Betriebsratschef Ergun Lümali spricht erstmals über die Größenordnung. Personalchefin Britta Seeger erklärt, warum manche eine Mail erhalten, aber nicht ins Gespräch müssen.
Mercedes-Benz hat 600 Millionen Euro für Abfindungen zurückgestellt.
Von Veronika Kanzler
Start-up gründen, Fitnessstudio eröffnen oder Pizza ausliefern – manche nehmen sich auch einfach eine Auszeit. So klingen einige der Pläne von Mercedes-Mitarbeitern, die bereits eine Abfindung angenommen haben.
Beim „Auto-Talk“ unserer Zeitung Anfang Oktober hat der Gesamtbetriebsratschef Ergun Lümali verraten, dass es sich inzwischen um „einige Tausend“ handelt. Konkrete Zahlen nennt er nicht – und auch das Unternehmen selbst bleibt vage. Immerhin erklärte Personalchefin Britta Seeger nun beim Treffen des Wirtschaftspresseclubs in Stuttgart, sie sei „angemessen zufrieden“ mit der bisherigen Resonanz. Das Handelsblatt berichtet, dass bereits 4000 eine Abfindung angenommen haben sollen.
40 000 Mercedes Mitarbeiter wurden angeschrieben
Anders als andere Unternehmen veröffentlicht Mercedes keine exakten Zahlen. Klar ist aber: 600 Millionen Euro sind für Abfindungen zurückgestellt, bis zu einer halben Million Euro soll an einzelne Mitarbeiter ausbezahlt werden können. Noch bis März können sich interessierte Mitarbeiter melden.
Lesen Sie hier, wer bei Mercedes eine Abfindung erhalten kann
Etwa 40 000 Beschäftigte wurden nach Angaben des Konzerns angeschrieben – das entspricht nicht einmal der Hälfte der Mitarbeiter von Mercedes in Deutschland. „Die Produktion war außen vor. Aber auch bestimmte andere Jobprofile wie Anwälte oder einige IT-Profile“, sagte Seeger. Kurz: Arbeitskräfte, die nicht so einfach zu bekommen sind. Diese haben erst gar keine Gesprächseinladung für ein Abfindungsangebot erhalten. „Es gab auch welche, denen wir gesagt haben: Du hast zwar die Information bekommen, aber dich wollen wir behalten“, erzählte Seeger. Generell waren alle Angeschriebenen jedoch verpflichtet, mindestens ein Gespräch mit ihrem nächst höheren Vorgesetzten zu führen.
Im Vorfeld habe es für die Führungskräfte Schulungen gegeben. Dennoch seien die Gespräche „nicht immer hundertprozentig gut gelaufen“, erzählte Seeger. „Es menschelt überall.“ Laut der Personalchefin habe es auch viele Beschäftigte gegeben, die es „angemessen und wertschätzend“ empfunden haben.
Hinter dem Abfindungsprogramm steckt das Sparprogramm „Next Level Performance“. Bis 2027 will Mercedes jährlich rund fünf Milliarden Euro einsparen – unter anderem durch Make-or-buy-Entscheidungen, das Nicht-Nachbesetzen von Stellen und eben Abfindungen.
„ZuSi“ gilt bei Mercedes-Benz noch bis Ende 2034
Das derzeitige Abfindungsangebot „erfolgt nur unter doppelter Freiwilligkeit“, sagte Lümali bei der Verkündung des Sparprogramms im März dieses Jahres. Denn die intern „ZuSi“ genannten Zukunftssicherung schließt betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2034 aus. „Wer das Unternehmen verlassen will, tut dies freiwillig und aus eigenem Wunsch“, erklärte der Betriebsratschef.