Jugendfeuerwehr feiert Geburtstag

Die Nachwuchsarbeit der Murrhardter Feuerwehr währt bald ein halbes Jahrhundert. Die erste Gruppe wurde im Oktober 1972 gegründet. Das Engagement, junge Leute an einen Dienst heranzuführen, ist heute nicht mehr wegzudenken.

Jugendfeuerwehr feiert Geburtstag

Sieht professionell aus und ist es auch: Auf dem Gelände beim Murrhardter Feuerwehrhaus kann auch die Jugendfeuerwehr bei Übungen Erfahrungen sammeln. Foto: Niklas Eilers

Von Christine Schick

Murrhardt. „Man hat die Jugendfeuerwehr damals ins Leben gerufen, um etwas für den Nachwuchs tun zu können, ihn aus den eigenen Reihen aufzubauen“, erzählt Kommandant Stefan Krehan. Er weiß, wovon er spricht, kam er doch selbst als Zwölfjähriger 1993 in die Jugendfeuerwehr und hat seinen Weg als ehrenamtlich Engagierter in der Truppe bis hin zu ihrer Leitung gemacht. Zu Gründungszeiten war noch einiges anders, auch wenn sich die generelle Zielrichtung nicht geändert hat.

Aus der Taufe gehoben wurde die Jugendfeuerwehr am 21. Oktober 1972. Damals war Gerhard Veitinger senior Kommandant, und als Jugendleiter übernahmen Peter Klenk und Manfred Kamrad die Verantwortung für die Nachwuchsarbeit. Möglich war dies auch erst mit der Änderung des baden-württembergischen Feuerwehrgesetzes geworden. Im Frühjahr 1973 präsentierten sich die jungen Leute dann erstmals bei einer Schauübung der Murrhardter Öffentlichkeit. Damals gehörten 15 Jugendliche zur Gruppe, ausschließlich Jungs, Mädchen war der Zugang damals noch nicht möglich. „Eine Feuerwehr ohne Frauen kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen“, sagt Stefan Krehan. Man sei froh, dass diese unterstützen könnten und beispielsweise in puncto Verfügbarkeit vor dem Hintergrund, dass einige halbtags arbeiteten, auch wichtige Voraussetzungen dafür mitbrächten. Ein paar Jahre nach der Jahrtausendwende habe sich die Feuerwehr für Frauen geöffnet. Das Thema habe zunächst für Diskussionen gesorgt, nach ein paar weiteren Jahren sei das aber vergessen gewesen und das Miteinander schon lange ganz normal.

Heute gibt es zwei Altersgruppen,auf die sich die Jugendfeuerwehr aufteilt

Vor sechs Jahren haben die Verantwortlichen einen weiteren Schritt in der Jugendarbeit gemacht und die Löschkids ins Leben gerufen. In dieser Gruppe haben die Sechs- bis Zehnjährigen die Möglichkeit, sich spielerisch an die Feuerwehrarbeit heranzutasten. „In die Jugendfeuerwehr kann man mit zehn Jahren wechseln“, erläutert der Kommandant, „mit 17 Jahren zur aktiven Truppe, auch wenn man noch nicht mit ausrücken darf.“ Es besteht dann aber schon die Möglichkeit, beispielsweise Lehrgänge der Grundausbildung zu belegen.

Die Arbeit in der Jugendfeuerwehr steht auf soliden Beinen. Das Interesse und der Bedarf sind gewachsen, sodass es heute zwei Gruppen gibt, auf die sich die etwas Jüngeren (10 bis 13 Jahre) und Älteren (14 bis 17 Jahre) aufteilen und die maximal 20 Mitglieder aufnehmen können. Zurzeit sind es 38 Jugendliche. Grundsätzlich hat sich am Anliegen und Ansatz der Nachwuchsarbeit nichts geändert. Die Mitglieder haben die Chance, kennenzulernen, was das Engagement bei der Feuerwehr bedeutet, und dieses hat eine soziale genauso wie eine technische Seite. „Es geht um den Zusammenhalt untereinander“, sagt Stefan Krehan. „Sie lernen beim Training die Technik kennen, lernen aber auch, dass es nur funktioniert, wenn alle zusammenarbeiten“, ergänzt Niklas Eilers, der zum aktuellen Betreuungsteam der Jugendlichen gehört.

Stefan Krehan hat in einem Buch Stationen und Aktivitäten der Jugendfeuerwehr inklusive einer Bildauswahl zusammengetragen, in der sich das Damals und das Heute widerspiegeln. Angefangen vom Gründungsfoto 1972 und ersten Übungen finden sich dort ebenso Schnappschüsse von Faschingsumzügen, bei denen die Murrhardter Jugendlichen in den 1990ern als Flintstones angetreten sind, oder von einem Schlauchbootrennen und anderen Geschicklichkeitsspielen, wo sie gepunktet haben. „Das waren Veranstaltungen für die Jugendfeuerwehren im Kreis“, erzählt er.

