Disney auf Schlingerkurs

Kimmel macht sich bei Rückkehr auch über Disney-Konzern lustig

An welche Bedingungen hat der Mutterkonzern Disney eigentlich Jimmy Kimmels Rückkehr geknüpft? Der Comedian macht einen Witz – mit einem wahren Kern.

Kimmel macht sich bei Rückkehr auch über Disney-Konzern lustig

Die Absetzung der Kimmel-Show hat zu zahlreichen Protesten geführt.

Von Eberhard Wein

Die Mitteilung des Walt Disney Konzerns ließ einige Spekulationen zu: Nach „ausführlichen und konstruktiven Gesprächen“ mit Jimmy Kimmel habe man den Entschluss gefasst, mit der beliebten Late-Night-Show des zum Konzern gehörigen Senders ABC wieder auf Sendung zu gehen. Viele fragten sich daraufhin, welche Bedingungen Kimmel von den Verantwortlichen dafür gestellt worden waren.

Die Antwort erhielten die Zuseher vom Moderator höchstpersönlich, als er während seines Eingangsmonologs einen Zettel aus der Jackettasche zog. Disney habe ihn gebeten, ein Statement vorzulesen, sagte Kimmel, und er habe zugestimmt. Dann verlas er eine Beschreibung, wie Abtrünnige ihren Account für das kostenpflichtige Disney-Plus-Account wieder aktivieren können.

Boykottaufruf auf in Deutschland

Es war ein Witz auf Kosten des Brötchengebers mit einem wahren Kern. Denn nach der Entscheidung, auf Druck von US-Präsident Donald Trump die Late-Night-Show zumindest vorübergehend aus dem Programm zu nehmen, hatten zahlreiche Nutzer ihren Zugang zum Pay-TV-Angeobt von Disney gekündigt. Nicht nur in Amerika gab es Abbestellungen, auch in Europa kostete der Entschluss offenbar Abos. In Deutschland rief unter anderem der Bestseller-Autor Marc-Uwe Kling (Känguruh-Chroniken) dazu auf, Disney das Abo zu kündigen. #BoycotDisney entwickelte sich in den sozialen Medien zu einem der beliebtesten Hashtags.

Jimmy Kimmel's full monologue tonight pic.twitter.com/sZI6uouUAd — Marlow Stern (@MarlowNYC) September 24, 2025

Das international tätige Unternehmen wurde von der Entwicklung offenbar überrascht, vor allem dass der Fall auch im Ausland so starken Wiederhall fand. Die Disney-Aktie fiel nach der Bekanntgabe der Suspendierung Kimmels zeitweise um bis zu vier Prozent und lag danach weiterhin deutlich unter dem Niveau vor der Absetzung; das entsprach laut aktuellen Berichten einem Verlust von circa 3,8 bis 8 Milliarden US-Dollar an Marktwert.

Purer Opportunismus bei Disney

Inwiefern der jetzt erfolgte Rückzieher vom Rückzug Kimmels die Verluste wieder wettmachen kann, ist noch offen. So schrieb der baden-württembergische Antisemitismusbeauftragte und bekennende Star-Wars-Fan Michael Blume auf seinem privaten Mastodon-Account, er habe sein Disney-Plus-Abo gekündigt und werde auch jetzt nicht mehr zurückkehren.

Das „Handelsblatt“ fragte sich unterdessen, was denn eigentlich opportunistischer sei: eine Sendung abzusetzen, weil sie die Regierung verärgert hat? Oder die Show nach wenigen Tagen wieder ins Programm zu nehmen, weil man von der Öffentlichkeit als opportunistisch kritisiert worden sei? Der US-Experte Thomas Greven von der Humboldt-Uni in Berlin sagte dem Onlineportal web.de, es handele sich nur um einen Etappensieg für die Meinungsfreiheit. „Die Repression und die Cancel Culture, die von der radikal-rechten Regierung ausgehen, sind damit nicht beendet.“