Medaillen gibt’s diesmal ohne Party

Feierstunde des Sports in der Murr-Metropole fällt diesmal Einschränkungen wegen des Coronavirus zum Opfer. Athleten müssen auf ihre Ehrung im Bürgerhaus verzichten, erhalten aber per Post ihre verdienten Auszeichnungen und einen Einkaufsgutschein.

Medaillen gibt’s diesmal ohne Party

International erfolgreich: Judoka Katharina Menz (links). Fotos: A. Becher

Von Uwe Flegel

Ein proppenvolles Bürgerhaus und deutlich über 200 geehrte Athleten. 29-mal war die Sportparty gegen Ende des Winters die Feierstunde des Backnanger Sports. Die 30. Auflage der gemeinsamen Veranstaltung der Stadt und der Backnanger Kreiszeitung wird es dieses Jahr aber nicht geben. „In unserer pandemischen Situation sind Veranstaltungen dieser Größenordnung gerade nicht möglich“, begründet Johannes Ellrott, frischgebackener Leiter des Sport- und Kulturamts, die von Verwaltung und BKZ gemeinsam getroffene Entscheidung.

Wobei die erfolgreichen Judokas, Boxer, Turner, Schwimmer, Radsportler, Volleyballer, Fußballer und andere nicht ohne Ehrung bleiben. Postalisch hat die Stadt ihnen ihre Medaillen und Urkunden bereits zukommen lassen. Beigefügt wurde für jeden Geehrten ein Einkaufsgutschein, der im lokalen Handel eingelöst werden kann. Das sei eine kleine Anerkennung und Entschädigung für die Sportler, „mit der wir auch den Einzelhandel vor Ort ein wenig unterstützen“, erzählt Ellrott und hofft: „Vielleicht erinnert sich der eine oder andere ja daran, wenn er in einem Trikot oder in Schuhen, für die er den Gutschein genutzt hat, wieder im Wettkampfbetrieb zurück ist.“

Der war vergangenes Jahr und ist auch momentan sehr eingeschränkt und den Profis sowie einigen nationalen Spitzensportlern vorbehalten. In Backnang macht sich das auch in den Zahlen bemerkbar. Bei der 29. Auflage am Freitag, 14. Februar 2020, waren noch 271 Männer und Frauen, Jungen und Mädchen, die ausgezeichnet worden sind. Mangels Möglichkeiten schafften es im vom Coronavirus geprägten vergangenen Jahr nur 35 Einzelsportler und fünf Teams, die für eine Ehrung erforderlichen Leistungen zu erbringen. Dazu bedarf es in der Murr-Metropole bereits für Bronze zum Beispiel wenigstens eines Gewinns einer württembergischen, einer baden-württembergischen Meisterschaft oder der Nominierung für einen Landeskader.

Das Problem: Dieses Jahr sieht es mit nationalen Titelkämpfen, mit Titelrennen und mit einem geregelten Ligenspielbetrieb bisher nicht besser aus. Vorzeigesportler der Murr-Metropole wie Judokämpferin Katharina Menz und Boxer Wladislav Baryshnik, die sich mit Leistungen wie Europameisterschaftsbronze oder Rang zwei beim Weltcup in Köln in Backnang eine Goldmedaille verdienten, schauen wie auch Turnerin Emelie Petz bangen Blickes nach Japan. Nachdem die Olympischen Spiele in Tokio im vergangenen Sommer bereits um ein Jahr verschoben wurden, gibt es nun schon wieder Diskussionen, ob das weltweit bedeutendste Sportereignis diesmal vom 23. Juli bis zum 8. August stattfinden kann. Wenn nein, dann wäre das vor allem für Katharina Menz bitter, hat sie die Qualifikation doch bereits geschafft.

Johannes Ellrott weiß um die vielen Beschränkungen, von denen fast alle Vereine, Verbände und ihre Athleten betroffen sind. Die Sportparty 2022 stellt er deshalb aber nicht infrage: „Das ist ein Event, das im Kalender fest verankert ist, das wir dieses Jahr gerne gemacht hätten und künftig gerne machen werden.“ Selbst wenn nationale Meisterschaften aufgrund der Pandemie erneut nur spärlich gesät und die Möglichkeiten der Sportler, Titel und Topplatzierungen einzuheimsen, gemindert sind. Denn, so Ellrott: „Bei der Sportparty geht es nicht um Masse, sondern darum, dass solche Erfolge gemeinsam und in einem entsprechenden Rahmen gefeiert werden sollen und müssen.“ Wobei der neue Mann an der Spitze des Sports in der Backnanger Stadtverwaltung auch weiß, dass Voraussagen in Zeiten von Corona nicht möglich sind, deshalb: „Jetzt müssen wir erst einmal abwarten und dann am Schluss zusammenrechnen.“

BKZ ruft Leser zur Wahl der Sportler des Jahrzehnts auf

Abschließender Höhepunkt der Sportparty war stets die Wahl der BKZ-Sportler des Jahres, die es sogar schon 32-mal gab. Bis der 33. Titel bei den Frauen, den Männern und den Mannschaften vergeben wird, dauert es nun aber noch zwölf Monate. Aufgrund der vielen Einschränkungen und abgesagten Wettkämpfe hätte eine solche Wahl wohl nicht viel Sinn gemacht, obwohl einzelne Athleten wie Judoka Katharina Menz oder Boxer Wladislav Baryshnik große Erfolge feierten. Doch andere wie Turnerin Emelie Petz, Volleyballer Yannick Harms und viele andere hatten aber gar keine Chance, sich bei Wettkämpfen zu präsentieren. Trotzdem müssen die Leser der Backnanger Kreiszeitung auf eine Wahl nicht verzichten. Denn dafür lassen wir diesmal die BKZ-Sportler des Jahrzehnts bestimmen. Heißt konkret, dass wir am Dienstag, 2. März, damit beginnen, innerhalb der drei folgenden Wochen je drei Frauen, drei Männer und drei Mannschaften aus unserer Region vorzustellen, die für uns in den Jahren von 2011 bis 2020 die eindrucksvollsten Leistungen erbracht haben. Für die Wahl der Besten unter den Besten der vergangenen Dekade sind dann wiederum alleine die Leser zuständig.