ARD-Talksendung „Maischberger“

„Jetzt auch Karl May verbieten?“

In der ARD liefern sich Kulturstaatssekretär Wolfram Weimer und die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt einen Schlagabtausch. Und Weimer kneift bei einer Frage.

„Jetzt auch Karl May verbieten?“

Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt und Wolfram Weimer lieferten sich einen Schlagabtausch in der ARD-Talkrunde von Sandra Maischberger.

Von Christoph Link

Dass er mit dem Kanzler Friedrich Merz (CDU) befreundet sei, das fühle sich „gut“ an, bekundete der Staatssekretär für Kultur und Medien, Wolfram Weimer (parteilos), am Montag in der ARD-Talkrunde von Sandra Maischberger.

Ein offenes Bekenntnis. Und auch sonst zeigte sich der als konservativ bekannte Publizist Weimer in der Sendung sehr offen – vor allem in seiner Kritik an linker und grüner Cancel-Culture, was ihm heftige Gegenwehr der Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt eintrug und der Runde einen spannenden Drive bescherte.

Weimer hatte in einem Gastbeitrag für die „Süddeutsche Zeitung“ kürzlich die „freiheitsfeindlichen Übergriffe der Linken“ kritisiert, die in der Cancel-Culture ihr „aggressives Gesicht“ zeigten und er hatte die „radikal-feministische, post-koloniale und öko-sozialistische Empörigkeit“ angeprangert, die sich in Shitstroms in den sozialen Medien äußere.

Weimer fühlt sich bevormundet

Das war eine gute Grundlage für eine Debatte. In der Sendung legte Weimer dann nochmals nach, er sehe global einen Kulturkampf am Werke, sowohl in China, Russland und den USA – die Meinungsfreiheit sei bedroht sowohl von links als auch von rechts. „Bleiben wir eigentlich noch im Lichte der Aufklärung?“ fragte Weimer und hat da auch Deutschland im Blick.

Die grüne „Woke-Bewegung“ sei eine Bevormundung. Er sei ein Mann der Mitte, er sehe aber auch hierzulande das Meinungsspektrum verengt. 40 Prozent der Deutschen seien heute in Umfragen der Ansicht, dass man in Deutschland nicht mehr alles sagen dürfe. Dass es Diskussionen über ein Verbot von Karl-May-Texten gab, dass Udo Lindenberg der Begriff „Oberindianer“ in einem Song gestrichen werden sollte und dass Behörden in Berlin eine Venus-Statue wegen frauenfeindlicher Tendenz entfernen wollten – das sind für Weimer Warnsignale und Anzeichen dafür, dass der Staat die Künste „zum Platzanweiser für die jeweilige politische Korrektheit“ degradiere.

Göring-Eckardt: Diskurs wird von rechts begrenzt

Starker Tobak, der Widerspruch von Göring-Eckardt provozierte: „Ich erwarte von einem Bundesminister, dass er den Kulturschaffenden einmal sagt, dass sie sich frei äußern dürfen.“ Die Grüne sagte, dass ein Diskurs darüber noch erlaubt sein müsse, was jetzt an Äußerungen sensibel sei und was nicht. Widerspruch in der öffentlichen Debatte müsse gestattet sein. „Sie aber verunsichern Leute, die keine große Macht haben, das sind Menschen aus der kleinen Kulturszene, die sich jetzt fragen, ob sie dies oder jenes noch sagen dürfen.“

Wenn 40 Prozent der Meinung seien, dass man nicht alles sagen dürfe, so Göring-Eckardt, dann bestärke sie Weimer noch und bringe den Anteil auf 41 Prozent. Göring-Eckardt berichtete, dass ihr selbst einmal ein Auftritt in einer konservativen Gemeinde gestrichen worden sei, mit dem Hinweis, dass, wenn sie komme, es vielleicht Ärger geben könnte. Für Göring-Eckardt wird der Diskurs ganz klar von rechts begrenzt.

Bei der Pride-Parade in Budapest war die Grünen-Politikerin dabei. Die Demo habe einerseits gezeigt, welchen Druck Zensur und Gängelung erzeuge, andererseits habe sie bewiesen, dass der Wunsch nach Freiheit und Vielfalt größer sei als die Angst vor einer Bestrafung. Die Regenbogenfahnen waren in Budapest auf den Straßen und sie hingen sogar vor der Staatskanzlei in München – im Bundestag aber blieben sie verboten.

Ob das nun richtig war oder nicht – dazu äußerte sich Staatssekretär Weimer nicht eindeutig: Er respektiere beide Haltungen in dieser Frage, so Weimer, es sei halt so gewesen, dass die Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) da streng auf die Neutralität des Bundestages geachtet habe.