„Ordentlicher Auftritt“ trotz 0:2-Schlappe

Holger Ludwig, der neue Trainer des Oberliga-Aufsteigers TSG Backnang, ist mit seinen Fußballern nach dem ersten Härtetest der Vorbereitung gegen den VfB Stuttgart II durchaus zufrieden. Insgesamt geht der Sieg des Regionalliga-Neulings aber in Ordnung.

„Ordentlicher Auftritt“ trotz 0:2-Schlappe

Die TSG um Patrick Tichy (links) und der VfB Stuttgart II um den Ex-Backnanger Matej Maglica waren über weite Strecken auf Augenhöhe. Foto: A. Becher

Von Dieter Gall

Mit einem 5:1-Erfolg beim Verbandsligisten in Heimerdingen und damit beim bisherigen Verein des neuen Trainers Holger Ludwig sowie dem 8:0-Sieg beim benachbarten Landesliga-Aufsteiger in Allmersbach hatte der Oberliga-Rückkehrer aus den Etzwiesen die ersten zwei Testspiele beendet. Zum Ausklang der dritten Vorbereitungswoche wartete jedoch ein anderes Kaliber: Auf eigenem Platz ging es nicht mehr gegen einen klassentieferen, sondern gegen einen klassenhöheren Rivalen. Zum Duell der Roten von der Murr mit den Roten vom Neckar wurde die Erstliga-Reserve des VfB Stuttgart erwartet, die nach einigen Jahren des Niedergangs und der Debatten um den möglichen Komplettrückzug nun immerhin wieder den Sprung in die Regionalliga Südwest geschafft hat.

„Das war ein positiver Test für uns“, bilanzierte Holger Ludwig nach der weitgehend ausgeglichenen Partie, in der sich die Gäste aus der Landeshauptstadt trotzdem mit 2:0 behauptet hatten. Der TSG-Coach freute sich über einen „ordentlichen Auftritt“ seiner Truppe und hatte bei diesem Urteil auch die intensive Trainingswoche im Hinterkopf, die er seiner Elf abverlangt hatte. Vor allem in der ersten Halbzeit begegneten sich beide Teams auf Augenhöhe. Die Stuttgarter, bei denen der aus Göppingen geholte Innenverteidiger Matej Maglica an seiner alten Wirkungsstätte (November 2015 bis Juni 2019) zur Startformation zählte, hatten mehr Ballbesitz. In der Offensive bissen sie sich an Backnangs aufmerksamer Hintermannschaft aber meist die Zähne aus. Die Innenverteidiger Patrick Tichy und Marc Bitzer, der sich wie Adnan Rakic, Niklas Pollex, Mert Tasdelen und Sebastian Gleißner zum ersten Mal nach seiner Verpflichtung vor heimischem Publikum präsentierte (von den Zugängen fehlte nur der angeschlagene Rui Carvalho), hatten die Lage weitgehend im Griff.

Nur einmal war die nötige Konzentration nicht vorhanden, prompt ging der VfB in Führung. Marc Stein nutzte einen kurze Unachtsamkeit der TSG-Abwehr aus und köpfte zum 1:0 (27.) für die Gäste ein. Zwei Möglichkeiten zum Ausgleich hatten die Murrtaler vor der Pause noch. Drei Minuten nach dem Rückstand landete ein Eckball von Shqiprim Binakaj bei Tasdelen, der die Kugel aus fünf Metern allerdings knapp am Stuttgarter Tor vorbeizirkelte. In der 42. Minute wurde Tichy im Fünfmeterraum im letzten Moment gestoppt.

Wieder ein Standard, wieder Stein: VfB-Routinier schnürt Doppelpack.

Auch im zweiten Abschnitt machten die Backnanger dem Favoriten das Leben weiterhin schwer, wenngleich ihr Trainer einräumte: „Im Spielaufbau war uns der VfB überlegen.“ Dieses Fazit von Holger Ludwig war nachvollziehbar, dennoch setzten seine Schützlinge immer wieder kleinere Nadelstiche. In der 57. Minute fehlte dem Schuss von Loris Maier eine Portion Pfeffer, so war der VfB-Keeper Florian Schock nicht wirklich in Bedrängnis zu bringen. Auf der anderen Seite verhinderte TSG-Schlussmann Marcel Knauss gegen Marco Pasalic (65.) und Joel Richter (70.) das 0:2. In der 76. Minute war der 23-Jährige allerdings auch machtlos. Nach einem Eckball fühlte sich niemand in der Backnanger Defensive für den abermals aufgerückten Marc Stein verantwortlich, der völlig unbedrängt zum 2:0 einköpfen konnte.

