Backwarenhersteller

Gewerkschaft wütend über Aussperrung bei Lieken

Bei Lieken eskaliert der Tarifkonflikt: Die Gewerkschaften sind entrüstet über eine ungewöhnliche Strafaktion des namhaften Brot- und Backwaren-Herstellers.

Von Matthias Schiermeyer

Der Tarifkonflikt der Brot- und Backwarenindustrie in Baden-Württemberg und Hessen läuft bei einem führenden Hersteller, Lieken, am Standort Crailsheim völlig aus dem Ruder: Die Arbeitgeberseite hätte nach einem 24-stündigen Warnstreik am Freitag am Samstagmorgen die Belegschaft von Samstag, 6 Uhr bis Sonntag, 14 Uhr ausgesperrt, teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit. Dies sei eine „historische Eskalation“ durch das Unternehmen und den Arbeitgeberverband Deutscher Großbäckereien, „wie es sie im Geltungsbereich dieses Flächentarifvertrags noch nie gegeben hat“.

„Frontalangriff auf die Tarifautonomie“

Kai Burmeister, Chef des Gewerkschaftsbundes im Land, kritisiert einen „eklatanten Tabubruch“ und einen „Frontalangriff auf die Beschäftigten, die Tarifautonomie und die Sozialpartnerschaft“. Aussperrung sei keine legitime Antwort auf demokratischen Protest – „sie ist eine Eskalation mit Ansage, verletzt die Menschenwürde der Beschäftigten, unterminiert das Streikrecht und zerstört Vertrauen“. Er forderte die Geschäftsführung auf, „diese Maßnahme sofort zurückzunehmen, um weiteren Schaden für das Betriebsklima und den sozialen Frieden der Branche zu verhindern“.

Bekannt für die Marke „Golden Toast“

Lieken will sich auf Anfrage vorerst nicht zu den Vorwürfen äußern. In Crailsheim sind etwa 222 Mitarbeitende beschäftigt, am Standort Bietigheim-Bissingen etwa 246. Die Gruppe ist mit ihren Großbäckereien bundesweit vertreten und beschäftigt insgesamt rund 3000 Mitarbeiter. Der Umsatz beträgt an die 700 Millionen Euro. Bekannt ist die Marke „Golden Toast“; zudem beliefert Lieken auch McDonald’s. Die Gruppe ist Teil des tschechischen Agrofert-Konzerns.