Kommentar: Ein ganzer Haufen verschiedener Pannen
Von Ellen Hasenkamp
Es läuft gerade nicht für Friedrich Merz: erst die Stadtbild-Debatte, dann die Renten-Debatte und jetzt auch noch die Brasilien-Debatte. Womit nur die drei jüngsten Kommunikationspannen des Kanzlers benannt sind, auch wenn sie – auch das muss man fairerweise sagen – unterschiedlich gelagert sind.
Die umstrittene Stadtbild-Äußerung hatte, wenngleich unbeabsichtigt, immerhin eine teilweise fruchtbare Diskussion angestoßen. Der Streit in der Union um das Rentenpaket, in dem Merz zuletzt denkbar ungeschickt agierte, behandelt ein zentrales politisches Reformthema. Die Äußerungen über die Großstadt Belém indes waren einfach nur unangemessen und überflüssig. Bedenklich ist, dass die Abschätzigkeit dem Kanzler nicht bloß im Affekt passiert ist, sondern nach einer ersten Runde im vertraulichen Kreis öffentlich von ihm wiederholt wurde. Das war Überheblichkeit nicht aus Versehen, sondern mit Anlauf.
Dies wiederum löst nicht nur die bekannte Kritik an dem Scharfmacher aus dem Sauerland aus, der sich nicht im Griff hat. Das Belém-Bashing landet angesichts der Vorgeschichten vielmehr auf dem wachsenden Haufen verschiedenster Pannen, die diese Regierung unter der Führung von Merz in nur sechs Monaten an der Macht angesammelt hat. Die Frage, die sich – unabhängig von ideologischen Vorlieben – in den politischen Raum schiebt, könnte Merz gefährlich werden. Sie lautet: Kann der das überhaupt?