Übernachtung am Bahnsteig

Gestrandete Fahrgäste nach VfB-Spiel: Jetzt steht die Ursache fest

Erneut haben Bahnfahrgäste die Nacht am Bahnsteig verbringen müssen. Die Zuggesellschaft Arverio entschuldigt sich und nennt jetzt Einzelheiten.

Gestrandete Fahrgäste nach VfB-Spiel: Jetzt steht die Ursache fest

Offenbar verhinderten Personen im Gleis die Abfahrt des Zuges.

Von Eberhard Wein

Für die mehr als 40-minütige Verspätung eines Zuges am vergangenen Donnerstag nach dem Europa-League-Spiel des VfB gegen Celta Vigo waren offenbar „Personen im Gleis“ verantwortlich. Deshalb habe der Zug nicht pünktlich von Stuttgart in Richtung Crailsheim starten können, erklärte ein Sprecher der zuständigen Zuggesellschaft Arverio. Allerdings kam der Zug auch nur bis Schwäbisch Hall-Hessental. Dort wurde er um 1.21 Uhr abgestellt. Eine bisher unbekannte Zahl an Fahrgästen musste die Nacht daraufhin in der Bahnhofshalle verbringen.

Für die nächtliche Verbindung hatte Arverio den Dienstleister TRI beauftragt, weil die eigentlichen Zuggarnituren für die neue Eisenbahntechnik ETCS aufgerüstet werden muss. Dass TRI die Fahrt allerdings vorzeitig beendete, hatte einen anderen Grund. Die nur noch knapp 30 Kilometer lange Strecke nach Aalen war wegen einer Baustelle gesperrt worden. Davon wussten die Fahrgäste im Vorfeld aber nichts. „Durch die Vielzahl auch an kurzfristigen Baustellen der letzten Zeit ist es uns nicht gelungen, diese Information rechtzeitig in die Fahrgastinformationssysteme einzuspielen“, räumte der Arverio-Sprecher ein.

Auch das Videoreisezentrum hatte längst geschlossen

Ob es eine gute Idee war, die Baustelle ausgerechnet dann einzuplanen, wenn in Bad Cannstatt durch ein Fußballspiel das Fahrgastaufkommen deutlich erhöht ist, kommentierte der Sprecher nicht. Jedenfalls hätte in Schwäbisch Hall eigentlich ein Ersatzbus die Weiterfahrt in Richtung Crailsheim garantieren sollen. Wegen der Verspätung des Zuges „war der wohl schon weg“, sagte der Arverio-Sprecher.

Unklar ist auch, warum das Bahnpersonal die Fahrgäste in Schwäbisch Hall an das dortige Videoreisecenter verwiesen hatte. Solche Reisecenter, bei denen man über einen Bildschirm mit einem Bahnmitarbeiter verbunden wird, gibt es an mehr als 50 baden-württembergischen Bahnstationen. Sie sollen längere und teils durchgehende Öffnungszeiten ermöglichen. Doch in Schwäbisch Hall-Hessental hatte das Videoreisezentrum laut der Deutschen Bahn ab 19.30 Uhr geschlossen. Die Fahrgäste mussten sich somit selbst weiterhelfen und erhielten auch nicht die versprochenen Taxigutscheine, um noch nach Hause zu kommen.

Man entschuldige sich ausdrücklich, sagte der Arverio-Sprecher. Entstandene Kosten könnten per Formular geltend gemacht werden. Das Landesverkehrsministerium kommentierte den neuerlichen Bahnärger nicht. „Wir können das nicht jedes Mal tun“, sagte ein Sprecher. Vor zwei Wochen waren Fahrgäste nachts auf dem Weg von Würzburg nach Stuttgart in Heilbronn gestrandet. „Der Minister war ja schon recht deutlich, was unsere Erwartung als Besteller angeht“, sagte der Sprecher. „Wir werden das Thema wie angekündigt weiterverfolgen.“