Mühlentag mit Kaiserwetter in Kaisersbach

Der idyllische Mühlwanderweg lockt zum traditionellen Mühlentag am Pfingstmontag wieder zahlreiche Besucher in den Schwäbischen Wald.

Mühlentag mit Kaiserwetter in Kaisersbach

Die Führungen erwiesen sich wieder als richtige Besuchermagneten.Foto: Markus Metzger

Von Markus Metzger

Rems-Murr. Saftig grüne Baumkronen, ein plätscherndes Mühlrad und viele neugierige Besucher erwarteten gespannt den Start des 28. Mühlentags im Schwäbischen Wald. Traditionell öffneten am Pfingstmontag, dieses Mal bei Kaiserwetter, bundesweit wieder mehr als 1000 historische Mühlen ihre Pforten. „Das hat schon seinen ganz eigenen Charme hier, wir kommen hier mitunter auch wegen der leckeren Salzkuchen her“, schwärmt Besucherin Anna Ley aus Cronhütte. Sie und ihr Mann Erik sind mit Tochter Nora heute zeitnah aufgestanden, um gleich von Beginn an mit dabei zu sein.

Auch in diesem Jahr nahmen insgesamt wieder neun Mühlen am idyllischen Mühlwanderweg im Schwäbischen Wald teil. Und da dieses Datum schon lange kein Geheimnis mehr ist, waren hier Besucher-Autokennzeichen, weit über die Kreisgrenzen, zu lesen. An verschiedenen Mühlen startete der Tag um 10 Uhr zunächst mit einem ökumenischen Freiluftgottesdienst. Zudem boten allerlei Stände Süßwaren oder regionale Highlights an.

Erster Einsatz der neuen Waldfee Michelle Fuchs im Heimatort

Pünktlich um 11 Uhr trat die Politikprominenz ans Mikrofon. „Der Schwäbische Wald hat viele historische Mühlen und es ist toll, dass sich in Kaisersbach und den anderen Gemeinden so viele Menschen für deren Erhalt einsetzen,“ lobt Kaisersbachs Bürgermeister Michael Clauss. Er ist zudem stolz, dass die neue Waldfee, welche aus der Gemeinde stammt, hier ihren ersten Einsatz „auf Kaisersbacher Markung“ hat. Als symbolischen Dank für das große Engagement überreichte er dem Eigentümer der Menzlesmühle, Bernd Krauss und parallel Landrat Richard Sigel ein gebackenes Mühlrad.

Der frisch wiedergewählte Landrat wurde mit viel Applaus begrüßt und die neu ins Amt gewählte Waldfee Michelle Fuchs glänzte am Mikrofon parallel an des Landrats Seite. Gleich zu Beginn gewinnt der Landrat mit den Worten „ein Mühlentag mit Kaiserwetter in Kaisersbach“ die Herzen der Zuhörer. „1990 fand hier an der Menzlesmühle, der erste Mühlentag statt,“ erinnert Sigel in seiner Rede: „Damals musste das Wasser noch über einen Feuerwehrschlauch zum Mühlrad geleitetet werden, weil der Kanal verlandet war.“ Der Landrat schwärmt von der traditionellen Handwerkstechnik, der herrlichen Landschaft und weist mit auf das ehrenamtliche Engagement der Mühleneigentümer hin, die „die Geschichte der Mühlen noch heute erlebbar machen.“ Viele Namen, wie Mühlenpapst Eberhard Bohn, werden dankend genannt, und die Tatsache, dass 2,6 Prozent aller deutschen Mühlen im Rems-Murr-Kreis stehen. Im Anschluss eröffnete Waldfee Michelle Fuchs mit dem traditionellen Müllergruß „Glück zurück“ den 28. Mühlentag und der Posaunenchor Hellershof übernahm musikalisch das Regiment.

Einheimische geben Einblicke in die Technik der Mahl- und Sägemühlen

Mit ein Erfolgsrezept des Mühlentags ist die Vielfalt der sogenannten „Mühlenveteranen.“ Denn nur am Mühlentag, dem Pfingstmontag, und am Tag des Schwäbischen Waldes können sich die Besucher live vor Ort ein Bild von den drehenden Mühlrädern machen und diese bestaunen. Jedes Jahr aufs Neue unterstützen viele fachkundige Menschen vor Ort diesen reibungslosen Ablauf mit – seit nun gut 28 Jahren. So sind die Mühlen geöffnet, zu besichtigen und die meist Einheimischen geben Einblicke in die Technik der Mahl- und Sägemühlen nebst Herstellung ihrer Produkte. Jochen Harder führte am Pfingstmontag durch die Meuschenmühle und erklärte den aufmerksamen Zuhörern, das man sich früher „physikalische Fliehkräfte“ bei der Trennung von Spreu und Weizen, zunutze machte.

Aber nicht nur hier, sondern generell konnten alle neun Mühlen von 11 bis 17 Uhr ihre Tore öffnen. Die Führungen in der Meuschen-, Menzles-, Brandhofer und Michelauer Ölmühle waren ein echter Besuchermagnet. Barbara Schunter, Geschäftsführerin des Schwäbischen-Wald-Tourismus, ist auch vor Ort im Einsatz. Für sie ist die „idyllische Lage, das historische Ambiente und die herrliche Landschaft“ einfach nur Gänsehautfeeling.

Ein besonderes Highlight ist die gläserne Produktion in der Voggenbergmühle. Die Voggenbergmühle die einzige noch produzierende Mühle am Mühlenwanderweg, bei der durch den Müller die Herstellung vom Korn zum Mehl erläutert wird. Erwähnenswert ist auch die Vaihinghofer Sägmühle, im Volksmund liebevoll „Hummelgautsche“ genannt, wie auch die Brandhofer Ölmühle. In diesen beide Mühlen wird „das Sägen von Brettern aus Baumstämmen“ vorgeführt. Neugierige Kinder- wie auch Elternaugen begutachteten das Szenario und man spürte den Wissensdurst der Gäste – zum Teil handelt es dabei um angereiste Großstädter. In früheren Zeiten konnte man so, allein durch Wasserkraft, menschliche Arbeitskraft einsparen und für damalige Verhältnisse richtig viel leisten. Auch Reinhold Sczuka, Bürgermeister von Althütte, beschreibt den Tag wie folgt: „Gerade jetzt am Pfingstwochenende bei herrlichem Wanderwetter geht einem hier in der Natur das Herz auf.“