Mit Vollgas aus der langen Coronapause

Die SGM Oppenweiler/Sulzbach freut sich über ungebremsten Zulauf. Zum Kader zählen 50 Spielerinnen, für die neue Saison wurden erstmals drei Aktiventeams gemeldet. Im Frauen- und Mädchenfußball hat sich die Spielgemeinschaft zur Hochburg im Raum Backnang entwickelt.

Mit Vollgas aus der langen Coronapause

Die SGM Oppenweiler/Sulzbach hat selbst für drei Teams ein wohl ausreichendes Personalreservoir, zumal beim Fototermin sogar noch rund zehn Spielerinnen fehlten. Foto: privat

Von Steffen Grün

Dass ein Klub gleich mit drei Teams im Aktivenbereich um Punkte kämpft, hat Seltenheitswert – ganz allgemein, aber erst recht im Frauenfußball. Im Bezirk Rems-Murr ist es vielleicht sogar ein Novum, auf alle Fälle gab es das in jüngerer Vergangenheit nicht. Die Spielgemeinschaft, die sich aus der SG Oppenweiler/Strümpfelbach sowie dem FV Sulzbach zusammensetzt, darf deshalb mit Fug und Recht stolz auf diese Leistung sein. „Wir haben in den letzten Jahren kaum eine Spielerin verloren, jetzt kamen noch neun B-Juniorinnen dazu“, erklärt Zdenko Vujanovic, wie sich das große Personalreservoir gebildet hat. Der 45-Jährige, der als Jugendlicher beim VfB Stuttgart und den Stuttgarter Kickers und später unter anderem beim FC Viktoria Backnang spielte, ist als Koordinator für die Frauen und die B-Mädchen der SGM Oppenweiler/Sulzbach verantwortlich.

Er glaubt, dass ein wichtiger Baustein für die Bindung an den Verein zuletzt das coronagerechte Stationstraining war, das in enger Abstimmung mit der Gemeinde erarbeitet und auch in den Winter- und Frühlingsmonaten an vielen Wochenenden angeboten wurde. Jeweils zwei SGM-Spielerinnen oder auch zwei SGOS-Jungs verteilten sich auf insgesamt sechs Stationen, die Manuel Perri und Sven Binder auf dem ganzen Platz aufgebaut hatten. Flanken, schießen, dribbeln, passen – die komplette Palette, außer den untersagten Zweikämpfen. „Das wurde sehr gut angenommen“, sagt Vujanovic. Das stärkt die Zuversicht, für die bevorstehende Runde gerüstet zu sein. Die erste Mannschaft, die weiterhin in der Bezirksliga Rems-Murr/Stuttgart aktiv ist und in der die wenigen erfahrenen Spielerinnen sowie die größten Talente versammelt sind, hat ehrgeizige Ziele. „Wir wollen um den Aufstieg mitspielen“, verkündet der Koordinator, der derzeit auch zum Trainerstab zählt, bis ein Ersatz für den verletzten Manuel Holder gefunden ist. Der vom TSC Murrhardt geholte Mehmet Cankar löste Linus Rehm ab, der in den nächsten sechs oder zwölf Monaten im Ausland weilt, als Spielertrainerin fungiert weiterhin Franziska Fiechtner. In der vergangenen Saison, die nach nur vier Partien wegen der Pandemie endete, blieb die SGM mit einem Sieg und drei Remis ungeschlagen, obwohl drei Titelanwärter unter den Rivalen waren. Schon alleine das zeigt, dass mit Oppenweiler/Sulzbach zu rechnen ist, doch das Team wurde auch noch verstärkt. Vom Oberligisten FV Löchgau kam Ilirjana Musliu, zudem ist den aufgerückten Talenten mit der Erfahrung aus der B-Juniorinnen-Verbandsstaffel viel zuzutrauen. „Die Qualität ist da, aber der Aufstieg ist kein Muss“, nimmt Zdenko Vujanovic den Druck von der sehr jungen Truppe, deren Durchschnittsalter nur etwa 19 Jahre beträgt.

Die Zweite startet in der Bezirksliga Enz- Murr – auf eigenen Wunsch, weil sich die Verantwortlichen davon eine schnelle Weiterentwicklung der Spielerinnen erhoffen, die an die Erste herangeführt werden sollen. „Es ist eine recht große und ausgeglichene Spielklasse, weil es in diesem Bezirk anders als an Rems und Murr keine Kreisliga gibt“, sagt der SGM-Koordinator, der seine Truppe dennoch im vorderen Drittel und „qualitativ fast auf Augenhöhe“ mit der eigenen Ersten sieht. Der Aufstieg ist ausgeschlossen, das war die Bedingung für den Bezirkswechsel, aber „das ist ganz gut so“. Die Talente können ohne den ständigen Blick auf die Tabelle befreit aufspielen. „Für die, die noch etwas Zeit brauchen, ist das der optimale Weg“, glaubt Vujanovic und bedenkt dabei, dass es anders als bei den Jungs keine A-Jugend gibt. Mit 16, 17 Jahren geht es bereits zu den Aktiven, das kann arg früh sein.

In der Kreisliga feiert die Dritte ihre Premiere, hier geht es primär um den Spaß am Spiel. „Wir wollen allen die Möglichkeit geben, bei uns Fußball zu spielen“, auch denen, die aus unterschiedlichsten Gründen zum Beispiel nicht oft trainieren können. Die B-Juniorinnen um das Trainertrio Sven Binder, Julian Krämer und Jana Vujanovic peilen trotz ihres personellen Aderlasses zu den Aktiven einen guten Mittelfeldplatz an, aus Winnenden, Kleinaspach und Allmersbach kamen immerhin fünf Zugänge. Die C-Mädchen gibt es weiterhin, nur hinter den D-Juniorinnen steht noch ein Fragezeichen. Hier hat Corona für eine dünnere Personaldecke gesorgt, möglicherweise stoßen aus Allmersbach aber noch Mädels dazu.

Die Frauenmannschaften im Bezirk Rems-Murr

Nullsummenspiel „Ich bin positiv überrascht und erfreut“, sagt Cornelia Drixler zur Tatsache, dass die Coronapandemie im hiesigen Frauenfußball bisher kaum Spuren hinterlassen hat. Wie schon in der vergangenen, früh abgebrochenen Runde zählt die als Vertreterin des Frauen- und Mädchensports im Vorstand des Bezirks Rems-Murr sitzende Funktionärin exakt 14 Teams im Spielbetrieb der Aktiven. Der bisherige Landesligist SC Urbach hat seine Mannschaft zurückgezogen, die SGM Oppenweiler/Sulzbach III kommt dazu – ansonsten bleibt alles beim Alten.

Aushängeschild Der SV Hegnach I hält die Fahne des Fußballbezirks Rems-Murr künftig in der Regionalliga hoch. Immerhin in der Regionenliga mischen die Spvgg Rommelshausen und die SG Schorndorf mit. Die SV Winnenden I kämpft in der Landesliga um Punkte. Die SGM Oppenweiler/Sulzbach I, die TSG Backnang, der TV Oeffingen und die SGM Birkmannsweiler/Steinach-Reichenbach sind in der Bezirksliga Rems-Murr/ Stuttgart versammelt. Die SGM Oppenweiler/Sulzbach II hat ein Plätzchen in der Bezirksliga Enz-Murr ergattert. Bleibt zuletzt noch die Kreisliga A mit der SGM III, der Spvgg Kleinaspach/Allmersbach, der SK Fichtenberg, dem SV Hegnach II und der SV Winnenden II.