Hopp oder top: Der TSG Backnang hilft nur ein Dreier

Im Etzwiesenstadion fällt beim morgigen Saisonfinale ab 15.30 Uhr die Entscheidung: Schlagen Backnangs Oberliga-Fußballer den Viertletzten Rielasingen-Arlen, ziehen sie an den Gästen vorbei und feiern den Klassenverbleib. Wenn nicht, ist Daumendrücken für Großaspach angesagt.

Hopp oder top: Der TSG Backnang hilft nur ein Dreier

Marco Rienhardt (rechts) traf schon beim Hinspiel in Rielasingen und ist mit 14 Saisontoren der gefährlichste Backnanger Offensivspieler. Logisch, dass die TSG auch im morgigen Rück- und Endspiel gegen den Klub vom Bodensee auf Tore des 24-Jährigen hofft. Foto: Alexander Becher

Von Steffen Grün

Es ist insofern ein echtes Endspiel, als der Drittletzte den Viertletzten empfängt und nach dem Abpfiff entweder die TSG Backnang oder der 1. FC Rielasingen-Arlen gerettet ist. Mit letzter Sicherheit abgestiegen ist dann aber noch niemand, ein Hintertürchen bleibt für den Drittletzten offen. Dieser Platz reicht für das Drinbleiben, wenn Vizemeister SG Sonnenhof in der Relegation den Aufstieg in die Regionalliga schafft. Weder die TSG noch der Verein aus der Gemeinde an der Schweizer Grenze haben aber Lust auf eine zweieinhalbwöchige Zitterpartie.

Wie ist die Ausgangsposition vor dem morgigen Duell? Die Partie in Backnang ist die einzige in der Oberliga, in der es am 34. und letzten Spieltag wirklich noch um etwas geht. Das liegt daran, dass alle anderen wesentlichen Entscheidungen bereits gefallen sind. Meister? Die Stuttgarter Kickers. Vizemeister und Relegationsteilnehmer? Großaspach. Absteiger in die Verbandsliga? Freiburger FC und Neckarsulmer Sport-Union.

Die TSG belegt mit 36 Punkten den drittletzten Platz, der – wie eingangs erwähnt – zweierlei bedeuten kann: Ligaverbleib oder Abstieg. Ihn an den Gegner weiterzureichen, um als Viertletzter auf der sicheren Seite zu sein, ist daher das klare Ziel. Weil Rielasingen-Arlen mit 37 Zählern anreist, ist alles andere als ein Dreier aber zu wenig, ein Remis hilft nur den Gästen. „Jeder weiß, was auf dem Spiel steht“, sagt Marc Erdmann: „Wen man da noch motivieren muss, der ist fehl am Platze.“ Der Sportliche Leiter hebt die Aspekte hervor, die für die Roten sprechen: „Wir haben alles selbst in der Hand und spielen in unserem Wohnzimmer vor den eigenen Fans. Es muss von Anfang an zu spüren sein, dass wir dieses Spiel gewinnen wollen.“ Sollte es klappen, wäre es für den 52-Jährigen „das Happy End nach einer sehr schwierigen Saison, die es nach dem Umbruch im vergangenen Sommer war“.

Wirkt der vergangene Samstag nach? Fakt ist: Die TSG hat eine Chance verpasst, sich in eine weitaus komfortablere Position zu bringen. Ein Sieg in Offenburg hätte mit 39 Punkten den Sprung vom 15. auf den 12. Platz bedeutet, mit dem 0:3 rutschte Backnang auf Rang 16. Dieser lasche Auftritt war überdies ein Spiel mit dem Feuer, denn am vorletzten Spieltag in der Regionalliga Südwest sprachen die Zwischenstände bis teils in die Nachspielzeit dafür, dass Aalen und Freiberg doch noch in die Bredouille geraten könnten. Ein Absteiger aus dem Ländle, plötzlich hätte es in der Oberliga drei Klubs sicher erwischt und der Viertletzte hätte auf Aspach hoffen müssen. Es wendete sich jedoch wie mit Geisterhand auf allen Plätzen noch alles zum Guten, weshalb der SGV und der VfR vor dem Saisonfinale gerettet sind.

