Im Freibad wird kräftig geschafft

Stadtwerke, Bauhof und Förderverein erledigen eine Reihe von Sanierungsarbeiten – Möglicher Öffnungszeitpunkt noch offen

Die Coronapandemie hat auch dem Murrhardter Freibad einen Strich durch die Rechnung gemacht. Normalerweise öffnen sich Mitte Mai die Tore des idyllisch im Trauzenbachtal gelegenen Bads. Wann das unter bestimmten Regeln möglich ist, muss zunächst offenbleiben. Die Stadtverwaltung rechnet damit, dass dies vor Juni kein Thema sein wird. Nichtsdestotrotz nutzen Stadtwerke und Freibadförderverein mit Unterstützung des Bauhofs die Zeit, um eine Reihe vonSanierungs- und Instandsetzungsarbeiten anzugehen.

Im Freibad wird kräftig geschafft

Beim großen Becken steht eine grundlegende Entscheidung an, wie mit den undichten Stellen im tiefen Bereich längerfristig umzugehen ist. Unabhängig davon hoffen die Verantwortlichen, dass man das Freibad in absehbarer Zeit öffnen kann. Für einen möglichen Start im Juni soll nun alles vorbereitet werden – so heißt es auch, die Farbreste zu entfernen und die Flächen neu zu streichen.

Von Christine Schick

MURRHARDT. Insofern macht das Team aus Mitarbeitern der Stadtwerke und des Zweckverbands Bauhof sowie Ehrenamtlichen des Freibadfördervereins das Beste aus der Situation. Dass der Saisonstart zunächst erst einmal nicht stattfinden kann, hat dabei sogar einen gewissen Vorteil: Reparaturen und Sanierungsprojekte, für die die Zeit dieser Tage schon zu knapp geworden wäre, können nun angegangen werden. Aktuelles Beispiel: die Schäden im großen Kinderbecken. Sie fielen so deutlich aus, dass über eine tiefer gehende Überholung nachgedacht werden musste. Zwar wurden immer wieder Fließen ausgetauscht, doch waren an der Umrandung mehr Kacheln als sonst betroffen, zudem gibt es sie mittlerweile schlichtweg nicht mehr, berichtet Michael Schünzel, Betriebsleiter der Stadtwerke. „Wenn weitere, einzelne Fließen während der Saison abbrechen, hätten wir ein Problem, insbesondere im Kinderbereich, sie sind sehr scharfkantig“, erklärt er. Also entschloss man sich zu einer grundsätzlichen Sanierung. Die Fließen wurden entfernt, der Estrich des Beckens herausgemeißelt. Mittlerweile ist der neue Betonboden eingezogen. „Darüber kommt eine Schicht aus Epoxidharz, also Kunststoff“, sagt Schünzel. Erhalten bleiben kann die Wasserrinne um das Becken und damit auch die ursprüngliche Größe. Beim kleineren Kinderbecken sieht es noch besser aus, dort kommt man mit ein paar Flickarbeiten an den Fließen über die Runden.

Ebenfalls Zeit für eine zwar wenig sichtbare, aber nicht unwichtige Überholung war zwischen Kinderbereich sowie Hauptbecken. Auf dem Gelände ist Grundwasser ein Thema, das je nach Witterung auch einen gewissen Druck auf die Beckenwand ausüben kann. Um diesen zu verringern, haben Stadtwerke und Bauhof eine neue Drainage zur Entwässerung dort eingezogen. „Es gab schon eine, aber die war mit Dreck zugeschüttet“, erläutert der Stadtwerkebetriebsleiter.

Auch das Hauptbecken macht den Verantwortlichen gewisse Sorgen – wegen undichten Stellen im tiefen Bereich. Ursprünglich ging man davon aus, dass eine neue Betonplatte oder ein Edelstahlbecken, das allerdings die Frage nach der finanziellen Leistbarkeit aufwirft, eine Lösung sein könnte. Mittlerweile ist aber noch eine weitere Möglichkeit aufgetaucht: das komplette Becken mit einer Schicht aus Epoxidharz auszukleiden. „Wir möchten dazu eine Art Test vorschlagen. Zwei Flächen mit diesem Kunststoff so zu präparieren, um die Effektivität abschätzen zu können“, sagt Schünzel. „Sollte sich das als Option erweisen, würde das jährliche Streichen des Beckens wegfallen, was ja auch mit Kosten zu Buche schlägt“, ergänzt Ralf Wallau, Vorsitzender des Freibadfördervereins. Doch vorerst abgetragen werden müssen die abblätternden Farbschichten – da auch sie durch scharfe Kanten eine gewisse Verletzungsgefahr bergen. Vor einem neuen Anstrich kommen Reparaturen von Betonrissen, die Erneuerung eines beschädigten Fugenbands sowie Fließenarbeiten hinzu.

