Optimistischer Blick auf die Landtagswahl

Dieses Jahr findet der Neujahrsempfang der CDU Murrhardt in den heimischen vier Wänden statt. Georg Devrikis und Kultusministerin Susanne Eisenmann kommen via Internet zu den Teilnehmern nach Hause.

Optimistischer Blick auf die Landtagswahl

Ministerin Susanne Eisenmann und Georg Devrikis hatten zum CDU-Neujahrsempfang im virtuellen Raum geladen. Foto: privat

Von Simone Schneider-Seebeck

MURRHARDT. Zurück zu den Anfängen: Vor über 30 Jahren fand der erste Neujahrsempfang der CDU Murrhardt im Wohnzimmer von Rosely und Dr. Folkart Schweizer statt. In diesem Jahr nun besuchen der Landtagskandidat Georg Devrikis und Kultusministerin Susanne Eisenmann aus der Stuttgarter Landesgeschäftsstelle der CDU in Stuttgart die Bürger in den heimischen Wohnzimmern. Zwischen 35 und 40 Interessierte nehmen die Gelegenheit wahr, am Neujahrsempfang in digitaler Form teilzunehmen. Auch wenn man sich eine solche Veranstaltung anders vorgestellt haben mag – unter den gegebenen Umständen geben die beiden Kandidaten ihr Bestes, um für sich und ihre Partei zu werden.

„Das Wichtigste ist, authentisch zu bleiben“, so Devrikis. Sowohl für ihn als auch für Ministerin Eisenmann liegt der Fokus beim Thema Wirtschaft. Pragmatische Lösungen zu finden anstelle von kurzfristigem Aktionismus, Taten anstelle von großen Worten, das sei das Gebot der Stunde. In unsicheren Zeiten müsse Wert auf Vertrauen und Verlässlichkeit gelegt werden. Es sei wichtig, Ideen aufzuzeigen, aber auch Fehler zuzugeben, die gemacht wurden.

„Einen eigenen Standpunkt zu haben, das macht uns als Partei, aber auch uns als Kandidaten aus“, so der Murrhardter Devrikis. Die Unterstützung der Wirtschaft in den vergangenen Monaten habe seiner Ansicht nach im Großen und Ganzen gut geklappt. Zu bedenken gibt er jedoch, dass jede Ausgabe die nachfolgenden Generationen belaste und das „Steuergeld unserer Bürgerinnen und Bürger“ betreffe. Besonderes Augenmerk müsse auf kleinen und mittelständischen Unternehmen liegen, denn diese müssten digital fit sein, um wettbewerbsfähig sein und bleiben zu können. Als Beispiele nennt er den beschleunigten Ausbau der digitalen Infrastruktur, von Glasfaseranschlüssen, der Mobilfunkversorgung. „Mit Innovationskraft kann man den Weg aus dieser Krise auch ebnen“, so der Christdemokrat.

„Besteht die Gefahr, dass Baden-Württemberg das Ruhrgebiet der 1920er-Jahre wird?“

Doch nicht zu vergessen sei das Rückgrat der Wirtschaft im Ländle, das Handwerk. Es müsse mehr in den Fokus der jungen Leute als attraktive Ausbildungs- und Berufsmöglichkeit rücken. Innovative Studiengänge, vor allem im Bereich der Forschung, müssten ebenfalls gefördert werden, um im internationalen Vergleich bestehen zu können. Mit seiner Rede wirbt Devrikis glaubwürdig für sich als ein Mensch, der engagierte Politik für die Menschen vor Ort machen will. Und das in allen Bereichen, die die Menschen direkt betreffen – ob es nun um Verkehr, Ausbildung oder wirtschaftliche Belange gehe.

Mit großem Engagement und Leidenschaft spricht eine recht entspannt wirkende Kultusministerin Susanne Eisenmann davon, wie wichtig es sei, im Dialog miteinander zu bleiben und sich auszutauschen. Hier gehöre es dazu, Diskussionen zu führen, gern auch „mit Herzblut“, aber mit ebenso der gebotenen Sachlichkeit und Wertschätzung gegenüber dem Diskussionspartner. Eisenmann betont immer wieder das gemeinsame Miteinander. Ein Schwerpunkt sind auch für sie die Zukunftsfähigkeit und Möglichkeiten des Landes und wie man aus dieser Krise gestärkt hervorgehen könnte: „Jetzt werden die Weichen dafür gestellt. Bleibt und wird Baden-Württemberg ein innovationsfreundliches und technologieoffenes Land, mit Bürgerinnen und Bürgern, die Arbeitsplätze und Ausbildungsplätze haben, oder besteht die Gefahr, dass Baden-Württemberg das Ruhrgebiet der 1920er-Jahre wird?“ Einerseits seien dafür Strukturen zu erhalten, aber auch neue zu schaffen, so Eisenmann.

Es müsse für jeden einzelnen die Perspektive geben, sich so zu entwickeln, wie er es sich wünscht, und das unabhängig von Aus- oder Schulbildung. Beim anschließenden Chat ist dann unter anderem die Novemberhilfe ein Thema und warum diese nicht zügiger und unbürokratischer – wie eigentlich angekündigt – ausgezahlt werde. Hier sei Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut im Gespräch mit Berlin, man sehe durchaus Handlungsbedarf.

Die lockere Stimmung des Neujahrsempfangs der anderen Art zeigt sich sehr gut bei einer Frage, die sich auf die Schließung der Friseursalons bezieht. Denn warum, so der Fragesteller, seien viele Politiker noch auffallend gut frisiert, obwohl doch seit vier Wochen die Salons geschlossen hätten, und das trotz ausgeklügelter Hygienekonzepte. Sowohl Georg Devrikis als auch Susanne Eisenmann betonten ihre Eigeninitiative in dieser Situation. „Meinen Mann würde ich das nicht machen lassen“, so die Kultusministerin: „Da hört das Vertrauen auf.“ Für das Anliegen der Betroffenen – seien es beispielsweise Friseursalons oder auch Sportangebote – zeigt sie Verständnis, betont jedoch auch, dass es momentan noch keine Alternative zum Lockdown gebe, da die Infektionszahlen noch nicht im gewünschten Maße heruntergegangen seien.

„Im Schulbereich herrscht in Deutschland noch Nachholbedarf.“

Es müsse jedoch über Lockerungen diskutiert werden, sobald sich eine entsprechende Entwicklung abzeichne. In Bezug auf die Schulen räumt Eisenmann ein, dass man sich hierzulande noch nicht auf internationalem Niveau befinde und weiterhin Nachholbedarf bestehe. Doch man sei wesentlich besser aufgestellt als im vergangenen März. Landesweit seien 300000 Laptops für die Schüler bereitgestellt worden, zudem könnten zeitnah Geräte an die Lehrerschaft ausgegeben werden.

Bei diesem Neujahrsempfang der Murrhardter CDU aus Stuttgart präsentieren sich Devrikis und Eisenmann als zwei bürgernahe Kandidaten, denen es auch an Humor nicht fehlt. Was außerdem in dieser Zeit, die so beherrscht wird von negativen Schlagzeilen, richtiggehend erfrischend wirkte: Man zeigte sich optimistisch und voller Tatendrang. Und zwar ohne viel Zeit darauf zu verwenden, anderen Versäumnisse oder Fehler vorzuwerfen, wenn natürlich auch der ein oder andere Hieb auf den Koalitionspartner nicht fehlte.