Diese Begegnungen und dieser Austausch auf regionaler Ebene sind Teil der Arbeit – auch heute noch. Im Sommer hat die Jugendfeuerwehr Murrhardt anlässlich ihres Jubiläums einen Orientierungsfahrmarsch für Jugendfeuerwehren in Kreis und Nachbarschaft ausgerichtet. Über 20 Mannschaften haben sich an zwölf Stationen im Gelände und in der Stadt Murrhardt an verschiedenen Aufgaben abgearbeitet. Eine von ihnen: sich vor dem Murrhardter Rathaus aufstellen – für ein augenzwinkerndes Beweisfoto. Bei den Aufnahmen, die beim gemeinsamen Abschluss im Murrhardter Feuerwehrhaus über einen großen Bildschirm gezeigt wurden, ließ sich unschwer erkennen, dass die Sache auch einfach Spaß gemacht hat. Auch die Siegerehrung durfte nicht fehlen, wobei folgende drei Gruppen ganz vorne mitgemischt haben: Burgstetten 1 (dritter Platz), Alfdorf 3 (zweiter Platz) und Sulzbach an der Murr 1 (erster Platz).

Im Sommer wird auch schon malbei den Hörschbachwasserfällen geübt

Bürgermeister Armin Mößner stellte dabei auch fest, wie bedeutend es ist, bei der Nachwuchsarbeit so gut aufgestellt zu sein, und nahm den Abschluss des Orientierungsfahrmarschs zum Anlass, sich bei den engagierten Mitgliedern zu bedanken. „Die Jugendarbeit ist wichtig, das sind die Feuerwehrleute von morgen“, sagte er. Die Idee, spielerisch an das technische Know-how heranzuführen, bei den Treffen aber genauso Teamgeist erlebbar zu machen, habe sich als gute Kombination bewährt.

Im Alltag gewährleistet das ein ganzes Team an Betreuern – Andreas Kugler, Tobias Dalacker, Marco Baumgarten, Max Keller, Raphael Haslinger, Vladimir Mumber und Niklas Eilers. Im Sommerhalbjahr sind Ausbilder und Jugendliche meistens draußen, sodass beispielsweise der Aufbau einer Löschwassertrasse am Waldsee oder ein Rettungsszenario bei den Hörschbachwasserfällen mit der Schleifkorbtrage geprobt werden können. Jemanden in Montur über ein unwegsames Gelände zum Feuerwehrauto zu bringen und richtig zu lagern, bedeutet bei den entsprechenden Temperaturen auch, anständig zu schwitzen. Eine Sache, an die sich die künftigen Feuerwehrleute so auch gewöhnen können. Zudem gibt es beim Murrhardter Feuerwehrhaus gute Möglichkeiten zu trainieren, ob an Spritze, Leiter, Spreizer oder Schere und im Winterhalbjahr auch mal in Sachen Funk.

Hoch im Kurs bei den Jugendlichen stehen die 24-Stunden-Übungen inklusive Übernachtung und Essen im Feuerwehrhaus. „Das mussten wir wegen Corona aussetzen“, sagt Stefan Krehan, und dass man das sowie gemeinsame Ausflüge aber im kommenden Jahr wieder anbieten möchte. Dankbar und froh ist er, dass die Pandemie für die Nachwuchsarbeit bei der Jugendfeuerwehr bisher keine Verluste bedeutet hat; außer ein paar Abgängen bei den Kindern seien praktisch alle Jugendlichen noch mit im Boot. „Wenn rund 50 Prozent von der Jugendfeuerwehr in den aktiven Dienst kommen, sind wir auf einem guten Weg.“

Jugendfeuerwehr feiert Geburtstag

Die Jugendlichen der am 21. Oktober 1972 aus der Taufe gehobenen Jugendfeuerwehr präsentieren sich im Mai des darauffolgenden Jahres das erste Mal bei einer Schauübung mit ihren Jugendleitern Manfred Kamrad und Peter Klenk (von links). Foto: Feuerwehr Murrhardt

Jugendfeuerwehr feiert Geburtstag

Siegerehrung mit (von links) Bürgermeister Armin Mößner und Kreisfeuerwehrjugendwart Frank Luckenbach für den Orientierungsfahrmarsch mit den ersten drei Jugendfeuerwehrmannschaftsgruppen Sulzbach an der Murr 1, Alfdorf 3 und Burgstetten 1. Foto: Jörg Fiedler