„Zwei Standards führten zu den Gegentoren, aus dem Spiel heraus hat sich Stuttgart kaum eine Chance erarbeitet“, lobte Ludwig die Defensivarbeit seiner Truppe. Der Sieg des VfB II war verdient, aber die Hausherren deuteten in dem Duell, in dem ausgewechselte Spieler wieder eingewechselt werden durften, schon an, dass sie in der Oberliga konkurrenzfähig sein dürften. Zumal der Trainer noch mehr personelle und taktische Alternativen hat, wenn die vorsichtshalber geschonten Mario Marinic und Niklas Kalafatis und dazu noch Rui Carvalho sowie die langzeitverletzten Michl Bauer, Benito Baez-Ayala und David Kienast wieder zur Verfügung stehen.

TSG Backnang: Knauss – Leon Maier, Tichy (46. Doser), Bitzer, Dannhäußer (46. Rakic) – Geldner (46. Zimmermann), Wiesheu (46. Biyik), Pollex (75. Dannhäußer) – Tasdelen (75. Wiesheu), Loris Maier (75. Geldner), Binakaj (46. Gleißner).

VfB Stuttgart II: Heeger (46. Schock) – Reutter (46. Rios Alonso), Stein, Maglica (Kober), Kleinhansl – Zografakis (46. Richter), Weil (46. Michel), Kopf, Pasalic (46. Mistl) – Hollerbach, Sökler.

Auftaktspiel gegen den alten Coach: Die TSG freut sich aufs Duell mit Freiberg und Evangelos Sbonias

Es kommt zu einem unerwartet schnellen Wiedersehen zwischen den Oberliga-Fußballern der TSG Backnang und deren Ex-Trainer Evangelos Sbonias. Der 37-Jährige heuerte am vergangenen Samstag beim SGV Freiberg an, der am Samstag, 22. August, um 14 Uhr zum Auftaktspiel der neuen Runde unter dem Murrtalviadukt erwartet wird. „Das verleiht dem Spiel noch einen zusätzlichen Reiz“, sagt TSG-Vorstandsmitglied Marc Erdmann. „Wir freuen uns darauf.“ Ungeachtet dessen, dass Sbonias nun auf der Bank des Rivalen sitzen wird und die Freundschaft damit für 90 Minuten ruht, soll der Coach nach dem Abpfiff mitsamt dem Stab, der ihm in den Etzwiesen zur Seite gestanden hatte, noch gebührend verabschiedet werden. Das war aufgrund der Coronakrise und des abrupten Endes der vergangenen Saison bislang nämlich noch nicht möglich gewesen.

Sbonias, der davor unter anderem den FV Löchgau trainiert und als Assistenzcoach von Oliver Zapel bei der SG Sonnenhof Großaspach und dem SV Werder Bremen II gearbeitet hatte, trat sein Amt bei der TSG Backnang im November 2018 an. Aus einer beinahe aussichtslosen Situation hätte der Nachfolger von Andreas Lechner die Roten mit einer fulminanten Rückrunde um ein Haar noch zum Klassenverbleib in der Oberliga geführt, doch es reichte letztlich nicht ganz. Sbonias richtete die Truppe jedoch in Windeseile wieder auf, dominierte mit ihr die vergangene Verbandsliga-Saison und führte sie zum sofortigen Wiederaufstieg. Er teilte den TSG-Verantwortlichen allerdings frühzeitig mit, dass er seinen Vertrag nicht verlängert.

Ungeachtet dessen bleibt Sbonias bei den Roten ein gern gesehener Gast, beim Testspiel gegen den VfB Stuttgart II weilte er unter den Zuschauern. Das aber schon mit dem Zweck, den alten Klub als kommenden Kontrahenten zu beobachten. „Ich freue mich für ihn“, sagt Erdmann zum neuen Job des alten Wegbegleiters. „Es ist eine interessante Aufgabe bei einem ambitionierten Oberligisten.“ Zudem habe für Sbonias wohl das Gesamtpaket gestimmt, da er mit seiner Frau und dem kleinen Sohn in Bietigheim wohnt und auch dort arbeitet. Das bedeutet kurze Wege ins Training – anders hätte es ausgesehen, wenn aus dem auch kolportierten Interesse des Zweitliga-Aufsteigers aus Würzburg tatsächlich ein Job als Co-Trainer des dortigen Chefs Michael Schiele geworden wäre.

„Ich kann Freiberg zu diesem Trainer nur beglückwünschen“, betont Marc Erdmann. Von Sbonias dürfte beim SGV nichts anderes erwartet werden, als im Kampf um den Regionalliga-Aufstieg zumindest ein Wörtchen mitzureden. Anders lassen sich Verpflichtungen wie die von Ex-Zweitliga-Profi Marco Grüttner oder die der früheren Aspacher Yannick Thermann, Lukas Hoffmann und Julian Grupp kaum interpretieren. Und nun auch noch der schlagartige Trainerwechsel mitten in der Vorbereitung, zur großen Enttäuschung des bisherigen Coaches Milorad Pilipovic.