Auftritt trotzdem noch locker zu bleiben, ist keine Selbstverständlichkeit, wenn man hört, dass die Maitanzanwärterinnen und -anwärter gerade mal zwei Unterrichtsstunden bei der Schorndorfer Tanzschule Beyer hatten. „Einmal haben wir noch geprobt“, erzählt Matthias Schlichenmaier. Damit sich die neue Tradition einen Hauch festigen kann, gibt es am Maifeiertag noch einen zweiten Auftritt.

Zum neuen Aufgabenfeld berichtet Schlichenmaier, dass Helmut Weisheit nicht nur Narrenvater der Zunft, sondern auch im Liederkranz Murrhardt schon viele, viele Jahre aktiv sei und sie insofern auch erfahren hätten, dass für den Verein die Organisation nicht mehr so selbstverständlich zu schultern gewesen sei. Nach Treffen und Gesprächen sowie einer Abstimmung unter den Mitgliedern war dann klar, dass die Henderwäldler es wagen wollten. Viel Luft war da nicht, gibt Schlichenmaier zu. „Kaum war die Fasnet abgeschlossen, sind wir gleich in die Planung des Maibaumfests eingestiegen“, zudem mit der Besonderheit, dass Murrhardter Frühling und Feststart zusammenfallen. „Der Liederkranz unterstützt uns auch noch“, erzählt er. Hilfe gab’s beim Kranz- und Girlandenbinden für den Maibaum und gibt’s beim Bewirten mit Kaffee und Kuchen.

Für einen fastnächtlichen Touch des Maibaumfests sorgen gleich drei Guggenmusikbands, so der Zunftmeister: die Geesmusiker Nellmersbach, die Gässlesfetzer Murr und die Sulmana-Fetzer aus Neckarsulm. Am Montagmorgen lässt sich mit einem Weißwurstfrühstück in den Tag starten, Wanderer und Ausflügler können beim Fest einkehren und die Band Bangbags sorgt am Nachmittag für fetzige Livemusik, die nicht wenige einfach mitreißt und eine Runde tanzen lässt.

Wie zufrieden sind die Murreder Henderwäldler mit ihrem ersten Maibaumfest? „Wir sind happy, dass das Wetter gehalten hat und so viele Besucher gekommen sind“, sagt Matthias Schlichenmaier. Somit finde das Team in der Resonanz auch eine Bestätigung für Engagement und Organisation. „Jetzt können wir zufrieden und glücklich in die Sommerpause gehen“, meint er mit einem Augenzwinkern. Und es sei Zeit, alles in Ruhe mit den Vereinsmitglieder Revue passieren zu lassen, um zu entscheiden, ob die Henderwäldler das Maibaumfest auch im kommenden Jahr ausrichten wollen und können. Denn der Aufwand sei nicht zu unterschätzen. „Wir von der Vorstandschaft können zwar planen, aber es braucht einfach auch die Bereitschaft vieler Mitglieder, entsprechend mitzuziehen.“

Ein Maifest mit fastnächtlichem Touch

Der mächtige, prachtvolle Maibaum wird mit technischer Unterstützung aufgestellt.