Wie sehen die Formkurven der Kontrahenten aus? Für die TSG ist der zweite Saisonabschnitt ein ständiges Auf und Ab. Aus den ersten vier Spielen nach der Winterpause sprangen nur drei Punkte durch den Sieg beim Letzten in Freiburg heraus. Das 1:1 gegen Bissingen und das 3:3 gegen Villingen waren respektabel, aber eigentlich zu wenig. Auf die erwartbare Niederlage beim Dritten Pforzheim reagierte Backnang mit Siegen gegen Oberachern und in Ravensburg, doch eine nachhaltige Trendwende leitete auch das nicht ein. Es folgten die Niederlage gegen Mutschelbach, das 1:1 in Hollenbach, der Sieg gegen Neckarsulm und die Pleite in Offenburg. Setzt sich die jüngste Serie fort, wäre wieder ein Remis dran, aber das reicht nicht. Und Rielasingen in der vierten Saison seit dem Aufstieg? Ist ähnlich inkonstant wie die TSG. Ehe zuletzt der 4:1-Heimsieg gegen Bissingen gelang, gabs eine Niederlage und zwei Remis, darunter das bittere 2:2 beim Absteiger Freiburg, und ein 0:7 gegen die Kickers. In der Hin- und Rückrundentabelle trennen die morgigen Rivalen auch nur Nuancen, der Blick auf das Heim- und Auswärtsklassement lässt ebenfalls wenige Schlüsse zu: Backnang ist mit 18 Punkten aus 16 Spielen keine Macht im eigenen Stadion und Rielasingen reist als das zweitschlechteste Auswärtsteam an.

Taugt das Hinspiel als Mutmacher? Für die Hausherren durchaus. In der Nähe des Bodensees feierten die Murrtaler am 13. November einen 5:2-Erfolg. Niklas Benkeser schoss die TSG in Führung, nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich machten Athanasios Coutroumpas, Thomas Doser, Marco Rienhardt und Flavio Santoro alles klar.

Wie will der TSG-Trainer das Spiel angehen? „Mit viel Leidenschaft und Überzeugung“, betont Mario Klotz: „Mit dem Bewusstsein, mindestens ein Tor machen zu müssen, aber auch mit der nötigen Absicherung, um nicht in Rückstand zu geraten.“ Diesen Spagat zu schaffen wird die äußerst anspruchsvolle Aufgabe sein. Ein gutes Mittel könnten zudem Standards werden. „Eine unserer Stärken“, sagt der 38-Jährige und verweist aufs 5:2 im Hinspiel, bei dem vier Tore aus Freistößen und Ecken resultierten.

Wer muss bei Backnang passen? Für Torwart Marcel Knauß, der sich eine Hand gebrochen hat, ist die Saison beendet. Auch Marius Weller (Rotsperre), Niklas Benkeser (verletzt), Michl Bauer und Philipp Zentler (beide langzeitverletzt) sind nicht dabei.

Was ist, wenn es morgen schiefgeht? Sollte der Etzwiesenverein nicht gewinnen, ist Schützenhilfe aus Großaspach gefragt. Steigt die SG in der Relegation (11./14. Juni) gegen Schott Mainz oder die TuS Koblenz in die Regionalliga auf, bliebe Backnang trotzdem drin. Wenn nicht, ginge es runter. „Die Situation hatten wir schon mal“, weiß Marc Erdmann. 2019 war das, als sich die TSG mit einer fulminanten Oberliga-Rückrunde fast noch gerettet hätte, dann aber auf die Kickers zählen musste. Die scheiterten in der Aufstiegsrunde mit zwei Remis gegen Völklingen und Alzenau, die Roten guckten in die Röhre. Trainiert von Evangelos Sbonias, der nun in Großaspach tätig ist und seinem Ex-Klub aus der Patsche helfen könnte. „Es gibt keinen bei uns, der Probleme hätte, der SG die Daumen zu drücken“, betont Erdmann. Aber: „Wir wollen es selbst regeln, das Endspiel für uns entscheiden und uns damit eine lange Zitterpartie ersparen.“

Was ist rund ums Spiel zu beachten? Die Zuschauer müssen am morgigen Samstag einkalkulieren, dass die Parkmöglichkeiten vor dem Etzwiesenstadion stark eingeschränkt sind. Wegen der Bauarbeiten fürs zweite Viadukt steht ein Großteil des Parkplatzes nicht zur Verfügung. Wer kann, sollte ohne Auto kommen oder sich alternative Abstellmöglichkeiten überlegen, um pünktlich um 15.30 Uhr im Stadion zu sein.