Erstmal braucht es für die Stadt und seine Teilorte ein Gesamtkonzept, was die Fahrradwege anbelangt. Foto: Michael Gaida auf Pixabay
Von Elisabeth Klaper
Murrhardt. Um Klimaschutz und Gesundheit zu fördern, soll die Bevölkerung zum Umstieg aufs Rad motiviert werden. Dazu braucht es ein sicheres, gut ausgebautes Radwegenetz, wofür auf der gesamten Gemarkung der Walterichstadt noch enormer Handlungsbedarf besteht. Darum soll ein erfahrenes Planungsbüro ein Radverkehrskonzept ausarbeiten. In der jüngsten Gemeinderatssitzung informierte Stadtbauamtsleiter Falk Gfrörer über die wichtigsten Punkte. Ziel des Landkreises ist es, „ein attraktives, lückenloses und sicher befahrbares Radwegenetz“ zu erstellen. Das dazu 2021 ausgearbeitete Kreiskonzept umfasst mit dem Landesradnetz ein Kreisradnetz von insgesamt 1137 Kilometern, davon 85 auf Murrhardter Gemarkung. Je nach Durchschnittsgeschwindigkeit von Kraftfahrzeugen und Verkehrsaufkommen können Radwege auf Fahrbahnen vorhandener Straßen und Wege verlaufen, sind Schutzradfahrstreifen oder vom Verkehr getrennte Radwege erforderlich.
Zur Herstellung des Radwegenetzes sind inner- und außerorts eine Vielzahl von Maßnahmen umzusetzen: sofort, mit hoher, mittlerer oder geringer Priorität, je nach Bedeutung und Verkehrssicherheit der Strecken. Die Priorisierung der Stadtverwaltung sieht Sofortmaßnahmen auf 18 Kilometern und bei 39 Erfordernissen vor, Maßnahmen hoher Priorität bei 16 Kilometern und 24 Erfordernissen. Beispiele für hohe Dringlichkeit sind Querungshilfen an der Landesstraße 1066 bei der Firma Bosch und beim Hof Kiefer mit der Zufahrt nach Hausen.
Die Umsetzung dauert rund 15 Jahre
Im Rahmen des Radverkehrskonzepts sind nun die Handlungserfordernisse zu einem Maßnahmenplan für das Radverkehrsnetz weiterzuentwickeln. Vorhandene Radwege werden befahren und geprüft, die Realisierung potenzieller und gewünschter Strecken mit Öffentlichkeitsbeteiligung wird untersucht. Die Merkmale der Radverkehrsinfrastruktur werden systematisch erfasst und eine Radverkehrsdatenbank für die Stadt Murrhardt wird erstellt. Die erfassten Daten werden analysiert und der Istzustand wird systematisch bewertet, worauf die Ausarbeitung der Netz-, Maßnahmen- und Realisierungskonzeption folgt.
Die bestehenden Mängel werden erfasst, daraus werden Einzelmaßnahmen abgeleitet und in einem Maßnahmenkataster zusammengetragen. Einer groben Kostenschätzung folgen die Priorisierung der Maßnahmen und eine Realisierungskonzeption mit detaillierten Maßnahmenblättern. Die Umsetzung des Radverkehrskonzepts werde etwa 15 Jahre dauern, wozu man Synergien bei Baumaßnahmen nutze, erläuterte der Stadtbauamtsleiter. „Es ist notwendig, den innerörtlichen Radverkehr zu verbessern und zukunftsfähige Radwegeverbindungen zu schaffen“, betonte Bürgermeister Armin Mößner. Indes seien manche Vorschläge des Kreiskonzepts aufgrund der topografischen Gegebenheiten und der Geologie, der Streckenlängen und der zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel „Utopie“.
Die Fraktionssprecher signalisierten Zustimmung: Rolf Kirschbaum erinnerte an den Antrag seiner Fraktion zur Erstellung eines Radwegekonzepts, im Fokus stehe die Schließung bestehender Lücken. Der CDU/ FWV-Stadtrat freute sich, dass die Stadtverwaltung dazu Möglichkeiten untersuche und Vorschläge mache.
Kritische Punkte wie Fahrbahnbreite
„In Murrhardt müssen wir selbst Hand anlegen“, unterstrich Edgar Schäf. Bestehende Radstreifen auf Straßen seien überholt, heute betrage deren Mindestbreite 2,5 Meter, was aber in vielen Bereichen gar nicht umsetzbar sei. „Erheblicher Handlungsbedarf“ bestehe bei der Absicherung der Schulradwege, mahnte der SPD-Fraktionsvorsitzende. „Die Querungshilfe über die L1066 bei Hausen ist wichtig, da dort viele Kinder unterwegs sind“, so Klaus-Peter Dörrscheidt (UL). „Für den Alltag erscheint mir der vorgeschlagene Radweg von Fornsbach nach Kirchenkirnberg nicht geeignet, vor allem nachts, bei schlechtem Wetter und im Winter, es sollten praktikable Lösungen sein“, kritisierte Hartmann Widmaier. In und am Rand der Stadt gebe es einige für Radfahrer schwer passierbare, teils gefährliche Stellen. Indes könnten diese ebenso wie vorhandene Strecken „mit wenig Aufwand und geringen Mitteln durch bessere Beschilderung und Kennzeichnung attraktiver und sicherer gemacht werden“, fand der Stadtrat der Fraktion MDAL/Die Grünen, der selbst viel Rad fährt.
Geschlossen beauftragte das Stadtparlament die Bernard Gruppe ZT aus Stuttgart, die mit rund 34800 Euro das günstigste Angebot abgegeben hatte, mit der Ausarbeitung eines Radverkehrskonzepts für die Stadt Murrhardt, die Stadtbezirke und Teilorte. Der Definition eines Radwegs beziehungsweise der Neufassung als Radweg von Fornsbach über Banbach, Frockenhalde, Seeteich, Hornberg und die Kreisstraße 1804 nach Kirchenkirnberg stimmten elf Gemeinderatsmitglieder zu, drei stimmten dagegen, eines enthielt sich.