Kommentar: Die Klimapolitik erodiert

Kommentar: Die Klimapolitik erodiert

Von Roland Müller

Konfrontation, Blockade, Egoismus: Der Ausgang des Klimagipfels in Brasilien ist ein deprimierender Tiefschlag für den Kampf gegen die Erhitzung der Erde. Ging vom Pariser Abkommen vor zehn Jahren das Signal aus, die Weltgemeinschaft halte zusammen, um die Krise gemeinsam zu bekämpfen, ist die Botschaft 2025 das Gegenteil: Ein Plan für die Abkehr von Öl, Kohle und Gas ist in weiter Ferne, jeder ist sich selbst der Nächste, das 1,5-Grad-Ziel unerreichbar. Die Gräben zwischen Europa, fossilen Imperien wie Saudi-Arabien oder Russland und dem „globalen Süden“ brechen zudem für jeden sichtbar auf – während die USA unter Donald Trump ohnehin nicht mehr dabei sind.

Die Erosion der Klimapolitik spiegelt das Zerbrechen der globalen Ordnung insgesamt wider: Gemeinsame Regeln weichen. Klima-Blockade, Kriege und Handelskonflikte gehen Hand in Hand. Dass die Konfliktlinien der Staaten zwischen klimapolitischer Ambition und Öl-Interesse ganz ähnlich verlaufen wie zwischen Demokratie und Autoritarismus, Krieg und Frieden, Freihandel und Erpressung ist dabei sicher kein Zufall.

Für Länder, die auf eine saubere Zukunft setzen, heißt das: Mit Appellen und Scheckbuch-Klimaschutz wird man kein Land mehr überzeugen können, dem „grünen“ Pfad zu folgen. Vielmehr muss ein dekarbonisiertes Wirtschafts- und Lebensmodell beweisen, dass es der fossilen Welt überlegen ist, in Sachen Wohlstand – und Freiheit.