Nachdem der NDR die Trennung von der als konservativ geltenden Moderatorin Julia Ruhs bekanntgab, meldet sich nun Baden-Württembergs CDU-Chef zu Wort – und wird emotional.
Manuel Hagel (links) hat sich deutlich zur NDR-Trennung von Julia Ruhs (rechts) positioniert.
Von Sascha Maier
Nach der Trennung des Norddeutschen Rundfunks (NDR) von der Moderatorin Julia Ruhs findet der baden-württembergische CDU-Chef Manuel Hagel deutliche Worte. In sozialen Medien wie X oder TikTok wendet sich Hagel, der nächstes Jahr Ministerpräsident werden will, an seine Followerschaft und sagt: „Was da gerade rund um Julia Ruhs mit dem Magazin ,Klar’ beim NDR passiert ist, macht mir echt große Sorgen.“ Wenn andere Meinungen nicht mehr akzeptiert würden, dann sei das ein echtes Problem.
Öffentlicher Rundfunk habe „verdammte Verantwortung gegenüber uns“
„Gerade beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk, den wir alle finanzieren mit unseren Gebühren und der deshalb eine verdammte Verantwortung gegenüber uns hat, muss das wirklich anders gehen“, regt sich Hagel auf. Demokratie lebe von Meinungsvielfalt, der Rundfunk müsse sich auf seinen Auftrag besinnen, verschiedene Sichtweisen der Gesellschaft abzubilden. Mit den Worten „Liebe Julia Ruhs, Sie haben meine ganze Solidarität“ schließt das Video.
Der Umgang des NDR mit @juliaruhs sendet ein vollkommen falsches Signal. Wer kritische Stimmen auslädt, gefährdet Vertrauen – und verfehlt den Auftrag des #ÖRR. Und der gehört allen, nicht einzelnen Milieus. Demokratie lebt vom Widerspruch. Nicht von Einigkeit unter… pic.twitter.com/y7K5JCHJkM — Manuel Hagel (@HagelManuel) September 17, 2025
Ruhs gilt als politisch konservativ eingestellt, womit sie sich Berichten zufolge beim NDR nicht nur Freunde gemacht haben soll. Laut „Welt“ unterzeichneten dort hausintern 250 Gegner von Ruhs Format „Klar“ einen Brief, um sich von der Sendung zu distanzieren. Der NDR wollte auf Nachfrage unserer Zeitung die Existenz dieses Schreibens weder bestätigen noch dementieren.
Auch öffentliche Angriffe aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk gegen Ruhs’ Arbeit hatte es gegeben: Jan Böhmermann nannte eine „Klar“-Folge um das Thema Migration „rechtspopulistischen Quatsch“, die NDR-Moderatorin Anja Reschke bezeichnete das Format als „ein bisschen rechtsextrem.“
Auch andere Politiker sprangen der 31-jährigen Moderatorin nach der Bekanntgabe der Trennung zur Seite. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) schrieb auf X: „Das ist kein gutes Signal für die Meinungsfreiheit, Pluralität und Toleranz im öffentlich- rechtlichen NDR. Konservative Stimmen gehören zum demokratischen Meinungsspektrum, auch wenn das einigen Linken nicht gefällt.“
Das ist kein gutes Signal für die Meinungsfreiheit, Pluralität und Toleranz im öffentlich- rechtlichen NDR. Konservative Stimmen gehören zum demokratischen Meinungsspektrum, auch wenn das einigen Linken nicht gefällt. Zum Glück gibt es Bayern und den Bayerischen Rundfunk. https://t.co/1MSBmfWXPj — Markus Söder (@Markus_Soeder) September 17, 2025
Ähnlich äußert sich FDP-Vize Wolfgang Kubicki: „Den außerordentlichen Erfolg und die breite Akzeptanz eines Formats zu feiern, während man gleichzeitig die Zusammenarbeit mit der verantwortlichen Journalistin beendet, ist ein bemerkenswertes Kunststück – dem NDR ist es gelungen.“
Ruhs selbst, die zwar die beim Bayerischen Rundfunk (BR) produzierten „Klar“-Folgen weiter begleiten darf, die beim NDR aber nicht mehr, zeigte sich von dem Schritt verärgert. „Ich bin zutiefst enttäuscht, ja fassungslos über die Entscheidung des NDR“, teilte sie auf X mit. Julia Ruhs ist in der Nähe von Ludwigsburg geboren und aufgewachsen. Neben ihrer Moderationstätigkeit beim ÖRR schreibt sie außerdem Kolumnen für das Magazin „Focus“.