Die Stadtwerke müssen mit Verlusten klarkommen, Geschäftsführer Rainer Braulik geht aber davon aus, dass sich das Blatt in den Jahren 2021 und 2022 wendet. Foto: Jörg Fiedler
Von Elisabeth Klaper
Murrhardt. Dank eines enormen Kraftaktes ist es dem Team der Stadt und der Stadtwerke gelungen, die „lang ersehnten“ Jahresabschlüsse städtischen Eigenbetriebs von 2016 bis 2020 dem Gemeinderat in dessen letzter Sitzung des Jahres vorzulegen. Seit der Umstellung des Rechnungswesens 2012 auf die kommunale Doppik hatte sich die Aufarbeitung der Jahresabschlüsse teilweise erheblich verzögert. Normalerweise sind sie mit einem Lagebericht spätestens sechs Monate nach Ende eines Wirtschaftsjahres aufzustellen und dem Bürgermeister zu unterbreiten. Danach hat der Gemeinderat den Jahresabschluss festzustellen und über die Verwendung des Jahresgewinns oder die Behandlung des Jahresverlusts zu beschließen sowie die Betriebsleitung zu entlasten. Die Jahresabschlüsse des Basisjahres 2020 und der vier Vorjahre sind wichtig für die Genehmigung der Gasnetzentgelte in der vierten Regulierungsperiode für Gas von 2023 bis 2028.
Minusbeträge im sechsstelligen Bereich
Mit den vorgelegten Jahresabschlüssen sei „der Anschluss an die normalen Gegebenheiten“ gelungen, und wenn die Stadtwerke personell verstärkt aufgestellt sind, hoffe man die Jahresabschlüsse bald wieder wie üblich vorlegen zu können, sagte Stadtwerkegeschäftsführer Rainer Braulik zu. Zwar wiesen die Ergebnisse hohe Minusbeträge im sechsstelligen Bereich aus, aber: „Wir haben zwischen 2016 und 2020 etwa vier Millionen Euro investiert, viel in den Ausbau der Nahwärme, aber auch in die Wasserversorgung.“ Hinzu kommen die nicht unerheblichen Fehlbeträge in den beiden „Dauerverlustsparten“ Freibad und Parkierung.
Die Konsolidierungsbemühungen verlaufen erfolgreich: „Wir haben deutlich mehr Tilgungen als Kreditaufnahmen.“ Daher sei er „sehr hoffnungsfroh“, mit den Jahresabschlüssen für 2021 und 2022 „positivere Ergebnisse“ vorlegen zu können, zudem müsse im Bereich Nahwärme eine Neukalkulation erfolgen, betonte Braulik.
Gerd Linke (MDAL/Die Grünen) zeigte sich verwundert über das hohe Verlustergebnis von deutlich über einer halben Million Euro für 2019, unter anderem wegen ungewöhnlich hohen Ausgaben in der Sparte Wasserversorgung. „2019 hatten wir viele Wasserrohrbrüche“, erklärte der Stadtwerkegeschäftsführer.
Wasserverbrauch ist wieder gestiegen
In den Vorjahren seien die Wasserverkäufe deutlich gestiegen, auch habe man die Wassertarife erhöht: „Wir haben Rekordergebnisse erzielt, weil wir immer mehr Wasser verkauften, 2020 war wieder ein normales Jahr.“ Die Wasserpreise sollen bald neu kalkuliert werden, insofern hoffe man, von den Verlusten in dieser Sparte weiter herunterzukommen. Gerd Linke hatte indes noch weiteren Informationsbedarf zu den Ergebnissen in den verschiedenen Sparten der Stadtwerke und stellte deren Geschäftsführer entsprechende Nachfragen. Wegen der stark steigenden Nachfrage nach Nahwärme haben sich in dieser Sparte die Investitionen in den weiteren Ausbau der Netze sowie in die Ertüchtigung der Heizwerke weiter erhöht. Durch Umstellungen im Erdgasnetz und -vertrieb verdoppelten sich die Personalkosten, zudem erhöhte sich der finanzielle Aufwand fürs Personal deutlich nach dem Systemwechsel bei den Stadtwerken 2019. Vorher gab es in diesem Bereich innere Verrechnungen zwischen den Stadtwerken und der Stadtkämmerei. Hinzu kamen gestiegene Netznutzungsentgelte, die die Stadtwerke bezahlen mussten, daher war der Bereich Erdgasnetz jedes Jahr defizitär: „Wir sind auch aufgrund dieser Veränderungen während der vergangenen Gasregulierungsperiode schlecht gestartet“, räumte Braulik ein.
Dennoch geht der Stadtwerkegeschäftsführer davon aus, dass sich die Situation im Jahr 2023 verbessert, dem ersten Jahr der neuen Regulierungsperiode für Gas. „Es ist unser erklärtes Ziel, in der kommenden Regulierungsperiode von 2023 bis 2028 ausgeglichene oder positive Ergebnisse in der Erdgassparte zu erzielen, und wir sind guten Mutes, dass wir die nächsten Jahre insgesamt positiv abschließen werden“, gab er sich optimistisch. „Es gibt noch viel zu tun“, resümierte Gerd Linke. Daraufhin stellte das Stadtparlament geschlossen die Jahresabschlüsse 2016 bis 2020 der Stadtwerke fest und entlastete die Betriebsleitung.