Erst nachdenken, dann posten

Medienpädagogin Christa Rahner-Göhring spricht über den privaten und beruflichen Umgang mit sozialen Medien

Wie man die vielfältigen Möglichkeiten und Vorteile sozialer Medien genießen kann, ohne den Schutz der persönlichen Daten und Privatsphäre zu riskieren, erläuterte Medienexpertin Christa Rahner-Göhring in ihrem detailreichen Vortrag auf Einladung des Krankenpflegevereins Murrhardt.

Von Elisabeth Klaper

MURRHARDT. Schade nur, dass dieses sozial- und gesellschaftspolitisch topaktuelle Thema, das auch etliche Bezüge zur Gesundheit hat, nur einen kleinen Zuhörerkreis in den Heinrich-von-Zügel-Saal lockte. Soziale Medien „sind ein Kosmos und eine Lebenshaltung“, so die Medienberaterin, zugleich Gründungs- und Vorstandsmitglied der Medienakademie Baden-Württemberg. „Sie erweitern unsere Kommunikationsmöglichkeiten enorm, machen diese viel einfacher und flexibler, überall und rund um die Uhr, mit der ganzen Welt.“

Zudem bieten sie eine Fülle von Möglichkeiten, selbst kreativ etwas zu gestalten beziehungsweise mitzugestalten, sich mit Verwandten und Freunden, Kollegen und Gleichgesinnten auszutauschen; weiter den beruflichen und privaten Alltag zu organisieren, über die Vernetzung mit internetfähigen Geräten (intelligentes Heim – Smart Home) im Haus von außerhalb Heizung oder anderes zu steuern oder bargeldlos zu bezahlen. Diverse Plattformen erleichtern Informations- und Datenaustausch sowie Teamarbeit in der Berufswelt und Wirtschaft, ebenso die gemeinsame Nutzung (Sharing Economy) von Autos oder Geräten. Weitere Felder sind das Crowdsourcing (zusammengesetzt aus den Begriffen Crowd und Outsourcing, wobei einzelne Aufgaben, die bisher intern bearbeitet wurden, an eine Vielzahl von Nutzern oder Interessenten ausgelagert und häufig in Form eines Wettbewerbs ausgeführt werden) oder Fundraising, bei dem Mittel für Projekte gesammelt werden.

Zahlreiche Dienste und Netzwerke von Diskussionsforen bis zu Internetseminaren ermöglichen schnelles, gezieltes Wissensmanagement. In Zukunft werde das Lernen und Studieren immer mehr in diesen Formen ablaufen. Aber für alle Programme (Apps), Dienste, Netzwerke oder Gemeinschaften (Communitys) gilt: „Wir haben es zu 100 Prozent selbst in der Hand, wie wir sie nutzen.“ Darum sollte man in jedem Fall „sehr genau hinschauen, sensibel mit persönlichen Informationen umgehen, vor jeder Aktion erst das Gehirn einschalten und die Auswirkungen bedenken“, unterstrich die Diplom-Pädagogin und Social-Media-Managerin. Und: „Wir müssen nicht immer erreichbar sein, sofort auf Nachrichten antworten und den Erwartungen anderer folgen“, stellte sie klar. Wenn man in Ruhe und konzentriert arbeiten muss, sprich ohne Ablenkung, sollte man das Smartphone besser ausschalten. Als absolut notwendig bezeichnete Christa Rahner-Göhring eine möglichst früh beginnende Begleitung und Bildung der Kinder durch die Eltern und in der Schule. Nur so haben sie die Chance, die erforderliche Nutzungskompetenz für die sozialen Medien zu erwerben und diese sicher zu nutzen. Dann seien sie auch dazu fähig, Fake News als Falschinformationen zu entlarven, indem sie diese mithilfe vertrauenswürdiger Quellen genau überprüfen. Überdies können sie sich wehren gegen Mobbing- und Hassbotschaften, indem sie diese nicht weiterleiten – und überhaupt respektvoll miteinander umgehen.

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Tipps zur sicheren Nutzung von Diensten und Netz

Datensparsamkeit und alternative Apps: „WhatsApp ist die größte Datenkrake aller Zeiten und kann nicht datenschutzkonform genutzt werden“, da die Daten an Facebook weitergeleitet werden, warnte die Medienexpertin. Darum sollte man im Profil nur das zwingend Erforderliche ausfüllen und besser datenschutzsichere Messenger-Dienste als Alternativen nutzen, wie Threema, Wire oder Signal.

Vertrag und Passwort: Jede App und jedes Netzwerk beinhaltet einen eigenen Vertrag. Deshalb gilt, sich vor der Nutzung erst die allgemeinen Geschäftsbedingungen und Datenschutzerklärungen durchzulesen, um mögliche Kostenfallen oder Risiken für private Daten sowie deren Nutzung zu erkennen. Für jedes Netzwerk müsse man ein eigenes, sicheres Passwort verwenden mit mindestens 14 Zeichen (Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen).

Eigene Privatsphäre und die anderer: Zum Datenschutz sollte man so sparsam wie möglich mit allen persönlichen Daten umgehen, sowohl eigenen als auch von anderen Personen, Privatsphäre und Persönlichkeitsrechte wahren. Keine vertraulichen Infos über andere Personen oder berufliche Details preisgeben. Bevor man Fotos hochlädt, immer erst die abgebildete(n) Person(en) fragen, ob sie einverstanden ist (sind). Fotos von Babys und kleinen Kindern besser nicht teilen.

Schutz vor Angriff: Damit das Smart Home nicht zum Angriffsziel von Kriminellen wird, und auch, um sich gegen Datendiebstahl, Abhören oder Aufnahmen zu schützen, gilt es, internetfähige und vernetzte Geräte aller Art am besten auszuschalten und vom Stromnetz zu trennen, wenn man sie nicht benutzt. Der Zugriff von außen sollte aufs Notwendigste beschränkt sein.

Genau hinsehen: Um Urheberrechte nicht zu verletzen, dürfen fremde Fotos oder Dokumente nur mit Genehmigung des Autors genutzt und weitergeleitet werden. Übergriffe, Stalking, Mobbing, Hassbotschaften und andere problematische Nachrichten sollte man sofort an das Netzwerk melden. Um Phishing (Diebstahl persönlicher Zugangsdaten) zu vermeiden, ist es wichtig, nicht einfach wahllos auf Links zu klicken, betonte Christa Rahner-Göhring.

Weitere Infos und Tipps unter www.rahner-info.de und via mail@rahner-info.de.