Der Kreisverkehr in Kirchenkirnberg wird umgebaut. Die Stadt ist aber gegen eine Erhöhung des Innenkreisels, weil sie mit Beschwerden wegen des Lärms rechnet, den größere Fahrzeuge beim Überfahren machen würden. Archivfoto: Jörg Fiedler
Von Christine Schick
Murrhardt. Es ist ein ganzes Bündel an Baumaßnahmen, die in Kirchenkirnberg über den Sommer in Angriff genommen werden, wenn nun nach einstimmigem Beschluss im Murrhardter Gemeinderat alles nach Plan läuft: Neugestaltung des Kreisverkehrs, Umbau der derzeitigen zu barrierefreien Bushaltestellen, Einrichtung einer Querungshilfe sowie Neuausrichtung und Umbau der Zufahrt zum Weiler beziehungsweise Wohnplatz Vögelesreute. Teil des Pakets sind außerdem Sanierungen an den Zufahrtsstraßen am Kreisel. Bürgermeister Armin Mößner gab in der Sitzung zunächst einen Überblick zur Gesamtsituation und den Vorhaben. Mit letzteren sollen einige Problemfälle in Bezug auf den Verkehr in Kirchenkirnberg beseitigt werden. „Der Kreisverkehr in Kirchenkirnberg ist nichts Halbes und nichts Ganzes“, sagte er. Aufgrund seiner überschaubaren Maße sei er selbst kein Minikreisverkehr und werde von den Verkehrsteilnehmern auch in der Regel nicht als Kreisel wahrgenommen. Zwar sei es seines Wissens bisher noch nicht zu schwerwiegenden Unfällen gekommen, aber im Zuge des geplanten Umbaus der Bushaltestellen habe man die Möglichkeiten zur Sicherung des Kreisels auch in Gesprächen mit Vertretern des Landes Baden-Württemberg wieder erörtert.
Ein wichtiger Punkt ist, auch die Überquerung der Kaltwaldstraße für Passantinnen und Passanten sicherer zu machen. Weil ein Fußgängerüberweg als Zebrastreifen aufgrund der zu geringen Frequenzzahlen nicht möglich ist, plant die Stadt nun mit einer Querungshilfe, sprich einer schmalen Insel in der Mitte der Straße. Über diese lassen sich für Fußgänger Anlaufpunkte wie das Kirchenkirnberger Bädle, die Kirche, die Gemeindehalle sowie die Bushaltestellen erreichen.
Ebenfalls verbessern möchte man die Situation an der Zufahrt zum Weiler Vögelesreute, die sich für Autofahrer aufgrund der Lage und Topografie schlecht einsehen lässt. „Die Bremsspuren dort zeugen davon, dass es immer wieder zu gefährlichen Situationen kommt“, so Mößner. Um die Straße ein Stück weit zu verlegen, ist der Erwerb beziehungsweise Tausch von Flächen nötig und die Stadt kann nicht mit Landesmitteln rechnen. Stadtbauamtsleiter Falk Gfrörer stellte die jeweiligen Projekte, die dann ausführlich im Gremium diskutiert wurden, noch mal im Detail vor.
