Kommentar: Fluch und Segen zugleich
Von Knut Krohn
Selten wurde in Brüssel so erbittert gestritten wie über den Einsatz der Neuen Gentechnik. Für die Befürworter ist sie der Schlüssel zur Ernährungssicherheit in Zeiten des Klimawandels, für die Kritiker bedeutet sie eine Gefahr für die Natur und die Gesundheit des Menschen. Beide Seiten führen gute Argumente ins Feld, doch es gilt, sich zu entscheiden. Nicht nur angesichts der weiterentwickelten technischen Möglichkeiten bei den neuen Züchtungstechnologien erscheint eine kontrollierte Deregulierung der bisherigen EU-Vorschriften sinnvoll. Das heißt nicht, dass nun alle Dämme brechen. Unter das strenge EU-Gentechnikrecht fallen auch weiter etwa Methoden, bei denen artfremde Gene in eine Pflanze eingebracht werden.
Die geplante Gesetzesänderung bedeutet auch nicht, dass Pflanzen, die mit der sogenannten Gen-Schere verändert wurden, in Zukunft ganz ohne Prüfung auf den Markt kommen. Sie unterliegen aber nur noch der üblichen Sortenprüfung.
Wichtig für die Verbraucher ist, dass sie in Zukunft nicht mehr sofort erkennen können, ob sie im Supermarkt durch moderne Gentechnik-Verfahren veränderte Lebensmittel einkaufen. Wer das nicht möchte, muss auf Bio-Produkte umsteigen. Gleichzeitig muss größtes Augenmerk auf die Kontrolle der geplanten neuen Regelungen gelegt werden. Denn die Gentechnik ist Fluch und Segen zugleich – sie bietet große Chancen, kann aber auch schnell zu einer Gefahr werden.