Die Schauspielerin Annette Frier hat mit „Frier und Fünfzig“ eine Serie über sich in den Wechseljahren gemacht. Warum? Das erklärt die 51-Jährige im Interview.
Annette Frier kämpft sich in „Frier und Fünfzig“ durch die Wechseljahre.
Von Carolin Klinger
Lange totgeschwiegen, erleben die Wechseljahre inzwischen einen Hype: Vieles wird offen angesprochen, darüber diskutiert und endlich auch erforscht. Trotzdem gab es bisher kaum ein Unterhaltungsformat, das die Wechseljahre thematisiert – bis die Schauspielerin Annette Frier mit ihrer Serie „Frier und Fünfzig – Am Ende meiner Tage“ auf Sat. 1 durchstartete. In der Comedyserie der etwas anderen Art spielt sie sich selbst in den Wechseljahren – an ihrer Seite viele andere prominente Frauen. Wir haben mit ihr über diese spezielle Phase im Leben einer Frau gesprochen.
Frau Frier, war Ihnen klar, dass Sie so im Trend liegen würden, als Sie die Idee für „Frier und Fünfzig“ hatten?
Nein, überhaupt nicht. Ich spiele gerne Figuren, die ich selbst interessant finde. Und oft finde ich das interessant, was mich grad beschäftigt. Mit Annette Frier in den Wechseljahren kenne ich mich natürlich bestens aus. Es ist einfach ein Glücksfall, dass das Thema nun auch in der Welt angekommen ist. Wir haben die Gunst der Stunde genutzt, um die Wechseljahre auf ein Podest zu heben und waren selbst erstaunt, als wir gemerkt haben, dass es auf dem Markt jenseits der Ratgeber kaum etwas dazu gibt. Also dachten wir: „Ist ja großartig, dann machen wir das!“
Haben Sie sich zuvor mit anderen Frauen ausgetauscht?
Ja, ich habe auch viel mit meiner Mutter und Frauen geredet, die eine Generation älter sind als ich. Sie alle haben mir gesagt, dass sie über diese Phase kaum etwas wussten. Das war einfach anders zu der Zeit. Die ganzheitliche Gesundheit der Frau hat inzwischen zwar eine andere Lobby als vor Jahren. Und doch ist die Forschung, speziell in den Wechseljahren, noch ganz frisch.
Die Annette Frier in der Serie zeigt diese Lebensphase, in der Frauen um die 50 stecken, in all ihren Facetten. Erstaunlich eigentlich, warum man über diese spannende Zeit sonst so wenig im Fernsehen sieht, oder?
Es ist eigentlich eine Familiengeschichte, erzählt aus weiblicher Perspektive. In dieser Zeit verabschieden sich die eigenen Eltern wieder aus dem Erwachsensein, wie es bei der Figur meiner Mutter in der Serie ist. Die eigenen Kinder werden gerade erwachsen, und man hängt irgendwo dazwischen in gänzlicher Unordnung. Das ist einfach großartig als Basis einer Geschichtenerzählung.
Bei „Frier und Fünfzig“ gibt es viele lustige Momente, doch das Lachen bleibt im Hals stecken, wenn man sieht, wie sich die Annette Frier in der Serie mit ihren körperlichen Symptomen, aber auch mit dem Unverständnis ihres Umfeldes herumschlagen muss. Ist das nicht unfair?
Wir wollten das als Tragikkomödie erzählen. Denn diese körperlichen Vorgänge sind in der Tat krass. Mein Körper beerdigt gerade eine Lebensphase. Das macht was mit mir, mit der Gesundheit einer Frau. Die Trauer über diesen Verlust zu würdigen, fanden wir sehr angebracht. Andererseits sorgt die Absurdität der Situation auch für große Komik . Für die Zuschauer ist es schön, das eigene Leben gespiegelt zu sehen, aus gewisser Distanz. Dann ist auch Humor möglich, wenn man nicht selbst knietief drinsteckt.
Sie selbst stecken aber knietief drin in diesen Wechseljahren. Wie können Sie dennoch den Humor darin finden?
Das ist meine Spezialaufgabe als Schauspielerin und Komödiantin. Ich habe in den letzten 30 Jahren viel geübt und häufig vermeintlich Schweres oder Düsteres umgedreht. Diese Zeit ist glücklicherweise erst einmal nicht lebensbedrohlich. Es ist eine Krise, durch die man so oder so durch muss – ob mit guter Laune oder heruntergezogenen Mundwinkeln.
Können Sie den Wechseljahren auch etwas Positives abgewinnen?
Ich finde nicht, dass meine Persönlichkeitsentwicklung darunter wirklich leidet. Im Gegenteil, ich werde immer mehr – und das begrüße ich. Das heißt nicht, dass ich alles toll finde, was gerade bei mir im Umbruch ist. Es ist eine XXL-Lernphase. Ich glaube, wir sind hier, um möglichst viele Erfahrungen zu machen und vielleicht besser damit umzugehen, als noch vor 20 Jahren. Aber das ist eine langfristige Rechnung. Kurzfristig tappe ich in jeden Fettnapf, den man mir hinstellt.
Haben Sie dafür ein Beispiel?
Viele. Erst gestern habe ich versucht, mich in einen Podcast mit Stefan Niggemeier einzuwählen, doch der Link funktionierte nicht. Zwei Leute haben 35 Minuten lang auf mich gewartet. Letztlich war es nur ein Gespräch, das man verschieben kann. Ich hatte allerdings einen Wutanfall der feinsten Sorte, bin einigermaßen ausfallend geworden. Ich habe währenddessen auch kurz mit meiner Schwester telefoniert, die aber nicht viel verstanden hat, weil ich rumgebrüllt und sehr vulgäres Vokabular benutzt habe. Meine Schwester hat sich nicht mehr eingekriegt vor Lachen, weil wir uns am Abend vorher noch über die Vorteile von Gelassenheit unterhalten haben. Etwa eine halbe Stunde später konnte ich dann auch drüber schmunzeln.
In vielen Berichten über „Frier und Fünfzig“ liest man, dass die Serie „mutig“ sei. Braucht es Mut, um von den Wechseljahren zu erzählen?
Hm. Ein großes Wort: Mut. Aber ich bin mit dieser Serie, die meinen Namen trägt, schon sehr aus meiner Komfortzone als Schauspielerin herausgekommen. Das hat mich vielleicht doch ein wenig Mut gekostet, weil ich mich damit angreifbar mache. Aber das ist nicht so mutig wie zum Beispiel in den Rhein zu springen, um jemanden vor dem Ertrinken zu retten.
Wird es eine zweite Staffel geben?
Wir arbeiten daran. Ich glaube, dass alle Beteiligten große Lust darauf haben.
Tragikkomödie mit Annette Frier
AusstrahlungDie Serie „Frier und Fünfzig – Am Ende meiner Tage“ ist kostenlos auf Joyn und montags um 22.15 Uhr auf Sat.1 zu sehen.
BesetzungAnnette Friers Schwester Caroline Frier spielt Schwester Caro, die Tochter Jola wird von Maria Matschke Engel verkörpert und Jasmin Shakeri ist Friers Agentin Julia „Tanni“ Tannhäuser. Barbara Schöneberger, Bettina Lamprecht, Cordula Stratmann, Henning Baum, Julia Beautx, Sebastian Pufpaff und Martina Hill spielen als Cameos mit.