Kreisverkehr Beim Umbau des Kreisels verspricht man sich vor allem von der neuen Anordnung der Zufahrtsäste eine größere Sicherheit. Sie sollen zentraler auf die Mitte zulaufen, sodass die motorisierten Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer vor dem Einfahren stärker abbremsen müssen und ein Überfahren erschwert wird. Der Durchmesser wird von 25 auf 24 Meter reduziert, wobei der Innenring größer angelegt ist. Er soll farblich rot markiert werden, um eine stärkere Signalwirkung zu erzielen und zu verhindern, dass normaldimensionierte Fahrzeuge ihn überfahren (große Sattelzüge dürfen dies weiterhin). Auch Fahrbahnteiler auf den Zufahrtsstraßen sollen mehr Sicherheit bringen. Die Stadtverwaltung sieht von einer Erhöhung der Mittelinsel des Kreisels ab. Sie rechnet mit massiven Beschwerden der Anwohner aufgrund von Lärmbelästigung durch große Schlepper oder Busse, die über die Konstruktion fahren müssten. Veränderte Radien, rote Farbe und eine offensive Beschilderung sollen das künftige Kreiseln erzwingen, so Mößner. Ob die Hoffnung berechtigt ist, dass sich die Verkehrsteilnehmer an die Markierungen halten, wird sich für Rolf Kirschbaum (CDU/FWV), der selbst in Kirchenkirnberg lebt, erst zeigen müssen. Er erinnerte daran, dass die Diskussion über Verbesserungen schon lange währt. Das Urteil zum Kreiselumbau von Edgar Schäf (SPD) war deutlich: „Die Veränderungen bringen nicht viel.“ Er plädierte dafür, nochmals über ein Anschrägen der Mittelinsel nachzudenken. Dies sah Markus Blank (UL) genauso und schloss sich Schäfs Bitte an. Bürgermeister Mößner brachte als Vorschlag ein, mit dem Land darüber zu sprechen, ob im Zentrum des Kreisels beispielsweise ein Blumentrog zur besseren Sichtbarmachung platziert werden kann. Teil des Umbaus sind Fahrbahnsanierungen an der Kaltwaldstraße (100 Meter), der Gschwender Straße (170 Meter) und der Welzheimer Straße (60 Meter).
Querungshilfe Die Kaltwaldstraße soll mittig eine Fahrbahninsel erhalten, die beim Überqueren mehr Sicherheit bietet. Da motorisierte Verkehrsteilnehmer dort durch die enger verlaufende Fahrbahn abbremsen müssen, verspricht man sich eine weitere Entschärfung auch für den Kreisverkehr. Ein unstrittiger Punkt, den das Gremium einhellig begrüßte.
Barrierefreie Bushaltestellen Die Haltebuchten werden zu sogenannten Caps umgebaut, bei denen die Busse auf der Straße stehen bleiben und die Fahrgäste ohne die bisherigen Höhenunterschiede einsteigen können. Für Blinde werden entsprechende Hinweise angebracht. Rolf Kirschbaum (CDU/FWV) wertete die Tatsache, dass Busse nahe des Kreisels auf der Straße halten und der nachfolgende Verkehr ebenso anhalten muss, als weiteren Sicherheitsaspekt im Sinne einer Verkehrsberuhigung.
Zufahrt Vögelesreute Im Sommer bei entsprechendem Bewuchs kommt für Falk Gfrörer die Fahrt aus oder nach Vögelesreute beziehungsweise auf der Landesstraße 1150 zwischen Kirchenkirnberg und Gschwend einem Blindflug gleich. Dem soll nun mit einer Verlegung der Zufahrt begegnet werden. Der Eingriff sei zwar mit erheblichem Tiefbau verbunden, aber machbar. Das Land hält die dortige Geschwindigkeitsbegrenzung auf 60 Kilometer pro Stunde für ausreichend, deshalb beteiligt es sich nicht an den Kosten. Das Gremium zeigte sich vom Vorschlag überzeugt, wobei sich Edgar Schäf (SPD) dafür aussprach, das Limit von 60 Kilometern pro Stunde beizubehalten.
Blick auf den Kreisel und die Zufahrtsstraßen. Archivfoto: Florian Muhl
Kosten Für den Umbau der Bushaltestellen und die Querungshilfe kommen auf die Stadt Murrhardt Kosten von etwa 203500 Euro zu. Der Umbau der Haltestellen wird vom Land gefördert (258000 Euro). Das Land trägt die Kosten für den Umbau des Kreisverkehrs und für die neue Asphaltdeckschicht sowie die Fahrbahnsanierungen – außer für die neuen Einbauten wie Schachtabdeckungen, die die Stadt übernehmen muss. Diese finanziert ebenso den Umbau der Zufahrt nach Vögelesreute, deren Kosten auf etwa 77000 Euro geschätzt werden.
Bauzeit Die Stadt will die Arbeiten bis Mitte März ausschreiben. Wenn der Plan aufgeht, könnten die Maßnahmen im Juni dieses Jahres beginnen. Der Umbau der Fahrbahnränder ist bei einer halbseitigen Sperrung möglich, die tagsüber mit einer Ampel geregelt werden soll. Wird der Fahrbahnbelag aufgebracht, müssen eine Vollsperrung und die Einrichtung einer Umleitungsstrecke erfolgen, voraussichtlich im September 2023.