Parfümerie Lang: Bald schließen sich die Ladentüren

Klaus und Ulrike Lang geben das Geschäft auf. Klaus Lang (71) geht nach 40 Jahren allein am Standort in der Hauptstraße hinter der Theke in den Ruhestand. Eine Nachfolge für das 1951 gegründete Fachgeschäft fand sich nicht.

Parfümerie Lang: Bald schließen sich die Ladentüren

Klaus Lang mit seiner Mutter Helga Lang nach der Modernisierung des Ladens in der Brunnengasse in den 1960ern. Foto: gü/Murrhardter Zeitung

Murrhardt. Es war Klaus Langs Großvater Ernst Tobias, der vor 72 Jahren die damalige Drogerie in Murrhardt eröffnete. Er kam nach dem Zweiten Weltkrieg 1949 aus dem Sudetenland, wo er bereits seine Altvater-Drogerie und eine Sodawasserfabrik betrieben hatte, in die Walterichstadt. Das Geschäft besaß damals ein großes Sortiment, vergleichbar mit einem Kolonialwarenladen. Man bekam dort so gut wie alles, ausgenommen Waren, die Metzger, Bäcker und Apotheke bereithielten, erzählt Klaus Lang.

Der erste Standort war im Haus in der Brunnengasse 1, im Jahr 1964 wurden Laden und Wohnung modernisiert und ein Ausweichquartier am oberen Tor wurde eingerichtet. 1972 konnte die Familie – Klaus Langs Mutter Helga arbeitete im Geschäft ihres Vaters mit – eine Filiale in der Murrhardter Weststadt (Hörschbachstraße) eröffnen. Als dritte Generation entschloss sich Klaus Lang ebenfalls für die Branche und machte seine Ausbildung als Drogist in Stuttgart. Als noch junger Mann, gerade zurück vom Bundeswehrdienst, war er mit dem Tod der Mutter konfrontiert und von heute auf morgen für zwei Geschäfte verantwortlich. Doch es war sein Weg. Rückblickend sagt er: „Ich liebe den Umgang mit Menschen.“ Zudem habe er in der schönsten Branche der Welt gearbeitet, wie es in Fachkreisen manchmal scherzhaft heißt.

1983 zog das Fachgeschäft in den heutigen Standort in der Hauptstraße schräg gegenüber dem Rathaus um. „So konnten wir uns vergrößern und waren näher am Geschehen“, erzählt er. Nach bald 50 Jahren im Verkauf und 40 Jahren am heutigen Standort ist es Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen: Mit 71 Jahren möchte Lang in den wohlverdienten Ruhestand gehen. „Es hat unheimlich viel Spaß gemacht“, sagt er auch mit Blick auf seine Zeit als Stadtrat, während der unzählige Bürgerinnen und Bürger ins Geschäft kamen, um sich einen Tipp abzuholen und von Lang verwaltungstechnisch oder lokalpolitisch informieren zu lassen. „Die Parfümerie hieß augenzwinkernd Bürgerbüro II.“ Als Verfechter für die Innenstadt im Gremium hat er früh gemahnt: „Die Innenstadt ist das Herzstück. Wenn es dort nicht funktioniert, hat die Stadt ein Problem.“ Lange habe die Verwaltung die Schlagkraft von Internet und Online-Bestellung unterschätzt. Er registriert zwar das Engagement des aktuellen Verwaltungsteams, aber auch Veranstaltungen wie das Foodfestival im Herbst hätten den Geschäften keine Kundschaft bringen können. Letztlich sieht er in einer Spezialisierung der Fachgeschäfte im Moment den einzigen Weg, auch wenn sie für die Parfümerie selbst nun keine Fortführung bedeutet hat (siehe Bericht oben). Seine Ehefrau Ulrike Lang, die 1991 ins Geschäft eingestiegen ist und 1999 eine Ausbildung als Kosmetikerin gemacht hat, hat sich entschlossen, ebenfalls einen Schnitt zu machen. Zwar wird sie noch ein paar Jahre arbeiten, bevor auch sie in den Ruhestand geht, sprich, sie wird sich nach einem neuen Beschäftigungsfeld umschauen wie auch zwei Mitarbeiterinnen – eine dritte möchte aufhören. Aber die Kosmetikbehandlungen in separaten Räumen weiterzuführen, hätte neue Investitionen bedeutet, weshalb dies keine Option ist. cs

Parfümerie Lang: Bald schließen sich die Ladentüren

Ulrike und Klaus Lang im heutigen Geschäft, das seit 40 Jahren in der Hauptstraße besteht. Foto: Stefan Bossow