Förderverein stattet Dschunke mit einem Sonnensegel aus

Ein weiterer Punkt ist der Umbau zweier Duschen beziehungsweise deren wassergefüllter Fußbecken, die es in dieser Form nicht mehr braucht. Die Wannen werden durch Flächen mit entsprechend leichtem Gefälle und Abfluss ersetzt. Bereits weit fortgeschritten sind die Einrichtung eines neuen Raums für die Chemikalien, die beim Freibad zum Einsatz kommen (Gefahrengutraum), sowie Ausbesserungen in den Sanitärbereichen. Die Dschunke – eine kleine Spielelandschaft in Form eines Seeräuberschiffs im Kinderbereich – wird außerdem noch mit einem Sonnensegel ausgestattet, sodass immer ein Teil beschattet ist.

Mit Blick auf die umfangreichen Arbeiten sagt Ralf Wallau: „Auch wenn wir noch nicht aufmachen können, nutzen wir die Zeit nun so gut wie möglich. Der Förderverein ist ja vor 16 Jahren angetreten, um das Freibad vor der Schließung zu bewahren. Über die Jahreskarten und Mitgliedsbeiträge tragen wir auch heute noch zum Erhalt und Betrieb bei.“ Insofern sei man auf die Solidarität und die Mithilfe der Mitglieder auch trotz des noch geschlossenen Freibads angewiesen. Ein Aussetzen der Beiträge würde dem zuwiderlaufen und er hofft auf das Verständnis der Fördermitglieder. Michael Schünzel ist mit Aussagen zu den aktuellen Investitions- und Unterhaltungskosten noch etwas zurückhaltend, meint aber, dass eine Summe von rund 100000 Euro nicht unrealistisch sei. Genaueres möchte er erst bei der ersten Gemeinderatssitzung nach Lockerungen der Maßnahmen wegen der Coronakrise präsentieren, die für kommenden Donnerstagabend geplant ist.

Noch ungewiss ist, ob, wann und mit welchen Regeln eine Öffnung des Freibads erfolgen kann. Laut Stadtverwaltung muss damit gerechnet werden, dass Hallen- und Freibäder noch mindestens während des Mais geschlossen bleiben müssen. Ralf Wallau sagt, dass man zumindest darauf hinarbeite, im Juni öffnen zu können. Miteinberechnet werden muss auch ein Vorlauf von sechs bis zehn Tagen, um das Becken mit Wasser zu füllen und die gesamte Technik auf den Betrieb einzutakten. Der Vorsitzende des Fördervereins ist davon überzeugt, dass das Freibad aufmacht („was anderes möchte ich mir gar nicht vorstellen“), die Frage sei aber unter welchen Rahmenbedingungen. „Das funktioniert vermutlich nur, wenn wir Rücksicht aufeinander nehmen.“ Abstände seien sicher ein Thema, genauso wie eine begrenzte Anzahl von Besuchern im Becken.

Froh sind Ralf Wallau und Michael Schünzel über die Unterstützung des neuen Bäderfachkräfteduos: Christian Runkel aus Gaildorf hat im April als Fachangestellter für Bäderbetriebe im Freibad angefangen und bringt auch technisches Wissen mit. Nach einigen Jahren im Wasserreich Gschwend (Hallenbad mit Saunabereich) wollte er gerne wieder in einem Freibad tätig sein. Ebenfalls neu durchgestartet vor Ort ist Michaela Saalbach aus Beilstein. Wie Runkel ist sie Fachangestellte für Bäderbetriebe. Sie hat von Bönnigheim nach Murrhardt gewechselt.

Im Freibad wird kräftig geschafft

Ralf Wallau, Vorsitzender des Freibadfördervereins, und Christian Runkel (von links), der im April als Bäderfachkraft gestartet ist und nun bei den Renovierungen mitanpackt, vor der Abschrankung im Kinderbereich, dessen großes Becken gerade grundlegend erneuert wird. Fotos: J. Fiedler

Info

Der Freibadförderverein ist im Jahr 2004 entstanden, als aufgrund der finanziell schwierigen Lage der Stadt Murrhardt die Schließung des Freibads drohte. Seitdem unterstützt er den Betrieb durch finanzielle Mittel, aber auch durch ganz praktische ehrenamtliche Hilfe im Freibad wie Arbeiten und Reparaturen vor dem Saisonstart sowie Kassendienste.

Über die Jahre hat der Förderverein verschiedene technische Neuerungen und Angebote im Bad ermöglicht wie die Absorberanlage für die Warmwasseraufbereitung, den Schwallwasserbehälter und Umbau des 50-Meter-Beckens mit einer Querdurchströmung, die Breitwasserrutsche, die Wasserspielgeräte (Krokodil und Lobster) sowie die Dschunke. Jüngstes Projekt ist die Anlage einer Bocciabahn.

Der Freibadförderverein hat zwar an die 1000 Mitglieder, doch es finden sich immer weniger aktive Helfer für Saisonvorbereitung, Kassendienste und Abschluss, bei dem die Anlage winterfest gemacht wird und Arbeiten an der Grünanlage erfolgen. Nach dem Motto „viele Hände, schnelles Ende“ freut sich Ralf Wallau, wenn sich Interessierte unter Telefon 07192/90053 oder per E-Mail an info@freibad-murrhardt.de melden. Weitere Infos zu Mitgliedschaft, Beiträgen sowie Jahreskarten finden sich auf www.freibad-murrhardt.de.