Die EU steht kurz davor, das bisher geplante Verbot für den Verbrennungsmotor aufzugeben. Nun wählte der Verband der EU-Autoindustrie den Mercedes-Chef in eine neue Amtszeit.
Ola Källenius setzt sich dafür ein, die bisherigen Pläne der EU für ein Verbrenner-Aus zu stoppen.
Von Klaus Köster und Rouven Spindler
Lange Zeit verfolgte Mercedes-Chef Ola Källenius die Strategie, so schnell wie möglich die komplette Flotte auf den Elektroantrieb umzustellen. Doch nachhaltig schwache Absatzzahlen brachten ihn dazu, die Strategie zu ändern und den Verbrenner doch nicht abzuschreiben.
Mehr noch – als Präsident des europäischen Autoherstellerverbandes ACEA stieg Källenius im vergangenen Jahr zum obersten Lobbyisten für der Branche in der EU auf. Nun sprach der Verband, in dem praktisch alle namhaften Autohersteller vertreten sind, Källenius ein zweites Mal das Vertrauen aus und wählte ihn in eine neue Amtszeit.
Brandbrief an EU-Kommission
Im Sommer hatte Källenius mit einem Brandbrief an die EU-Kommission für Aufsehen gesorgt. Gemeinsam mit Schaeffler-Topmanager Matthias Zink, dem Präsidenten des EU-Zuliefererverbands Clepa, hatte Källenius in seiner Funktion als ACEA-Präsident davor gewarnt, mit der Autoindustrie „eine der erfolgreichsten und global wettbewerbsfähigsten Branchen zu gefährden“.
Nun könnte das von der EU lange beschlossene faktische Verbot neuer Verbrennungsfahrzeuge, das ab 2035 gelten soll, gekippt werden, sodass der Verbrenner eine längere Zukunft hat als bisher geplant. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist deutlich gestiegen, nachdem sich Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) für die Zulassung „hocheffizienter“ Verbrennerfahrzeuge auch nach 2035 eingesetzt hatte und wenig später EU-Verkehrskommissar Apostolos Tzitzikostas offen dafür gezeigt hatte, „alle technologischen Fortschritte“ bei der Neubewertung der Flottengrenzwerte einzubeziehen.
Källenius: Klimaschutz braucht Wettbewerbsfähigkeit
Diese Weichenstellung gilt auch als Erfolg von Källenius, der sich nun weiter an oberster Stelle als Interessenvertreter der europäischen Autobranche betätigen wird. Aus Anlass seiner Wiederwahl bekräftigte er seine Position, wonach die Klimaziele der EU nur erreichbar seien, wenn sie mit einer starken Agenda für globale Wettbewerbsfähigkeit und für widerstandsfähige Wertschöpfungsketten einhergehe.
Neben einem weiteren Verlust von Marktanteilen fürchten Europas Autohersteller bei einer politisch vorgegebenen vollständigen Ausrichtung auf die E-Mobilität auch, in eine starke Abhängigkeit von chinesischen Rohstoffen und den daraus hergestellten Batterien fürs Elektroauto zu geraten. China hat bei manchen Rohstoffen fast ein globales Monopol.
Die Amtszeit der ACEA-Präsidenten beträgt lediglich ein Jahr – zudem ist die zweite Amtszeit nach den Statuten des Verbands auch die letzte. Im kommenden Jahr wird es an der Spitze somit einen Wechsel geben.