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Murrhardt. Die zweite Veranstaltungsreihe des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald im Rahmen des Humusprojekts hat mit einem Terra-Preta-Workshop auf dem idyllisch gelegenen Wacholderhof bei Murrhardt begonnen. Das teilt der Naturpark mit.
Ende des 19. Jahrhunderts entdeckten Forscher im Amazonasgebiet erstmals eine als „Terra Preta“ bezeichnete, äußerst fruchtbare Erde, die in einer Zeit der indigenen Hochkultur geschaffen wurde. Zwischenzeitlich ist deren Entstehungsprozess bekannt und sie wird auch hierzulande hergestellt und erprobt, zum Teil mit beachtlichen Resultaten in Form eines nachhaltig verbesserten Bodens.
Referentin des Workshops war Margret Sprenger. Als ärztlich geprüfte Naturheilkundeberaterin hat sie ein umfangreiches Wissen über die Stoffwechselprozesse im Boden und beim Menschen. Dementsprechend begann die Veranstaltung mit einem informativen Theorieteil.
Ein mikrobielles Kollektiv im Boden
Die Teilnehmenden erfuhren, dass die Zahl der Mikroorganismen im menschlichen Körper, beispielsweise im Darm, wesentlich höher ist als die Zahl der Zellen, aus denen ein Mensch besteht. Viele dieser Mikroorganismen finden sich auch im fruchtbaren Boden, insbesondere in der Nähe der Pflanzenwurzeln, sowie im tierischen Darm wieder. Mensch und Tier sind daher letztlich keine Einzellebewesen, sondern vielmehr ein mikrobielles Kollektiv, das auf beeindruckende Weise zusammenarbeitet. Pflanzen regulieren über ihre Wurzelausscheidungen ihre Mikrobiomzusammensetzung und lassen sich von den Kleinstlebewesen im Boden ihre Nahrung herbeischaffen. Dies geht so weit, dass sie teilweise sogar ganze Bakterien aufnehmen. Im Gegenzug stellen die Pflanzen dem sogenannten Bodenmikrobiom kohlenhydratreichen Zucker zur Verfügung – ein echtes Geben und Nehmen, von dem alle profitieren.
Mit jedem Bissen naturbelassener Pflanzennahrung nehmen Mensch und Tier einen Teil dieses Bodenmikrobioms zu sich. Je vielfältiger, aktiver und gesünder das Mikrobiom von Boden, Pflanze, Mensch und Tier, desto gesünder sind diese selbst. Durch den Kot von Weidetieren kommt deren Mikrobiom unmittelbar wieder dem Boden und dessen Pflanzenbewuchs zugute.
Bei der Herstellung von Terra Preta geht es letztlich darum, diese Mikroorganismen in ihrer Vielfalt und Anzahl zu fördern, ihnen eine stabile Behausung zu geben und sie zu füttern. Um möglichst viele verschiedene Bodenmikroorganismen zusammen zu bringen, haben die Teilnehmenden eigene Komposte mitgebracht. Diese wurden mit Bioabfällen, Mist, Wasser, Kräutern und Gesteinsmehl vermischt und zusammen mit Pflanzenkohle zu einer Miete aufgesetzt. Letztere stabilisiert die Terra-Preta-Erde, hat ein hohes Wasserhaltevermögen, sorgt aufgrund ihrer Struktur für die Belüftung des Bodens und dient als schützender Lebensraum für das Bodenmikrobiom.
Die Teilnehmenden packen an
Nach dieser Einführung ging es ans praktische Tun. Engagiert griffen die Teilnehmenden des Workshops zu Gabeln und Schaufeln, schoben Schubkarren hin und her, schafften Wasser herbei, halfen, die verschiedenen Mietenschichten aufzusetzen und diese abzudecken.
Beim anschließenden Vesper meinte ein Teilnehmer, an die Referentin gerichtet: „Der Workshop war für mich ein Volltreffer, ich bin noch ganz euphorisch. Du hast bei mir einige Synapsen neu verknüpft.“ Und auch die anderen Teilnehmenden werden sich vermutlich an die Zusammenhänge zwischen Bodengesundheit und Gesundheit von Pflanzen, Mensch und Tier, sowie an bakterienfressende Pflanzenwurzeln erinnern. pm
Link Die Reihe des Naturparks zum Thema Humusaufbau wird fortgesetzt.
Informationen gibt es unter: www.naturpark-sfw.de/der-naturpark/ humusaufbau-in-der-landwirtschaft
Förderung Die Projektmanagementstelle wird mit Mitteln der EU und des Landes Baden-Württemberg finanziert.