Als Autoverkäufer war Dieter Mäurer Mercedes ein Arbeitsleben lang treu. So ist die Marke auch zu seinem Hobby geworden. Porträt eines Modellautosammlers.
Dieter Mäurer mit einem seiner Schmuckstücke: dem Renntransporter namens Blaues Wunder.
Von Peter Stolterfoht
Angefangen hat alles in Saarbrücken. Dort tritt Dieter Mäurer 1987 seine erste Stelle als Mercedes-Autoverkäufer an. Für seine Märklin-Eisenbahnanlage benötigt er noch Modellautos, um das Stadtbild abzurunden. Das müssen jetzt natürlich unbedingt Mercedes-Miniaturen sein. Weshalb sich der gebürtige Karlsruher auf die Suche nach dem entsprechenden Material macht. Und wird beim erst ein Jahr zuvor gegründeten Mercedes-Benz Modellauto-Club fündig. Kurze Zeit später ist er Mitglied, drei Jahre später im Vorstand und seit 2004 Präsident des Vereins. Das zeigt: wenn Dieter Mäurer etwas macht, dann macht er es richtig – und mit viel Leidenschaft. Was ihn zum Obersammler von Mercedes-Modellautos macht.
Vereinschef im Jubiläumsmodus
40 Jahre später wohnt Dieter Mäurer in Bad Cannstatt und das nun auch schon sehr viele Jahre. Präsident des Mercedes-Benz Modellauto-Clubs ist er noch immer. Wenn einer seiner 300 Mitglieder die Finger strecken würde, wie er sagt, ja, dann würde Dieter Mäurer den Platz an der Vereinsspitze sofort räumen. „Aber Sie wissen ja, wie es ist, finde mal einen Nachfolger.“ Und weil sich das auch nicht so schnell ändern lässt, steckt Dieter Mäurer gerade mitten in den Vorbereitungen für das 40-Jahr-Jubiläum, das der Verein 2026 feiert.
Er schreibt gerade an der Club-Chronik, und dabei begegnet er auch seiner eigenen intensiven Sammelgeschichte. Wobei er von seinem Arbeitszimmer aus nur ein paar Meter gehen muss, um auf seine eigenen Anfänge zu schauen. Denn im eigens dafür frei geräumten Zimmer steht sie, die Märklin-Anlage, die einst mit ihm von Saarbrücken nach Stuttgart umgezogen ist. In Untertürkheim war Dieter Mäurer bis zu seinem Ruhestand vor zwei Jahren als Autoverkäufer im Mercedes-Mitarbeitergeschäft tätig; darauf hatten ihn gleich drei Ausbildungen vorbereitet: zum Kfz-Mechaniker, Groß- und Außenhandelskaufmann sowie zum Automobilkaufmann.
Kein Platz für eine Beziehung
Neben der Eisenbahnanlage nehmen die vielen Märklin-Loks großen Raum in seiner Wohnung ein, dazu die Vitrinen mit den Mercedes-Modellautos. Da bleibt praktisch kein Platz mehr für eine Beziehung, dies lässt der überzeugte Single anklingen. Auch wenn seine Autosammlung merklich geschrumpft ist. 1400 seiner Mercedes-Modelle hat er im Laufe der Zeit verkauft, um das Zuhause etwas luftiger zu gestalten.
Seine persönlichen Mercedes-Lieblingsstücke sind dem Kehraus am Ende natürlich nicht zum Opfer gefallen – und das sind auch noch einige. Da wäre zum Beispiel der Renntransporter „Blaues Wunder“, dessen Original aus dem Jahr 1954 ein Hingucker im Mercedes-Museum ist. Oder der Mercedes-Benz 500 SL, den der erstmals auf ein Modellauto aufgetragene Sonderlack „Designo LCP“ so besonders macht. „Von der einen Seite betrachtet glänzt er hellblau, von der anderen Seite grün“, erklärt der Experte.
Und als solcher weiß Dieter Mäurer natürlich, wie ein Jäger und Sammler tickt. Wobei streng unterschieden werden muss: „Es gibt die, die ihrer Leidenschaft im stillen Kämmerlein nachgehen und die, die zeigen wollen, was sie haben.“ Der Grund ist aber derselbe: „Der Antrieb ist, dass man vollständig sein will.“
Dabei gibt es unterschiedliche Präferenzen bei den Mercedes-Modellauto-Freunden. Das fängt beim Maßstab an, der von 1:18 über 1:43 bis 1:87 reicht. Und dann gibt es ja diverse Hersteller, die nicht nur Mercedes-Fahrzeuge produzieren. Da wäre etwa der deutsch-chinesische Produzent CMC mit Sitz in Fellbach, die Nürnberger Zinkdruckguss-Modelle (NZG) oder die fränkische Firma Herpa. Da Spielwaren-Geschäfte vielerorts verschwinden, wie auch Kurtz in Stuttgart, verlagert sich der Handel mit den bis zu 1000 Euro teuren Modellen zunehmend ins Internet.
Als Motorradfahrer ist er BMW-Fan
Eine Rarität sind auch die Sondermodelle, die Dieter Mäurer immer wieder für den Verein und seine Mitglieder in Auftrag gibt. Im Jubiläumsjahr 2026 sind es gleich drei. Ein Tieflader im Maßstab 1:50 von Conrad wird dabei sein, die zwei anderen sind noch streng geheim.
Ganz offen dagegen räumt Dieter Mäurer ein, dass er als begeisterter Motorradfahrer BMW-Fan ist. „Mercedes stellt ja leider keine Motorräder her“, sagt er. Dieses zweite Hobby hat ihn zum ehrenamtlichen ADAC-Stauberater gemacht. Dazu fährt er an den Wochenenden die Autobahnen rund um Stuttgart ab und hilft leidgeprüften Autofahrerinnen und Autofahrern. Da bleibt dann manchmal auch die Zeit, ein bisschen über seine Sammelleidenschaft zu plaudern.
Klassiker: das Mercedes-Modell des 300 SLR Mille Miglia von 1955.
Der 300 SLR in der McLaren-Variante
Mercedes-Nachbildung des SSK von 1930
Das „Blaue Wunder“: Dieter Mäurers Lieblingsstück
Blick in die Sammler-Vitrine
Sehr beliebt: die Piccolo-Modelle.
Mercedes-Fuhrpark von Dieter Mäurer auf der Märklin-Anlage...
...samt Mercedes-Autohaus
Ein 500 SL mit besonderem Lack
Mercedes-Modellautos wurden häufig an Kunden verschenkt.